Prozess gegen Eltern in Düsseldorf Kinder sollen im eigenen Kot gehaust haben

In Düsseldorf hat der Prozess gegen einen Mann und eine Frau begonnen, die laut Anklage acht ihrer neun Kinder völlig verwahrlosen ließen. Die Liste der Vorwürfe gegen die Eltern ist lang.

Schon die Verlesung der Anklage gegen den Vater (36) und die inzwischen neunfache Mutter (30) war nichts für schwache Nerven: Eltern aus Düsseldorf sollen ihre Kinder (geboren zwischen 2006 und 2016) über viele Monate sträflich vernachlässigt haben. Mindestens zwischen Januar 2014 und Januar 2015 sollen die Kinder im Dreck gelebt haben, heißt es in der Anklageschrift, die weiter ins Detail gehen soll.

Anfang 2015 waren die Kinder bei einer Hausdurchsuchung gefunden worden. Sie waren völlig verdreckt, verlaust, ihre Zähne waren schwarz, einige der Kinder hatten nur noch Zahnreste im Mund.

Prozess um verwahrloste Kinder in Düsseldorf
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Foto: Wulf Kannegießer

Laut Anklageschrift soll eines der Kinder Spuren eines menschlichen Bisses gehabt haben, ein anderes habe Spuren von alten und auch frischen Rippenbrüchen gehabt, mehrere von ihnen hatten demnach Hautauffälligkeiten wegen absolut unzureichender Hygiene in der Familienwohnung. Dort seien Matratzen mit Kot und Urin verdreckt gewesen, die Kinder hätten angegeben, sie hätten zum Frühstück Gummibärchen und ungekochte Nudeln essen müssen.

Auch in der geistigen Entwicklung sollen etliche von ihnen schwer zurückgeblieben und verhaltensauffällig gewesen sein. In der Anklage heißt es, die inzwischen in anderen Familien untergebrachten Kinder hätten ihre Notdurft auch in den neuen Unterkünften "an ungeeigneten Stellen" verrichtet und seien durch eine "massiv sexualisierte Sprache" aufgefallen.

Eltern sollen Überforderung eingeräumt haben

Anders als von der Verteidigung beantragt, hat das Gericht die Zuschauer während der Anklageverlesung am Mittwoch nicht ausgeschlossen. Das "besondere öffentliche Interesse" an dem Fall und dem Schicksal der Kinder sei höher einzustufen als die Interessen der Eltern, entschied das Gericht. Während der Aussagen der Angeklagten mussten Zuschauer auf Antrag der Verteidigung allerdings vor die Tür.

Dem Vernehmen nach räumten die Eltern ein, mit der täglichen Versorgung ihrer Kinder zeitweise überfordert gewesen zu sein. Der Vater der angeklagten Frau, also Großvater der Kinder, hat den massiven Anklagevorwürfen am Rande der Verhandlung aber empört widersprochen.

Die Angeklagten seien "die besten Eltern der Welt", versicherte er, hätten seien "total kinderlieb und haben immer nur Markenkleidung gekauft". Er hatte sogar eine Erklärung dafür parat, dass bei der 2014 geborenen, damals jüngsten Tochter des Paares, in einer Klinik etliche Rippenbrüche und Blutergüsse im Gesicht und am Bein festgestellt wurden. Die Mutter soll damals erklärt haben, der Säugling sei wohl "aus dem Kinderwagen gefallen".

Ihr Vater widersprach dem am Mittwoch auf dem Gerichtsflur. Die älteren Kinder hätten damals einen Erste-Hilfe-Kurs besucht, hätten danach unbedingt bei allen Mitgliedern der Großfamilie eine "Herzmassage" durchführen wollen — auch bei ihm, dem Opa. Der habe zwar abgelehnt, könne sich nun aber die Rippenbrüche des kleinsten Kindes nur so erklären, dass die älteren Kinder dann beim Säugling eine Herzmassage ausprobiert hätten. Auf das jetzt angeklagte Elternpaar wollte der Großvater nichts kommen lassen.

Angesprochen darauf, warum die Eltern trotz der "Überforderung" immer wieder Kinder bekommen hatten, sagte der Großvater sinngemäß: Das Paar sei sich körperlich sehr zugetan, und beide seien (obwohl sie formell ledig sind) so streng katholisch, dass Schwangerschaftsabbrüche nicht in Betracht gekommen seien. Außerdem gab er an, seine Tochter habe wegen ihrer Überforderung schon 2011 beim Jugendamt um Hilfe gebeten, doch die Stadt habe angeblich nicht reagiert.

Das Amtsgericht will den Prozess am 21. März fortsetzen — und dann vermutlich auch schon zu einem Urteil kommen.

(wuk)
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