Düsseldorf Galerist soll mit Warhol-Werk Geld erschwindelt haben

Düsseldorf · Als angeblicher Dieb und Betrüger musste ein 51-jähriger Kunsthändler aus Essen gestern beim Amtsgericht auf die Anklagebank. Etliche Werke hochrangiger Künstler soll er laut Anklage einem Galeristen (66) zur Auswahl abgeschwatzt, soll jene Grafiken und Skulpturen nicht zurückgebracht, aber auch nicht bezahlt haben. Später soll er sogar eine Arbeit von Pop-Art-Ikone Andy Warhol ausgeliefert - und entgegen aller Absprachen beim Käufer einen Teil des Preises kassiert haben. Ein Urteil gibt es noch nicht, auch hat der Angeklagte zu den Vorwürfen bisher geschwiegen.

Die Anklage klang wie die Rangliste der namhaftesten Künstler der Moderne. Immerhin geht es hier um ein Kunstobjekt von Joseph Beuys, zwei Bronze-Statuen von Markus Lüpertz, ein Bild von Warhol sowie mehrere Werke von Gerhard Richter. Solche Kostbarkeiten soll der Angeklagte bei dem Galeristen "in Kommission" abgeholt haben zur angeblichen Vorlage bei Käufern. Von acht Werken habe er laut Anklage aber nur vier zurückgegeben, Geld für die anderen sei nie geflossen. Bei einem Kunstankauf des Galeristen, dem er beim Ausladen der Werke helfen sollte, habe der Angeklagte ein Unikat für 20.000 Euro sogar gestohlen. Und obendrein soll er Teile des Kaufpreises für das Warhol-Bild, das er ausliefern sollte, zu Unrecht kassiert, dann für sich verwendet haben.

Der angeblich geschädigte Galerist sagte gestern als Zeuge, er habe mit dem Angeklagten jahrelang "gute Geschäfte" gemacht, der Händler habe Kunstkäufe für rund drei Millionen Euro getätigt oder vermittelt. Dann aber sei der Angeklagte wohl in Geldnot geraten, habe sechsstellige Vorschüsse von Käufern eingesteckt, sie erst nach Aufforderung an den Galeristen ausgezahlt. "Wir machen 20 Millionen Euro Umsatz", so der Galerist, daher sei das Fehlen jener Gelder erst nach Wochen aufgefallen. Und ein Teil der zunächst verschwundenen Werke sei bei Sammlern wieder aufgetaucht und von der Galerie zurückgeholt worden.

(wuk)
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