Heimat genießen - in Düsseldorf Ganz auf Gans eingestellt

Düsseldorf · Ab November hat der Braten im Rheinland wieder Hochkonjunktur. Die Tiere kommen oft aus dem Umland.

 Marktbeschicker Andreas Ingenbleek mit einer seiner Gänse.

Marktbeschicker Andreas Ingenbleek mit einer seiner Gänse.

Foto: gerhard Seybert

Rituale und Bräuche, wie man sie besonders häufig in den letzten Monaten des Jahres findet, tragen stark zum Heimatgefühl bei. Dazu werden dann auch immer traditionell die gleichen Gerichte auf der Speisekarte gesetzt. So steht in den nächsten Wochen im Rheinland wieder der Gänsebraten hoch im Kurs. Mit dem Martinstag am 11. November beginnt die Hochsaison für Gänsefleisch. Damit erinnern sich die Menschen an die Geschichte, als der Heilige Martin sich im Gänsestall versteckte, weil er kein Bischof werden wollte, und durch das Schnattern der Stallbewohner verraten wurde. Seitdem ist es Brauch, Freunde und Verwandte im November und Dezember zum Gänseschmaus einzuladen.

Der Trotzhof in Ludenberg bietet unter anderem ab Ende Oktober in seinem Hofladen dafür auf Vorbestellung das Federvieh an. Die Tiere stammen nicht aus dem eigenen Betrieb - in Düsseldorf gibt es keine Gänsezucht - sondern werden von Peter Eßer, Inhaber von "Der Gänsepeter" in Rommerskirchen, angeliefert. "Die Tiere sind auf Grund der guten Haltung eine wahre Delikatesse", sagt Margarete Roßkothen vom Trotzhof. Denn während in Großbetrieben die Tiere nur 16 Wochen alt werden, leben sie bei Eßer sechs Monate. Ihnen steht eine großzügige Auslauffläche zur Verfügung und sie werden größtenteils mit gentechnikfreiem Mais und Getreide aus der eigenen Herstellung ernährt, können in einem Maisfeld selber ihre Nahrung "pflücken".

Durch die längere Wachstumszeit und die Möglichkeiten zur Bewegung würde sich eine ordentliche Brustmuskulatur ausbilden, sagt Eßer. "Das merkt der Kunde spätestens beim Braten, wenn das Tier nicht in sich zusammenfällt." Eßer empfiehlt bei der Zubereitung nur sehr sparsam mit Gewürzen umzugehen. "Da wird ja heute gerne herumexperimentiert, aber leider wird dann dabei der gute Fleischgeschmack oft überdeckt. Die aufwendige Aufzucht hat ihren Preis. "Ein gutes Essen mit einer Deutschen Qualitätsgans kann kaum unter 25 Euro im Restaurant angeboten werden", sagt Eßer.

Denn ein Kilo Gans kostet rund 15 Euro, wie Markthändler Andreas Ingenbleek angibt, und ein Kilo müsse man pro Person einrechnen. Ingenbleek bietet auf vielen Düsseldorfer Wochenmärkten Geflügel und Eier an und hat ab November Gänse im Programm. Diese wachsen auf seinem eigenen Hof in Kevelaer auf. "Gänse sind nach wie vor am Jahresende sehr beliebt. Daran hat sich nichts geändert", sagt Ingenbleek. Er selber mag sie am liebsten klassisch mit Rotkohl und Klößen.

Wahre Meister im Zubereiten der Gänse ist das Ehepaar Gabi und Thomas Drenkard. In ihrem Restaurant Möhker in Düsseldorf Hamm haben sie früher von Oktober bis Dezember durchgängig Gänsebraten angeboten und waren immer ausgebucht. "Jetzt ist die Gaststätte ja leider geschlossen. Deshalb haben wir für die Fans von Möhker im letzten Jahr erstmals ein großes Gänseessen angeboten, bei dem Gabi Drenkard die Zubereitung übernommen hat", sagt Claudia Theisen-Ritterskamp vom Düsseldorfer Stahlwerk.

Das Konzept kam so gut an, dass in diesem Jahr gleich an neun Tagen Gans im Stahlwerk auf dem Programm steht. An langen Tafeln können die Gäste gemeinsam speisen und zwischen Brust oder Keule wählen. "Solch ein Essen ist ursprünglich und gehört zu Düsseldorf. Deshalb freuen wir uns, solch eine Tradition wieder aufleben zu lassen", sagt Theisen-Ritterskamp. Mitessen ist aber nur nach einer Voranmeldung möglich.

(RP)
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