Düsseldorf Ganz große Koalition für Erwin-Ehrung ist geplatzt

Düsseldorf · Grüne und FDP kritisieren Vorschlag am Kö-Bogen. CDU begrüßt neue Lösung und stimmt zu.

Sieben Jahre nach dem Tod von Joachim Erwin (CDU) scheint nun endgültig eine Lösung gefunden zu sein, wie der Oberbürgermeister geehrt werden könnte. OB Thomas Geisel (SPD) hat mit der Familie des Verstorbenen abgestimmt, dass nach Erwin ein Platz benannt wird, der sich vom Schadowplatz entlang des Breuninger-Kaufhauses im Kö-Bogen und der Bestandsbebauung (Schreibwaren Hennig etc.) in Richtung Straßenbahn/Berliner Allee erstreckt. Dieser Platz ist zwar als Adresse nicht sonderlich attraktiv und postalisch noch nicht vorhanden (Breuninger hat die Adresse Königsallee, Hennig Jan-Wellem-Platz), aber immerhin: Der Wunsch der Familie, Joachim Erwin in der Innenstadt zu ehren, wo er Akzente setzte, wird damit berücksichtigt.

Unklar ist aber, ob Geisel für seine Idee eine politische Mehrheit bekommt. Sicher an seiner Seite hat er bisher nur die CDU: "Wir werden dem Vorschlag zustimmen", sagt Rüdiger Gutt, Chef der CDU-Ratsfraktion. "Er ist würdig und passt zur Erwins politischem Vermächtnis." Er habe mit Hille Erwin, der Witwe, gesprochen, die den Vorschlag ebenfalls begrüßt. Die CDU reicht jedoch mit 31 der 82 Ratssitzen nicht für eine Mehrheit, die Geisel für die Umbenennung braucht.

Von FDP und Grünen, mit denen die SPD gerade ein Ampel-Bündnis verhandelt, hagelt es unverhohlen Kritik an Geisels Vorstoß: "Es gibt bisher keinen OB, der in der Innenstadt mit einem Platz oder einer Straße geehrt worden ist", sagt Grünen-Fraktionschef Norbert Czerwinski. Die ausgesuchte Stelle führe zu einem "Platzgewimmel". Zudem gebe es keinen Zeitdruck.

"Definitiv nicht mit uns", sagt Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Partei- und Fraktionschefin der Liberalen. Zum einen sollten in der Innenstadt nur historische Persönlichkeiten geehrt werden, wie eben Schadow oder Gründgens. Es stehe außer Frage, dass Erwin als OB ein Macher gewesen sei. Er habe jedoch auch stark polarisiert und Menschen verletzt. Besser sei deshalb, das erst zehn Jahre nach Erwins Tod, also 2018, anzugehen. Sie wundert sich, dass Geisel sich dermaßen dafür einsetzt. Mit Schuldenfreiheit, Verkauf von Stadtwerke-Anteilen und RWE-Aktien habe Erwin ausdrücklich keine sozialdemokratische Politik gemacht und sei dafür stets von der SPD kritisiert worden.

Auch die SPD mag sich nicht ganz mit dem Vorstoß anfreunden. "Wichtig ist, in Ruhe, Sachlichkeit und breitem Konsens an das Thema zu gehen", sagt Vize-Fraktionschef Martin Volkenrath. Dafür reiche seiner Ansicht nach weder die Ampel-Mehrheit noch Einigkeit zwischen CDU und SPD aus. Geisel plant nun ein erneutes Treffen mit den Fraktionsspitzen zu dem Thema. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass es auf der Tagesordnung der Ratssitzung am 18. September stehen wird.

(RP)
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