Düsseldorf Ganz jeck vor Bürokratie

Düsseldorf · Mehrmals hat sich der neue Karnevalsverein "De lilla Engel" beworben, um Mitglied im CC zu werden. Doch die Oberjecken wollen die Neuen partout nicht: Die Engel sind nicht wirtschaftlich genug.

Es könnte so schön sein in der jecken Welt von Tim Mennecart und Alex Grundwald. Die beiden sind junge, ambitionierte Karnevalisten und fromme und engagierte Katholiken in der Gemeinde Heilige Familie in Stockum. Karneval wurde schon immer gefeiert. Doch 2014 sollte es Ernst werden. Mit anderen jungen Menschen aus der Katholischen Jugend gründeten sie einen echten Karnevalsverein. Mit Eintrag im Register, richtigem Vorstand und allem Drum und Dran. Der damalige Präsident des Comitee Düsseldorfer Carneval (CC), Josef Hinkel, unterstützte sie. Ein Wagen im Zoch und Mitglied sein im CC, das war das Ziel der "Lilla Engel".

Die Engel wollen ein Karnevalsverein für Kinder und Jugendliche sein. "Es geht ums Ausprobieren. Jeder soll sich einbringen, wie er kann. Ämter sind nicht verpflichtend über mehrere Jahre", sagt Vorsitzender Mennecart. Ein Großteil der Ämter wird von Kindern und Jugendlichen selbst übernommen. Die Mitgliedschaft kostet dabei für Kinder nur 20 Euro im Jahr. Ab 18 wird die Mitgliedschaft mit jedem Lebensjahr um einen Euro erhöht. "Wir wollen die Kosten so gering wie möglich halten. Von den Einnahmen finanzieren wir den Wagenbau und Neuanschaffungen, wie eine neue Bereifung für den Wagen", sagt Mennecart.

Wie geplant stellten die Engel den Antrag auf eine CC-Mitgliedschaft. Schriftlich im Juni 2014. Auf Antwort warteten die jungen Karnevalisten vergeblich. Auch weitere Anrufe brachten nur Vertröstungen. Erst im Dezember 2015 schrieb die inzwischen neue CC-Spitze zurück. Leider war es eine Absage. Frust bei den "lilla Engeln". "Wir haben versucht, den Anforderungen des CC zu entsprechen, 25 Festmitglieder zum Beispiel. Das haben wir mittlerweile geschafft", so Vorstandskollege Alex Grunwald. "Allerdings sind wir nicht wirtschaftlich genug. Wir haben keine jährliche Veranstaltung mit mindestens 100 zahlenden Gästen." Ihre größte Veranstaltung hatte zuletzt 40 Gäste. Eine mögliche Wirtschaftlichkeit wäre dabei nie ihr Ziel gewesen.

Beim CC versucht man die Ablehnung der Katholiken zu rechtfertigen. "Wir wollen die schon und freuen uns über jedes neue Mitglied. Aber es muss unsere Kriterien erfüllen und wirtschaftlich sein", sagt CC-Präsident Michael Laumen. Viele wollten durch eine Mitgliedschaft im CC nur beim Zoch mitfahren und seien kein richtiger Karnevalsverein. "Wir wollen verhindern, dass der Karneval ausgedünnt wird", sagt CC-Sprecher Hans-Peter Suchand. Viele Vereine hätten sich aus Zwist aufgespalten. Deshalb wurden die Richtlinien, die jeder neue Verein erfüllen muss, verschärft. "Vereine müssen über drei Jahre lang nachweisen, dass sie aktiv im Karneval tätig sind." Dazu gehöre der "regelmäßige Besuch von Fremdveranstaltungen", aber auch die Organisation von eigenen Veranstaltungen. Auch die Zuglänge sei ein großes Thema. Will jeder neue Verein seinen eigenen Wagen im Rosenmontagszug, so sei dies bald nicht mehr zu bewältigen.

Für die "Lilla Engel" heißt das: Der neue Wagen wird nur auf zwei Veedelszügen zu sehen sein. Sie haben ihn nach dem Vorbild der Mottowagen von Jacques Tilly aus Draht und Pappmaché gestaltet. Beim Zoch dürfen sie aber nur als Fußgruppe mit. CC-Präsident Laumen macht aber Hoffnung. In nur "drei bis fünf Jahren" könne die Sache anders aussehen. So lange dauere der Aufnahmeprozess zum "Korrespondierenden Mitglied". Bis dahin sind sie offiziell "Anwärter auf die korrespondierende Mitgliedschaft." Ist der Beitritt zur EU einfacher, fragen sich die "Lilla Engel".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort