Düsseldorf Ganzheitliche Krebsbehandlung

Düsseldorf · Das Evangelische Krankenhaus in Unterbilk bietet als einziges in Düsseldorf "Integrative Onkologie" an. Aufgebaut hat die Abteilung eine Oberärztin, die klassische Schulmedizin mit naturheilkundlichen Erkenntnissen verbindet.

 Schwester Dagmar Ungelenk, Pflegeleiterin der Palliativstation, gemeinsam mit Oberärztin Beatrice Brücher-Encke und Patientin Ilona Rose (v.l.)

Schwester Dagmar Ungelenk, Pflegeleiterin der Palliativstation, gemeinsam mit Oberärztin Beatrice Brücher-Encke und Patientin Ilona Rose (v.l.)

Foto: Regina Goldlücke

Krebspatienten geht es besser, wenn sich Schulmedizin und Naturheilkunde in der Behandlung ergänzen - davon ist Beatrice Brücher-Encke überzeugt. Die Onkologin, Palliativmedizinerin, Psychotherapeutin und Ärztin für Naturheilkunde hat am Evangelischen Krankenhaus (EVK) eine Abteilung für Integrative Onkologie aufgebaut, die seit Juni etabliert und in Düsseldorf einzigartig ist. "Im Mittelpunkt steht der Mensch mit seiner Erkrankung", erklärt die Oberärztin. "Naturheilkundliche Verfahren lindern eindeutig die Nebenwirkungen von Strahlen- und Chemotherapie. Sie stärken das Immunsystem und stabilisieren Körper, Geist und Seele. Alles, was wir einsetzen, ist wissenschaftlich fundiert und durch seriöse Studien belegt."

Beatrice Brücher-Encke praktizierte als klassische Schulmedizinerin zehn Jahre an der Uniklinik Heidelberg, wechselte an die Kliniken Essen-Mitte und lernte durch die Zusammenarbeit mit der dortigen Klinik für Naturheilkunde das Konzept der Integrativen Onkologie kennen. Dabei werden Verfahren wie Akupunktur, Akupressur, Misteltherapie, Phytotherapie und Wickelauflagen eingesetzt. "Ich sah, dass es den Patienten damit besser ging", begründet sie ihren Entschluss, eine Ausbildung in Naturheilkunde anzuschließen. "Wenn Schulmediziner nicht weiter wussten, fragten sie manchmal, ob wir nicht etwas in unserer Schatzkiste hätten", erzählt sie und betont noch einmal: "Naturheilkunde ist keine Alternative, sondern eine sinnvolle Ergänzung. Das Leben der Krebspatienten wird damit nicht verlängert. Aber sie fühlen sich damit unter der strapaziösen Behandlung sehr viel wohler."

Ilona Rose hat es genau so erlebt. Die Düsseldorferin (50) bekam im März die Diagnose Enddarmkrebs und entschied sich bei der OP für das Darmkrebszentrum am EVK. "Die Begleiterscheinungen während der Stahlen- und Chemotherapie waren furchtbar", erzählt sie. "Ich litt an Übelkeit und Erbrechen, konnte nicht mal einen Schluck Wasser bei mir behalten." Bis sie von dem neuen Konzept erfuhr. Geholfen habe ihr insbesondere die Akupressur: "Meine Übelkeit löste sich sehr schnell in Wohlgefallen auf. Den Knopf, den ich dabei im Ohr hatte, steuerte ich selber. Diese aktive Mitarbeit tat mir gut." Wird den Krebspatienten im EVK das Angebot der Integrativen Onkologie unterbreitet, sind die meisten offen dafür. Im ambulanten Bereich werden die naturheilkundlichen Leistungen von den Kassen nicht übernommen, stationär muss das oft ausgehandelt werden.

Schwester Dagmar Ungelenk ist Pflegeleiterin der Palliativstation und wendet mit ihrem extra ausgebildeten Team die Methoden an. Lavendelauflagen gegen Schlafstörungen, Ingwer-Nierenwickeln zur Kräftigung, frisch aufgebrühte Tees hätten eine segensreiche Wirkung. Mag auch der Faktor der Zuwendung hier eine Rolle spielen - für die Pflegekräfte zählt allein das Ergebnis: "Wir wissen jetzt, wie sich die Lebensqualität unserer schwerkranken Patienten verbessern lässt. Dann war das Feuer plötzlich da."

(RP)
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