Düsseldorf Gebeine aus dem 17. Jahrhundert bestattet

Düsseldorf · Die Knochen mehrerer Menschen waren zuvor bei Bauarbeiten gefunden worden.

 Stadtdechant Ulrich Hennes bei der Bestattung, zu der sich etwa 20 Menschen einfanden

Stadtdechant Ulrich Hennes bei der Bestattung, zu der sich etwa 20 Menschen einfanden

Foto: Anne Orthen

Drei Särge mit Gebeinen wurden gestern am Stiftsplatz an der Lambertuskirche würdig bestattet. Die Knochen waren bei Arbeiten der Stadtwerke gefunden worden. Um einen Zufallsfund handelte es sich dabei nicht: Mehr als r 500 Jahre lang wurden die Bürger von Düsseldorf an dieser Stelle bestattet. Da der Platz unter Denkmalschutz steht, wurden die Arbeiten der Stadtwerke von Archäologen begleitet. "Dieser Blick in die Geschichte ist für uns und auch für Düsseldorf etwas ganz Besonderes", sagte der ehrenamtliche Mitarbeiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege, Helmut Grau. Er schätzt, dass auf dem Platz etwa 3000 bis 4000 Menschen begraben liegen.

Fünf Skelette sowie viele einzelne Knochen konnten die Archäologen ausgraben. Darunter befand sich auch das Skelett einer 1,65 Meter großen Frau, zusammen mit dem Skelett ihres Säuglings. Dass das Kind bereits getauft war und zusammen mit der Mutter erst danach verstarb, zeige eine kleine Krone, die dort ebenfalls gefunden wurde. Diese sei zur damaligen Zeit das Kennzeichen für ein getauftes Kind gewesen, erklären die Mitarbeiter. Um wen es sich bei der Frau handelt, will Grau anhand der Düsseldorfer Archivverzeichnisse unbedingt herausfinden.

Zu wie vielen Menschen die übrigen Knochen gehören, konnten die Helfer nicht sagen. Fest steht aber, dass die Gebeine hauptsächlich von Kindern und jungen Menschen stammen. Als Todesursache sehen die Helfer Unterernährung sowie Rachitis, die zu der Zeit weit verbreitet war. Einige der gefundenen Unterkiefer werden hierfür noch medizinisch untersucht.

Laut Grau wurde die letzte Bestattung auf dem Stiftsplatz am 13.04.1769 durchgeführt. Danach wurde der Friedhof verlegt.

Insgesamt 20 Personen hatten sich zu der Bestattung eingefunden. "Bereits in meiner Kindheit wurden bei Reparaturen am Fischerbrunnen hier Knochen gefunden, deswegen wusste ich, dass der Platz früher ein Friedhof war. Der neue Fund hat mich dann interessiert", sagt Manfred Anno, der zu den Anwesenden gehörte.

Neben den Gebeinen wurden auch ein Anhänger, ein Kreuz und eine Münze gefunden, die nun weiteren wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen werden.

Etwa ab Mitte September werden an der Lambertuskirche weitere Arbeiten durchgeführt. Die Archäologen werden auch diese Arbeiten begleiten.

(RP)
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