Michael Fischer "Geisels Vorschlag ärgert mich ernsthaft"

Düsseldorf · Michael Fischer, Chef des Aquazoo-Freundeskreises, über die Sanierung, Sparideen des Oberbürgermeisters und Träume für den Zoo

 Michael Fischer leitet den Freundeskreis des Aquazoos, der sich mit 1,8 Millionen Euro an der Sanierung beteiligt hat.

Michael Fischer leitet den Freundeskreis des Aquazoos, der sich mit 1,8 Millionen Euro an der Sanierung beteiligt hat.

Foto: Anne Orthen

Die Wiedereröffnung des Aquazoos wurde immer wieder verschoben. Jetzt soll er im Sommer eröffnen. Hat der Freundeskreis schon einen Termin für eine Feier ausgemacht?

Michael Fischer Nein, wir warten noch ab. Die Stadt muss entscheiden, wann der Zoo öffnen soll. Aber die letzten Signale stimmen sehr optimistisch, dass es im Sommer klappt. Wir werden als Freundeskreis eine eigene Veranstaltung machen, um das Ereignis zu feiern.

Die Sanierung hat mehr als zwei Jahre länger gedauert als geplant. Hat der Freundeskreis protestiert?

Fischer Nein. Es ist schade, dass es so lange gedauert hat. Aber Protest hätte keinen Sinn gehabt. Es gab ja Gründe. Einer ist sicher das Ausschreibungsrecht, durch das leider manche Firma den Zuschlag bekommen hat, die nicht ausreichend qualifiziert war. Man hat auch gemerkt, dass sich die Mitarbeiter des Bauamts zwar Mühe gegeben haben, aber keine Erfahrung mit einem solchen Spezialgebäude hatten. Trotzdem muss ich vor allem die Mitarbeiter des Hauses loben, die mit viel Engagement weitergearbeitet haben.

Haben Sie das Ergebnis schon sehen können?

Fischer Ja, wir konnten kürzlich schon mal in das Gebäude. Es ist ein großer Unterschied erkennbar, das Institut wirkt viel moderner. Durch das neue Konzept können wir unsere Besucher viel besser erreichen. Auch die neue, punktgenau einstellbare Beleuchtung macht viel aus.

In den letzten Jahren hat der Aquazoo Besucher verloren. Glauben Sie, dass sich das ändert?

Fischer Ich denke, für die ersten Monate brauchen wir uns ohnehin keine Sorgen zu machen. Da werden sich die Besucher gegenseitig auf die Füße treten. Ich glaube, dass die einzigartige Ausrichtung den Aquazoo auch langfristig gegen die Konkurrenz attraktiv macht.

Wie meinen Sie das?

Fischer Die Menschen können sicher ihr Eintrittsgeld nur einmal ausgeben, insofern gibt es viele Mitbewerber in der Region. Der Aquazoo ist aber in seinem Konzept konkurrenzlos. Er ist eine vermutlich europaweit einzigartige Kombination aus einem Tierpark und einem Naturkunde-Museum. Dort kann man den Leuten umfassend erklären, wie Evolution funktioniert. Man kann im Aquazoo sehen, was wir über das Leben im Wasser wissen und auch, was wir alles nicht wissen. Und man kann darüber hinaus direkt lebende Tiere sehen. Das ergibt ein Lehrinstitut, das Spaß macht.

Oberbürgermeister Thomas Geisel hat kürzlich infrage gestellt, dass der Aquazoo weiter zwei Tierpräparatoren braucht. Was sagen Sie dazu?

Fischer Das hat mich ernsthaft geärgert. Ich habe das als echten Tiefschlag gegen das Institut empfunden, und auch die beiden Mitarbeiter sind verständlicherweise sehr verunsichert. Unser Haus braucht diese Stellen. Die Präparatoren sind ja nicht nur dazu da, hin und wieder ein Tier auszustopfen. Sie pflegen die Ausstellungsstücke, kümmern sich um den Erhalt der bedeutenden Sammlungen mit rund einer Million Exponaten und müssen vermehrt an der Digitalisierung der Bestände arbeiten. Bis vor 15 Jahren hat es sogar drei Präparatoren gegeben.

Aber die Stadtverwaltung muss sparen. Thomas Geisel nannte diese Kürzung in Zusammenhang mit dem Spar-Programm "Verwaltung 2020".

Fischer Ich glaube, dass er sich nicht mit den Hintergründen befasst hat, bevor er diesen Vorschlag machte. Das ist kein guter Führungsstil. Die einzigartige Kombination mit dem Museum lässt sich nur aufrechterhalten, wenn dafür auch Mitarbeiter vorhanden sind. Sonst kann man sich am langen Ende auch fragen, warum die Stadt überhaupt Kulturinstitute betreibt. Ich würde für den Aquazoo sogar noch eine weitere Stelle vorschlagen.

Welche denn?

Fischer Es ist mir unbegreiflich, warum es in dem Kulturinstitut, das bei den Besuchern das beliebteste ist, keinen hauptamtlichen Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing gibt. Andere große Kulturhäuser haben mehrere. Wir brauchen einen Experten für Vermarktung, der sich am besten auch um Sponsoren und Events kümmert. Man kann den Aquazoo ja auch für Veranstaltungen mieten, das weiß bloß kaum jemand. Diese Stelle würde auch Einnahmen bringen.

Der Freundeskreis hat die Sanierung mit stolzen 1,8 Millionen Euro unterstützt. Wie ist dieser Betrag zusammengekommen?

Fischer Eigentlich hatten wir ja auf den Erweiterungsbau gehofft. 2008 stand der erste Beschluss sogar schon auf der Tagesordnung im Stadtrat. 40 Millionen Euro sollte das neue, benachbarte Gebäude kosten. Es sollte mit einem Glastunnel angebunden werden, der unter einem Haibecken entlangführt. Dann ist leider Oberbürgermeister Joachim Erwin gestorben, der ein großer Befürworter dieses Projekts war. Wobei ich mich im Nachhinein offen gesagt frage, ob die wenig später einsetzende Bankenkrise nicht die Pläne ohnehin gestoppt hätte.

Die Politik entschied sich dafür, lieber zunächst den Zoo zu sanieren.

Fischer Ja. Man hat uns damals signalisiert, dass die Stadt ihrer Verpflichtung nachkommt, das in die Jahre gekommene Gebäude zu erneuern, dass allerdings nicht viel Geld für Extras da ist. Deshalb sind wir eingesprungen und haben die schon gesammelten Spenden von rund einer Million für die Erweiterung eingesetzt. Darüber hinaus hatte der Verein glücklicherweise eine hohe Erbschaft von nahezu 800.000 Euro gemacht.

Was hat der Freundeskreis denn an Extras ermöglicht?

Fischer Zum Beispiel haben wir die neu konzipierte Dauerausstellung zum Thema "Meer und Mensch" finanziert, die im Übrigen maßgeblich von den beiden Präparatoren erstellt wurde. Darüber hinaus haben wir die neue Technik für das Haifischbecken bezahlt, die es unter anderem ermöglicht, dort Rochen zu halten. Auch an der Neugestaltung des ehemaligen Seehundebeckens haben wir uns beteiligt. Vor allem war es uns aber wichtig, in die Präsentation zu investieren.

Was ist das nächste Ziel?

Fischer Es werden im Nachgang zur Wiedereröffnung sicher noch einige Dinge auffallen, die wir verbessern können. Wir werden versuchen, dafür Geld zu generieren. Und natürlich werden wir auch nicht mit dem Träumen aufhören.

Wie meinen Sie das?

Fischer Ein Erweiterungsbau würde ein breiteres Angebot an Tieren ermöglichen. Mit einer zweiten Tropenhalle könnte man Arten zeigen, für die uns derzeit der Platz fehlt. Traumhaft wäre zum Beispiel eine weltweit einzigartige Seekuh-Anlage. Der Landbereich könnte Platz für größere Reptilien oder Kletterbereiche für Affen oder Faultiere bieten. Es muss ja vielleicht nicht so ein spektakulärer Entwurf sein, wie früher einmal geplant war, obwohl: Eine Stadt wie Düsseldorf braucht auch gelungene Architektur. Ich sage immer: Nach der Sanierung ist vor der Erweiterung.

ARNE LIEB FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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