Kolumne Die Woche Im Rathaus Gelassene Düsseldorfer können sich als Tour-Gewinner fühlen

Düsseldorf · Die Düsseldorfer sind Landesfeiermeister. Die großen Events der letzten Wochen haben sie mit links "abgearbeitet" und meist auch gerne mitgemacht.

Tour de France 2019: Skurrile Kostüme, Motiv-Wagen und Picknick - die schönsten Fan-Bilder von der Tour-Strecke
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Kostüme, Motiv-Wagen und Picknick - die schönsten Fan-Bilder von der Tour-Strecke

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Foto: AFP/MARCO BERTORELLO

Den Charakter von Menschen lernt man in Krisen gut kennen. Da treten Eigenschaften eher unverstellt zutage. Aber auch am anderen Ende der Emotionsskala können Menschen kenntlich werden. Die Tour de France war in dieser Hinsicht eine Sternstunde für Düsseldorf. Sehr positiv und in dieser Weise ein neues Phänomen. Ein Großereignis mit rund 1,3 Millionen Menschen wurde äußerst professionell abgewickelt - und es gab kaum Beschwerden. Die Stimmung an der Strecke war gelöst, entspannt und aufgeräumt. Die Bürger wussten, dass der Sportmythos Tour de France das Leben der Stadt bestimmen würde, also nahmen sie dieses Faktum an und zelebrierten es in rheinischer Lebensfreude. Kompliment, kann man nur sagen, und: In einer solchen Stadt lohnt es sich zu leben.

Die Experten von Stadtverwaltung, Düsseldorf Congress Sport & Events (DCSE) sowie Messe haben auf international beachtetem Niveau ein Meisterstück abgeliefert. Im Vorlauf haben sie "nebenbei" auch noch die Tischtennis-WM, das Manga-Event Dokomi (50.000 Teilnehmer), die Triathlon-EM und das Konzert von Robbie Williams in der Arena durchgeführt.

 Robbie Williams begeisterte in der Arena.

Robbie Williams begeisterte in der Arena.

Foto: david Young

Es verwundert von daher nicht, dass die neue Landesregierung den Kontakt zur Stadtspitze sucht, um gemeinsam eine Eventplanung für die nächsten Jahre zu entwerfen. Denn was in der Landeshauptstadt passiert, kann auch aufs Image von Nordrhein-Westfalen ausstrahlen. Hier gemeinsam eine Strategie zu entwickeln, dürfte für beide Seiten von Vorteil sein. Die Stadt bringt dabei Expertise und operative Spezialisten ein, braucht im Gegenzug aber auch Unterstützung. Es kann nicht sein, dass Kommunen oder kleinere Veranstalter im Regen stehen bleiben, wenn es um die Finanzierung von Terrorabwehrmaßnahmen geht.

Eine solche Abstimmung von Stadt und Land bedeutet nicht, dass nun automatisch mehr Großveranstaltungen in Düsseldorf stattfinden sollen. Dies würde den positiven Effekt auch umkehren. Am kommenden Wochenende ist Frankreichfest, in der Woche darauf startet die große Rheinkirmes: Wir sind nicht in Gefahr, dass die Langeweile ausbricht. Aber sich genau zu überlegen, was an Großevents zusätzlich von Zeit zu Zeit sinnvoll ist, kann nicht schaden. Antworten darauf gibt es noch nicht.

Wichtig und richtig ist es, dass die Events den Menschen gefallen und zudem den Markenprozess der Stadt unterstützen. Der Republik und auch über die Landesgrenzen hinaus muss klarwerden, für welche Lebensqualität Düsseldorf steht, dass die Stadt wirtschaftlich boomt sowie tolerant und bunt ist. Dabei hat die Tour de France geholfen. Eine internationale Untersuchung hat ergeben, dass zwar 78 Prozent der Menschen den Namen Düsseldorf schon mal gehört haben. Aber nur sieben Prozent haben Bilder dieser Stadt im Kopf. Frank Schrader, der Chef von Düsseldorf Marketing, backt in diesem Zusammenhang kleine Brötchen. Wenn die Menschen in aller Welt abspeichern, dass Düsseldorf eine lebenswerte Stadt an einem Fluss namens Rhein ist, sieht er schon viel erreicht.

Die Diskussion um Kosten ist gleichzeitig unerlässlich. Die Stadt will viel investieren und muss gleichzeitig sparen. Jeder Euro für Spaß und Marketing ist von daher zwei Mal umzudrehen.

(RP)
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