So wohnt Düsseldorf Gemeinsam bauen, zusammen leben

Düsseldorf · Mehrere Familien haben sich zusammengeschlossen und wollen sich in Flingern Wohnraum schaffen. Die Baugruppe sucht noch Mitstreiter für das Wohnprojekt.

 Christopher Richert ist der Sprecher der Baugruppe, die an einer Sackgasse an der Rosmarinstraße zwei Häuser bauen möchte.

Christopher Richert ist der Sprecher der Baugruppe, die an einer Sackgasse an der Rosmarinstraße zwei Häuser bauen möchte.

Foto: Anne Orthen

Er sucht seit zehn Jahren eine Wohnung. In zentraler Lage, mit ausreichendem Platz und zu einem bezahlbaren Preis. Vor allem das. "Unmöglich", lautet das Fazit von Christopher Richert. Deswegen wohnt der IT-Fachmann mit seiner Familie immer noch in Haan und muss sich jeden Morgen durch den Verkehr zu seiner Firma nach Düsseldorf quälen und abends wieder zurück.

Aber bald wird er zur Arbeit radeln können. Denn bald ist Christopher Richert selbst Bauherr — gemeinsam mit einigen andere Familien, die sich zu einer Baugruppe zusammengeschlossen haben und es nun selbst in die Hand nehmen: Wohnraum zu schaffen.

Die Rosmarinstraße in Flingern. Das Szeneviertel mit seinen Geschäften, Cafés, Restaurants ist nur ein paar Minuten entfernt. Am Ende einer kleinen Sackgasse liegt das Grundstück der Baugruppe, 2500 Quadratmeter groß. Von einer Seite ist die Turmspitze des Kraftwerks zu sehen, von dort soll später Fernwärme bezogen werden. Bis es soweit ist, wird noch eine Weile vergehen, noch wird der Bauzaun von Schlingknöterich überwuchert, "aber im kommenden Winter wollen wir beginnen", meint Christopher Richert, Sprecher der Gruppe.

 Das Projekt an der Rosmarinstraße umfasst zwei Häuser mit insgesamt 15 Wohnungen.

Das Projekt an der Rosmarinstraße umfasst zwei Häuser mit insgesamt 15 Wohnungen.

Foto: Christopher Richert

An der Stelle, wo er gerade die Pläne erläutert, wird Haus A entstehen mit drei Stockwerken und sechs Wohnungen, "daneben ist die Einfahrt zur Tiefgarage, dann folgt Haus B mit neun Wohnungen" — auf der Fotoanimation hat die Zukunft schon Konturen angenommen mit weißen Fassaden, Balkonen, Gartenstreifen vor den Erdgeschosswohnungen, einem eigenen Spielplatz.

Es hat lange gedauert, bis die Gruppe diesen Punkt erreicht hat: den Fast-Baustart. Die erste Idee dazu ist schon sechs Jahre alt. "Man braucht Geduld", hieß die erste Lektion, die die künftigen Bauherren lernen mussten. Schließlich wurde ihnen von der Stadt Düsseldorf dieses Grundstück an der Rosmarinstraße angeboten, zu einem Preis, der deutlich günstiger sei als auf dem freien Markt.

Dafür aber mit Auflagen verbunden: Die Wohnungen sind ausschließlich zur Eigennutzung bestimmt und dürfen in den nächsten zehn Jahren nicht verkauft werden. Und: Die 14 Parteien müssen eine zusätzliche 15. Wohnung einplanen zur gemeinsamen Nutzung. "Da werden wir uns zu Eigentümerversammlungen treffen und vermutlich Feste feiern", blickt Christopher Richert schon mal voraus.

Überhaupt mussten ein paar Stolpersteine aus dem Weg geräumt werden, bevor hier auch nur ein Kubikmeter Erdreich bewegt wird. "Wir haben um jeden Zentimeter Fläche gekämpft." Als hilfreich wurde dabei die Begleitung und Unterstützung der städtischen Agentur für Baugruppen empfunden. "Eine Schnittstelle, die uns viele Türen zu anderen Ämtern geöffnet hat."

 Die Kosten für die Wohnungen sollen 3400 Euro pro Quadratmeter nicht überschreiten, so die Vorstellung der Baugruppe.

Die Kosten für die Wohnungen sollen 3400 Euro pro Quadratmeter nicht überschreiten, so die Vorstellung der Baugruppe.

Foto: Leben & Bauen

Allerdings: Noch ist die Gemeinschaft nicht vollzählig, einige Interessenten sind wieder abgesprungen, weil sich ihre Lebenssituation geändert hat. Aktuell werden noch vier Mit-Bauherren gesucht für Wohnungen zwischen 85 und 105 Quadratmetern. Welche Voraussetzungen sollten die mitbringen? "Wir suchen sympathische Menschen, die zu uns passen." In jedem Alter und gern mit Kindern. "Bloß keine Egoisten." Das spätere Zusammenleben soll geprägt sein von "harmonischer Nachbarschaft und einer Gemeinschaft ohne starre Strukturen". Außerdem können jetzt noch Sonderwünsche beim Grundriss oder der Innenausstattung berücksichtigt werden.

An den Kosten hat die Gruppe lange herumgerechnet, die sollen 3400 Euro pro Quadratmeter nicht überschreiten, "eher darunter liegen", dazu kommt die Umlage für die Gemeinschaftswohnung. "Damit liegen wir ungefähr 1000 Euro unter den ortsüblichen Quadratmeterpreisen." Zumal einige Arbeiten durch Eigenleistung geplant sind, ferner fallen weder Verwaltungsgebühren, noch Kosten für Makler oder Bauträger an, "denn das sind ja wir selbst." Außerdem hat die Gruppe erfahren, dass andere Gemeinschaften von Firmen wie dem Baustoffhandel Sonderkonditionen eingeräumt wurden, "darauf hoffen wir ebenfalls".

Dass sie harmonisch miteinander leben werden, daran haben sie kaum Zweifel. Miteinander zu bauen bedeutet schließlich auch, Auseinandersetzungen zu überstehen. "Hinterher kennt man sich wirklich." Einig sind sich die künftigen Nachbarn: Im Gemeinschaftsgarten soll Lavendel blühen und natürlich Rosmarin, passend zur Adresse — für ein bisschen mediterranes Flair.

(RP)
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