Düsseldorf Genossen bejubeln ihren OB-Kandidaten

Düsseldorf · Mit dem Spruch "Ich will Oberbürgermeister von Düsseldorf werden" präsentiert sich Thomas Geisel seiner Partei. Der Schwabe strahlt Zuversicht aus – Balsam für die sozialdemokratische Seele nach 14 Jahren in der Opposition.

 Die SPD freut sich über ihren neuen OB-Kandidaten: Thomas Geisel mit seiner Frau Vera beim Parteitag. Links Bürgermeisterin Gudrun Hock.

Die SPD freut sich über ihren neuen OB-Kandidaten: Thomas Geisel mit seiner Frau Vera beim Parteitag. Links Bürgermeisterin Gudrun Hock.

Foto: B. Schaller

Es dauert nur ein paar Minuten, da hängen sie an seinen Lippen: Im Saal rund 200 Delegierte des Parteitages der Düsseldorfer SPD, auf dem Podium ein leicht schwäbelnder Mann, auf den sie ihre Hoffnung bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr setzen. Thomas Geisel, Ruhrgas-Manager und Anwalt, ist angetreten, um seine Genossen zu überzeugen, dass die Parteispitze auf den Richtigen setzte, als sie ihn vor ein paar Tagen auf den Schild hob. Ganz richtig stellt er fest "Mit Basisdemokratie hatte das nichts zu tun". Stimmt – aber das stört an diesem Samstagmorgen im Düsseldorfer Geschwister-Scholl-Gymnasium keinen – man will endlich nach vorn schauen, Hoffnung schöpfen, diese schwarz-gelbe Koalition im Rathaus ablösen zu können.

Und vor allem will man keinen Streit mehr: Seitdem Andreas Rimkus, der Partei-Chef, am Ruder steht, ist Ruhe im Laden. Wenn gestritten wird, dann hinter verschlossenen Türen, seit langem schon hat die SPD Düsseldorf nicht so viel Geschlossenheit gezeigt. Einer, der damals einer der Hauptstreithähne war, sitzt im Saal: Michael Müller, Ex-Staatssekretär, ist gekommen, um zuzuhören. Verhalten freundlich begrüßt wird er dennoch.

Jubel dagegen für den neuen Mann am Rednerpult. Er kennt die Seelenlage seiner Partei und er hat sich auch mit der Stadt vertraut gemacht. Seinen Widersacher im Rathaus, Dirk Elbers, erwähnt er nicht mit Namen, nennt ihn dafür den Nachlassverwalter dessen, was sein Vorgänger Joachim Erwin (diesen Namen spricht er aus) auf den Weg gebracht hat. Nun jedoch sei das vorbei, man könne nicht dauern von der Substanz leben. "Düsseldorf verdient es, besser regiert zu werden als zur Zeit!" ruft er in die Aula, und dort gibt es dafür viel Beifall. Eine Wechselstimmung will er ausgemacht haben, selbst in den Reihen der CDU, sagt Geisel. Um diesen Eindruck in die politische Realität umzusetzen, will er "die Stadt beackern", möglichst viele Mitglieder seiner Partei, aber auch viele Menschen kennenlernen, verspricht, so viele Termine wie möglich wahrzunehmen. Ein Dauerläufer also, so hat er sich jedenfalls vorgestellt. Beim Düsseldorf-Marathon am Sonntag kündigte er an, starten zu wollen (es ist nicht sein erster), und da sei das Dabeisein alles. Aber der Weg zum Rathaus, das sei auch ein Marathon – und bei diesem Rennen setze er auf Sieg.

Solche Sätze wollen sie hören, die Frauen und Männer der SPD, und auch konkrete Kritik am amtierenden OB. Dessen Fehler der jüngsten Zeit zitiert der Kandidat natürlich genüsslich, vor allem der Streit mit der Feuerwehr, in dem Elbers Fehler machte, die Geisel nun in allen Einzelheiten aufzählt. Die Solidarität mit den Arbeitnehmern fehle diesem OB, da sei viel nachzuholen in der Stadt.

Seine Themen für den Wahlkampf hat der SPD-Mann bereits: Es ist vor allem der Wohnungsbau. Düsseldorf müsse selbst tätig werden, also selbst investieren, um Wohnen und Leben wieder für jene bezahlbar zu machen, deren Gehälter nicht so hoch seien, fordert er. Und verspricht: "Ich werde nichts tun, was kaufmännisch nicht vernünftig ist. Aber ich werde auch nichts tun, nur um dieses alberne Motto ,Privat vor Staat' umzusetzen." Das ist der klare Hinweis: Die Schuldenfreiheit um ihrer selbst Willen sieht Geisel differenziert, als Manager weiß er, dass es auch kaufmännisch vernünftige Schulden geben kann. Ob sie das auch politisch sind, wird er lernen.

Lehren dagegen will er eine neue Führungsstruktur – sowohl im Rathaus wie auch in den anderen Spitzen des Konzerns Stadt Düsseldorf. Da müsse ein Umdenken her, es gehe nicht an, dass die Stadt versuche, Haushaltslöcher auf Kosten ihrer Töchter zu stopfen – ein Seitenhieb auf den Versuch des OB, die Sparkasse zu höherer Gewinnausschüttung zu bewegen.

Am Ende gibt es "standing ovations" für den Neuen an der Spitze, viele Umarmungen – und einen Kuss von Ehefrau Vera. Die hat er mitgebracht, und konzentriert schaut sie sich an und hört zu, was da auf ihren Mann zukommt. Und auf sie.

(RP)
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