Düsseldorf Flughafen will Angehörige besser schützen

Düsseldorf · Der Flughafen Düsseldorf ist gelobt worden, weil er die Angehörigen der Opfer des Flugzeugabsturzes mit 150 Helfern gut betreut hat. Es gab jedoch eine Schwachstelle: Die Menschen wurden nicht ausreichend abgeschirmt.

 Lichtermeer der Trauer: Im Zentralen Terminal des Flughafens haben viele Menschen Kerzen aufgestellt und Blumen abgelegt. Der Flughafen hat das Areal durch Bänder gesichert.

Lichtermeer der Trauer: Im Zentralen Terminal des Flughafens haben viele Menschen Kerzen aufgestellt und Blumen abgelegt. Der Flughafen hat das Areal durch Bänder gesichert.

Foto: Bretz, Andreas

Für die eilig zusammengerufenen 150 Seelsorger und Notfall-Betreuer, die am Dienstag die 40 bis 50 Angehörigen von Opfern des Flugzeugabsturzes betreuten, erhielt der Flughafen viel Lob. Wenn ein Angehöriger etwa am Schalter der Lufthansa ankam, wurde er von einem Mitarbeiter in den auf der Ankunftsebene befindlichen VIP-Bereich geleitet. Dort wurden die Angehörigen dann informiert und seelsorgerisch betreut. Kritik, auch intern, gab es allerdings dafür, dass der Flughafen für den Zugang zum VIP-Bereich ausgerechnet den Außeneingang nutzte. Dadurch hatten die besonders am späten Nachmittag zu Hunderten vertretenen Medien aus aller Welt einen relativ freien Blick auf die trauernden Angehörigen. Der konnte auch nicht durch Feuerwehrfahrzeuge und einen Sichtschutz durch eine Plane verhindert werden.

Nach Informationen unserer Redaktion korrigierte der Flughafen bereits am Dienstagnachmittag und nutzte verstärkt einen innenliegenden Eingang zum VIP-Bereich, um die Angehörigen vor Fotografen und Kameras zu schützen. Nun gibt es Überlegungen, künftig bei ähnlichen Katastrophen den Eingang des VIP-Bereichs besser abzuschirmen.

Besonders dreist verhielten sich am Dienstag am Airport die Vertreter mehrerer Medien aus dem Nahen Osten. Sie respektierten nicht den von den meisten Reportern eingehaltenen Abstand zwischen den Medienvertretern und dem VIP-Bereich. Sie gingen aktiv auf drei ebenfalls aus dem Nahen Osten stammende Frauen zu, befragten sie, verstellten den Weg und machten Fotos und Filmaufnahmen. Ein Polizist und mehrere Mitarbeiter des Flughafens forderten sie schließlich mit deutlichen Worten auf, den Bereich zu verlassen.

Ebenfalls am Flughafen gab sich der Reporter einer Boulevardzeitung als Angehöriger aus, um in den VIP-Raum zu den Trauernden zu kommen. Ein anderer übergab einem der Flughafen-Mitarbeiter Visitenkarten und bat ihn, diese für etwaige Anrufe weiterzureichen. Opern-Intendant Christoph Meyer wurde von Journalisten aus den USA, Russland und China bedrängt — teils nach Mitternacht. In der Universitätsklinik gab es ähnliche Erfahrungen. Ein Reporter eines amerikanischen Nachrichtenkanals ließ sich von der Security nicht abschrecken: Er gab sich als Arzt aus und begann mit der Befragung von "Kollegen" auf der Augenstation — er wurde rasch vertrieben.

Beim Flughafen zieht man derweil ein überwiegend positives Fazit aus dem Umgang mit dem Katastrophentag und insbesondere den Angehörigen. Bereits wenige Minuten nach dem Unglück hatte der Flughafen einen Krisenstab gemeinsam mit Vertretern der Airlines, der Bundes- und Landespolizei und der Feuerwehr gebildet, der alle Aktionen koordinierte. Die Mobilisierung des Teams und der 150 Helfer verlief schnell und reibungslos. Für dessen Arbeit gab es aus den Reihen der Lufthansa und der Germanwings sowie von Oberbürgermeister Thomas Geisel Lob.

Von Kritik der Angehörigen ist ebenfalls nichts bekannt, sie waren vom Airport auf Kosten der Fluggesellschaft — wenn gewünscht — in Düsseldorfer Hotels untergebracht worden. "Wir werden in einigen Tagen ein sogenanntes De-Briefing machen und analysieren, was gut gelaufen ist und was besser hätte laufen können", sagt ein Flughafensprecher. Mit Hilfe dieser Auswertung würden auch Listen aktualisiert, die für entsprechende Notlagen vorliegen und bestimmte Abläufe bereits im Voraus festlegen, so der Sprecher.

(RP)
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