Serie Sommerlektüre (6) Gertrud Peters mag den jetsettenden Philip St. Ives

Düsseldorf · Ich bin ein Fan von klugen, knackig geschriebenen Krimis. Viel Blut muss da nicht fließen, aber die Spannung sollte stimmen, und zwar durchgehend. Gerne verzichte ich auf gebrochene Herzen, dafür lese ich lieber von gebrochenen Helden, bitte ohne Machoallüren. Heldinnen gibt es in diesem Genre kaum. Claire DeWitt von Sara Gran ist eine; meist aber sind die Protagonisten Männer wie Philip St. Ives.

1970 vom genialen amerikanischen Thriller-Autor Ross Thomas (1926-1995) unter Pseudonym zum Leben erweckt, ist Philip St. Ives weit entfernt davon, einer dieser schmuddeligen New Yorker Detektive zu sein.

Er ist der coole, jetsettende "Mittelsmann" für besondere Aufgaben; seine Beziehungen reichen von der Ostküsten-Unterwelt bis zur hohen Politik, und seine Jobs führen ihn ins weite Feld der menschlichen Grauzonen.

Dort Urteile zu fällen, liegt dem lakonisch-schlagfertigen St. Ives fern - dafür hat er einen umso schärferen Durchblick und lotet lässig und gemäßigt mutig die Abgründe der Finsterlinge aus, mit denen er es in seinem ersten Fall "Der Messingdeal" zu tun bekommt: Ein Jahrhunderte altes afrikanisches Messingschild, als Leihgabe in einem weltberühmten Washingtoner Museum ausgestellt, wurde gestohlen. Die Diebe verlangen 250 000 Dollar Lösegeld und St. Ives als Mittelsmann. Bald gibt es die ersten Leichen, und auch die von Thomas so geschätzten politischen Verwicklungen bleiben nicht aus. Alles in diesem Krimi wirkt brandaktuell; es geht um Sucht, Macht, Korruption und einen Konflikt in Afrika, und bis zur letzten Seite bleibt alles offen.

Wenn diese dann verschlungen ist, gibt es noch vier weitere St.-Ives-Titel, alle dankenswerterweise neu übersetzt und aufgelegt im Alexander Verlag.

(RP)
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