Analyse Geschacher um Chef-Posten

Düsseldorf · Gut dotierte Posten bei städtischen Beteiligungen wie Stadtwerken oder Messe sind als politische Spielmasse interessant. Manchmal sind Machtkämpfe der Grund, weshalb Spitzenmanager in den Fokus geraten. So wie bei Sparkassen-Chef Arndt Hallmann.

 Der Vertrag von Stadtsparkassen-Chef Arndt Hallmann läuft bis 2017 - ihn nicht zu verlängern, wird teuer.

Der Vertrag von Stadtsparkassen-Chef Arndt Hallmann läuft bis 2017 - ihn nicht zu verlängern, wird teuer.

Foto: Bretz

Seit Wochen gibt es Spekulationen um die Zukunft von Stadtdirektor und Kämmerer Manfred Abrahams (CDU). Seinen Posten hätte die SPD gerne für sich, und wie immer wieder hinter vorgehaltener Hand zu hören ist, könnte Abrahams auf einen Posten im Vorstand der Stadtwerke wechseln. Eine lukrative Position, die "über den Daumen" mit weit mehr als einer Gehaltsverdopplung einherginge. Entschieden ist noch nichts, aber es deutet manches darauf hin, dass der Wechsel von Abrahams zu den Stadtwerken, an denen das Rathaus noch eine Sperrminorität von 25,05 Prozent hält, klappen könnte. Geisel, der Abrahams sehr wohl schätzt, könnte mit der Ampel-Mehrheit dann den Posten des Kämmerers und Stadtdirektors (vertritt den OB als Verwaltungschef) neu besetzen.

Da in der Auseinandersetzung um die Ausschüttungen städtischer Töchter auch die Messe mit neun Millionen Euro eine Rolle spielt, wurde von Spitzenpolitikern der Ampelkoalition sogar erwogen, Abrahams vielleicht auf den Chefposten bei der Messe zu bugsieren. Dafür gab es 2013 ein Grundgehalt von 354 000 Euro, hinzu kamen 160 000 Euro variable Vergütung und sonstige Bezüge. Ein solcher Wechsel auf dem Spitzenposten wäre sogar relativ einfach umzusetzen, denn Messechef Werner Dornscheidt, der in Kürze 61 Jahre alt wird, ist jährlich kündbar - er selbst könnte ebenfalls jährlich kündigen. In der Chefetage der Messe eine übliche Regelung ab dem 60. Lebensjahr, die von Dornscheidts Vorgängern mal genutzt wurde, mal nicht. Der gebürtige Düsseldorfer aber hat Spaß an seiner Aufgabe und die Messegesellschaft in der Branche ganz oben positioniert, er ist seit zehn Jahren erfolgreich und hat nicht umsonst einen Vertrag bis zum 65. Lebensjahr erhalten. Den will er auch erfüllen, und die Landeshauptstadt ist gut beraten, den besonders ausgeprägten Dienstleistungs- und Servicegedanken, wie ihn seit Kurt Schoop alle Messechefs lebten, weiter zu erhalten. Diese spezielle Tradition wurde nur in den 1990er Jahren unterbrochen, als der inzwischen verstorbene Hartmut Krebs vom NRW-Staatssekretär auf den Chefposten in Stockum wechselte. Mit dem Finanzchef Jürgen Schroer, der als FDP-Fraktionschef im Rathaus glänzte, versenkte er Millionen bei den Eventshows Star Trek und Titanic. Beide mussten gehen. Die Lehre daraus: Politiker, die lange im Aufsichtsrat sitzen, sind noch lange nicht Meister des operativen Geschäfts oder verfügen über die Netzwerke in die Industrie, mit denen erfolgreiches Messegeschäft gemacht wird.

 Messe-Chef Werner M. Dornscheidt wäre jährlich kündbar - möchte aber gerne bis 65 weitermachen.

Messe-Chef Werner M. Dornscheidt wäre jährlich kündbar - möchte aber gerne bis 65 weitermachen.

Foto: Andreas Bretz

Einen Machtkampf mit Teilen des Verwaltungsrats - konkret mit dessen Vorsitzenden, Thomas Geisel, und den Ampel-Politikern, die in dem Gremium allerdings keine Mehrheit haben - lässt sich seit Wochen Stadtsparkassen-Chef Arndt Hallmann ein. Er ist darin zumindest konsequent, unabhängig von den Mehrheiten im Rathaus. Gegenüber Dirk Elbers (CDU) und der damals schwarz-gelben Ratsregierung weigerte sich Hallmann ebenso beharrlich, die geforderten Millionen auszuschütten, wie nun bei Geisel, SPD, Grünen und FDP.

Kompromisse macht er nicht, weshalb die Stimmung zwischen ihm und Geisel zusehends frostig wird. Und so rechnet man in der Ampelrunde bereits aus, was es kosten würde, den als zu unkooperativ empfundenen Sparkassen-Chef bald loszuwerden: Hallmann (Grundgehalt 587 776 Euro, plus Bonus von jährlich mehr als 100 000) hat seinen Vertrag, der seinerzeit von Elbers und Vize-Verwaltungsratschefin Gudrun Hock unterzeichnet worden sein soll, gut verhandelt. Wird der nach Ablauf 2017 nicht verlängert, erhält Hallmann ein Jahr lang volle Bezüge, danach bis zum Erreichen des Pensionsalters jährlich ein sechsstelliges Ruhegehalt. Insgesamt kämen da mehrere Millionen Euro zusammen. Ein teurer Abschied, den mancher dennoch gerne in Kauf nehmen würde.

(dr)
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