Düsseldorf Geschlossene Vorhänge am Kö-Bogen

Düsseldorf · Wer über die Berliner Allee in Richtung Messe fährt, sieht links erst P & C und dann das Breuninger-Kaufhaus. Das aber wirkt abweisend, denn an den Fenstern sind fast überall Vorhänge zugezogen. Jetzt plant die Chefetage Änderungen.

Düsseldorf: Geschlossene Vorhänge am Kö-Bogen
Foto: Bretz, Andreas

Der Kö-Bogen von Daniel Libeskind wurde stets mit einem Vokabular bedacht, das nur Superlative kennt. Der Bau sei eine "Lifestyle-Ikone" und habe keine Rückseiten, alle Fassaden seien hochwertig aus Naturstein und Glas erstellt. Das mag stimmen, aber das Erscheinungsbild des Neubaus zum Schauspielhaus hin vermittelt einen völlig anderen Eindruck: Dort ist von Lifestyle nicht viel zu spüren, das Gebäude wirkt oft abweisend. Nur einige Fenster sind hell erleuchtet — an den meisten aber sind die Vorhänge zugezogen. Dort, wo man so schön ins Freie schauen könnte — und vom Freien ins Gebäude —, befinden sich Umkleiden, Lagerflächen und Büros.

In diesem Teil der Libeskind-Bauten, dem sogenannten Haus Hofgarten, residiert das Modehaus Breuninger. Wer es am Schadowplatz betritt, nutzt einen repräsentativen Haupteingang und blickt rechts davon auf sparsam dekorierte, edle Schaufenster. Um die Ecke Richtung Gustaf-Gründgens-Platz ist vom modernen Modehaus kaum mehr etwas zu sehen. Im Gegenteil. Wer dort in den Breuninger-Büros arbeitet, schottet sich gerne ab, weil der Sonnenschein bei der Arbeit am PC und auch sonstige Ablenkungen wohl eher stören. Im Bereich der Umkleiden schließlich verrammeln großflächige Spiegel die Fenster. Sie schützen die Kabinen vor neugierigen Blicken von außen.

Laut Breuninger-Sprecher Christian Witt ist Tageslicht beim Inszenieren der Textilien von Nachteil. "Das macht niemand in der Branche, mit Kunstlicht lässt sich die Ware viel besser präsentieren. Das ist auch auf Messen so. Tageslicht ist dagegen bei den Umkleiden erwünscht, das mögen die Kunden." Die Libeskind-Bauten seien für die Ladenbauer wegen der geschwungenen Bereiche nicht ideal, es gebe Rest- beziehungsweise kleine Flächen, die nur schwer nutzbar seien.

Dass die optische Abschottung auf der Ostseite jedoch nicht zu Breuninger passt — zumal die Route von der Schadowstraße Richtung Kö eine große Fußgängerfrequenz aufweist —, ist mittlerweile auch in der Chefetage des Modehauses in Stuttgart angekommen. Dort haben bereits Diskussionen eingesetzt. Das Unternehmen stellt schließlich gerne seine Lebensfreude und Emotionalität heraus, und dies wird mit zugezogenen Vorhängen wohl eher nicht kommuniziert. Man habe bereits mit Umplanungen begonnen und sammele Ideen, ist aus Stuttgart zu hören, man wolle einen Auftritt, der besser zum Unternehmen passt.

Wie es anders geht, demonstriert nur wenige Meter entfernt P & C. Der Bau von Richard Meier ist vor allem gläsern. Dass er ein Lichtkonzept hat, war schon zu Zeiten des Tausendfüßlers den Düsseldorfern klar, die bei der Autofahrt in die Verkaufsräume schauten. Vor kurzem wurde noch eine große LED-Werbefläche geschaffen, die zu Silvester "happy new year" wünschte. Aktuell wird der Ausverkauf annonciert.

Den Vergleich der beiden Gebäude hält Stefan Mühling von den Developern, die den Kö-Bogen entwickelt haben, nicht für angemessen. Es handele sich um unterschiedliche Entwürfe. "Im Augenblick wird der Eindruck des Gebäudes ja auch noch durch die Großbaustelle vor seiner Tür beeinflusst. Es wird aber seine Strahlkraft an dieser Stelle noch entwickeln." Die Mieter hätten natürlich Möglichkeiten, mit ihren Räumlichkeiten auf eigene Verantwortung umzugehen. "Dies ist nicht mehr unsere Entscheidung", sagt Mühling.

(RP)
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