Andreaskirche Düsseldorf Gestohlene Monstranzen sind wieder da

Düsseldorf · Der mutmaßliche Dieb hatte drei der vier Reliquiare aus der Andreaskirche in einem An- und Verkaufsladen angeboten. Der Gesuchte könnte auch für den Diebstahl einer Reliquie aus der Elisabethkirche verantwortlich sein.

 Kriminalhauptkommissar Heinrich Mues gen. Koers brachte gestern die drei Monstranzen zu Pater Irenäus Fischer in die Andreaskirche zurück.

Kriminalhauptkommissar Heinrich Mues gen. Koers brachte gestern die drei Monstranzen zu Pater Irenäus Fischer in die Andreaskirche zurück.

Foto: Anne Orthen

Die Idee, es könnte sich um einen religiösen Fanatiker handeln, dem die Reliquien der Dominikaner-Heiligen so wichtig sind, dass er sie unbedingt zu Hause haben wollte, hat die Kripo nie wirklich gehabt. Und wenn, dann müsste er sich nun davon verabschieden, sagt Kriminalhauptkommissar Heinrich Mues gen. Koers. Nachdem der mutmaßliche Dieb drei der vier gestohlenen Monstranzen zum Kauf anbieten wollte, gehe es eher um einen gewöhnlichen Fall von Diebstahl.

Der freilich nicht zur persönlichen Bereicherung des noch unbekannten Diebes führte, denn der Verkaufsversuch ist gescheitert. Kaum hatte er die silbernen Schaugefäße auf den Tresen eines An- und Verkaufsladens gestellt, da hatte ihm der Besitzer nämlich auch schon auf den Kopf zu gesagt, dass es sich dabei ja wohl um Diebesgut handle. "Da ist der Mann gegangen", sagt der Kommissar. Die zurückgelassenen Wertsachen hat er gestern dahin gebracht, wo sie hingehören: in die Sakristei der Andreaskirche.

Pater Irenäus Fischer nahm sie dort in Empfang, sichtlich überrascht, die kleinen Preziosen, die rund 200 Jahre alt sein dürften, überhaupt noch einmal wiederzusehen. Möglich, sagt er, dass einige seiner Glaubensbrüder eine Kerze für die Heimkehr der Monstranzen angezündet hätten. Ihm selbst seien sie nicht ganz so wichtig, die Heiligen, deren Reliquien darin aufbewahrt werden, beeinflussten sein Leben nicht so sehr wie andere Heilige der Dominikaner. Aber das sei natürlich für jeden etwas anderes, der ideelle Wert der Beutestücke daher schwer zu beziffern, aber in jedem Fall sei er "höher als der Materialwert".

Die Monstranzen kommen nun erst einmal in den Tresor der Dominikaner, denn die Scheiben der Glasvitrinen, die der Dieb irgendwann zwischen dem letzten Juli-Sonntag und dem vergangenen Dienstag eingeschlagen hat, sind noch nicht ersetzt. Erst wenn die Vitrinen auch an das neue Alarmsystem, das aufgrund des Diebstahls erweitert werden soll, angeschlossen sind, werden Besucher bei Kirchenführungen auch die Monstranzen wieder besichtigen können.

Bis dahin hofft Mues gen. Koers , dass auch das noch fehlende Reliquiar wieder aufgetaucht ist. Man habe inzwischen einige vielversprechende Hinweise auf den Mann, der die Beute angeboten hat und sei "zuversichtlich", ihm bald auf die Spur zu kommen. Die Kripo schließt übrigens nicht aus, dass der Mann auch mit dem Diebstahl einer Reliquie aus der Elisabethkirche in Flingern zu tun hat. Der dort im Juni gestohlene Knochensplitter der Heiligen war nämlich im selben An- und Verkauf-Laden im Bahnhofsviertel angeboten worden. Es sei gut möglich, so der Ermittler, dass es sich beim Anbieter um denselben Mann gehandelt habe. Der verschwand allerdings mitsamt der Reliquie, nachdem der Händler skeptisch geworden war.

Dem Besitzer des Gebrauchtwarenladens dankt die Kripo ausdrücklich für seine Aufmerksamkeit und dafür, dass er sofort die Polizei über das illegale Angebot informierte. Auch Pater Irenäus ist dankbar, die Monstranzen nun wieder im Dominikaner-Schatz zu haben. Es sei der erste Diebstahl von Gerätschaften aus der Andreaskirche, sagt er. Bislang waren es eher geplünderte Opferstöcke, die das christliche Mitgefühl der Ordensbrüder schon mal auf die Probe stellten.

(RP)
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