Düsseldorf Pokémonjäger trotz Gourmet-Festivals auf der Girardetbrücke

Düsseldorf · Seit Freitag läuft das Gourmet-Festival - auch auf der Girardetbrücke. Dort sitzen jetzt Brasserie-Gäste mit Sektglas neben colatrinkenden Handy-Spielern. Letztere wollen sich von den Gastronomen nicht vertreiben lassen.

Die Spieler stehen so nah wie möglich an der Brücke.

Die Spieler stehen so nah wie möglich an der Brücke.

Foto: Marcus Gülck

Große weiße Zelte und viele Bierzeltgarnituren hat die Brasserie Stadthaus auf der Girardetbrücke aufgestellt. Der Platz ist von der Stadt gepachtet, um dort bis Sonntag beim Gourmet-Festival zahlende Gäste zu bewirten. Doch derzeit bietet sich ein merkwürdiges Bild: Zwischen den gutangezogenen Gourmets sitzen Teenager in T-Shirt und Basecap.

Weiterhin kommen jedoch viele Pokémon-Go-Spieler auf die Brücke. Sie stehen neben den Tischen und setzen sich nach Angaben eines Kellners sogar hinter das Küchenzelt - denn hier auf der Brücke lässt sich das Handyspiel besonders erfolgreich spielen. Bisher bitten die Gastronomen die Spieler regelmäßig zu gehen - und die Spieler, so einer der Angestellten, tun das auch. Manche aber sind hartnäckig: Sie schieben sich von den Brückenaufgängen langsam auf die Brücke, so dass es kaum auffällt. Andere gehen immer wieder auf und ab und passieren die Brücke zehn Mal hintereinander. Einige bestellen auch etwas - dann aber eher eine Cola zu zweit.

"Es ist schon nervig, immer wieder auf die Leute einwirken zu müssen", sagt Brasserie-Chef Florian Conzen. Doch er will weiterhin auf Dialog setzen: "Wir bitten die Leute, etwas zu bestellen oder aber Platz zu machen." Vor allem am Donnerstag beim Aufbau der Gastronomie. hätten die meisten Spieler wenig Verständnis gezeigt, dass sie die Brücke verlassen müssen. Deswegen war das Ordnungsamt vor Ort. Eine private Sicherheitsfirma hat Conzen auch engagiert, aber nicht ausdrücklich wegen der Pokémon-Fans. Sein Argument: "Wir müssen hier unser Geld verdienen, das ist unser Beruf. Viele sehen das nicht ein."

 Sie spielen weiter Pokémon - trotz Gastro-Festivals: Jens (l., 24) und Colin (33).

Sie spielen weiter Pokémon - trotz Gastro-Festivals: Jens (l., 24) und Colin (33).

Foto: Helene Pawlitzki

Seit Freitagabend Reibereien

Schon am Eröffnungstag war es zu ersten Reibereien gekommen: Freitagmittag mussten die Security-Mitarbeiter kurzzeitig eingreifen, als Kellner durch Spieler bei der Arbeit behindert wurden. Ob es am Samstag zum Konflikt kommt, ist offen. "Wir sind hergekommen um zu spielen", sagt beispielsweise Colin (33), der in Düsseldorf arbeitet, aber nicht wohnt. "Aber auch, um ein Zeichen zu setzen, dass wir uns nicht einfach vertreiben lassen."

Er verstehe nicht, wieso "die Alkoholiker auf dem Worringer Platz bleiben dürfen, aber uns will man hier weg haben." Es gebe doch genug Platz auf der Kö und Umgebung. "Warum muss gerade hier ein Gastro-Zelt stehen?" Er hätte sich einen Kompromiss gewünscht, bei dem auch den Pokémon-Spielern Platz eingeräumt wird.

Fraglich, ob er den bekommt. Das Gourmet-Festival läuft noch bis Sonntag. Und bisher machen weder Gastronomen noch Spieler Anstalten, zu weichen. Ursprünglich hatte die Stadt die virtuellen Spielpunkte, die die Brücke für Spieler so attraktiv machen, zum Gourmet-Festival abschalten lassen und die Brücke räumen wollen. Sie entfernte von Spielern aufgestellte Bänke und mobile Toiletten. Wie sich nun zeigt, lassen sich die Fans des Spiels so leicht nicht vertreiben.

(hpaw)
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