Düsseldorf Grey ist wieder wer

Düsseldorf · Die Werbeagentur hat 22 Kunden gewonnen und 33 Millionen umgesetzt.

 Grey-Chef Dickjan Poppema: "Gefühlt sind wir wieder Platzhirsch in Düsseldorf." Grohe und C&A konnten als Großkunden gewonnen werden.

Grey-Chef Dickjan Poppema: "Gefühlt sind wir wieder Platzhirsch in Düsseldorf." Grohe und C&A konnten als Großkunden gewonnen werden.

Foto: Andreas Bretz

Düsseldorfs nach Köpfen größte Werbeagentur hat im vergangenen Jahrzehnt Höhen und Tiefen erlebt. Eine Zeit lang gab es viele Personalwechsel - und wie in der Branche üblich, drangen viele Querelen zwischen neuen und scheidenden Managern in die Öffentlichkeit. Seit vier Jahren ist es ruhiger geworden. Und die Agentur hat sich gewandelt. Das ist maßgebliches Verdienst von Grey-Chef Dickjan Poppema. Der unaufgeregte Holländer hat die Firma in ruhigere Wasser gefahren - und das, ohne stets auf "dicke Hose" zu machen. Sein Markenzeichen: Er spricht auch unbequeme Wahrheiten aus. So rief er die versammelte Presse vor vier Jahren in die Tiefgarage der Werbeagentur - nur um zu sagen: "Hier steht Grey heute. Im Keller!"

Doch Poppema ist auch selbstbewusst. "Grey soll unter meiner Führung hier wieder der Platzhirsch werden. Ich will, dass einem zuerst Grey einfällt, wenn man an eine Düsseldorfer Werbeagentur denkt", sagte der studierte BWLer im Interview mit unserer Redaktion nach seinem Amtsantritt 2012. Und heute? "Platzhirsch sind wir gefühlt wieder in Düsseldorf", sagte Poppema gestern bei der traditionsreichen Pressekonferenz von Grey am Nikolaustag. Damit meint der Manager das Engagement vor Ort. Grey habe mit seinem Pop-up-Store fast 3000 Düsseldorfer zwei Mal in die Agentur gelockt, arbeite intensiv mit dem Marketingclub zusammen, veranstalte die Night of Creativity und Konzerte in der Agentur. "Das ist der richtige Weg", sagt Poppema.

Poppema hat viel verändert. Das zeigt - mal wieder - die Gestaltung der Nikolaus-Konferenz. Dort waren sonst Dutzende von Journalisten eingeladen. Viele kamen möglicherweise auch, weil es Säcke (buchstäblich) voller Werbegeschenke gab. Damit hat Poppema aufgehört. Gerade mal eine Hand voll Medienvertreter waren eingeladen. Jeder bekam einen Schoko-Weihnachtsmann. Das war's. Es ist ein Symbol für Poppemas konstruktive Bescheidenheit.

Und wirtschaftlich ist Grey heute nicht mehr im Keller. Auch die Umsatzdelle des Vorjahres, als der Großkunde Allianz abgesprungen war, sei wieder ausgebügelt worden. Der Umsatz sei um 7,8 Prozent gestiegen, auf 33,3 Millionen. Das Beachtliche ist nicht nur der Anstieg, sondern auch die absolute Zahl. Denn bislang hatte Grey diese nie kommuniziert, mit Verweis auf amerikanisches Börsenrecht.

Im ablaufenden Jahr konnte Grey 22 neue Kunden gewinnen. Darunter Schwergewichte wie die Modekette C&A oder den Düsseldorfer Sanitärhersteller Grohe, aber auch Westlotto, Weber-Grill oder Mitsubishi Electric. C&A schaffte es gleich zum zweitwichtigsten Grey-Kunden nach dem Traditionspartner Procter & Gamble (Lenor, Meister Propper, Pampers).

Gleichzeitig wurde sukzessive festes Personal reduziert, von 362 vor zwei Jahren auf jetzt weniger als 340 Mitarbeiter. "Wir setzen verstärkt auf Freelancer, um flexibler zu sein, besonders im saisonalen Geschäft", sagt Poppema. Gut 25 dieser freien Mitarbeiter werden in der Spitze beschäftigt.

Ziel für 2017 sei es, den Umsatz weiter um rund fünf Prozent zu steigern, außerdem soll die Marge verbessert werden. Der Fokus liege dabei vor allem auf Großkunden. "Die Kosten für einen Pitch (Wettbewerb um Werbekunden) liegen bei 40.000 bis 100.000 Euro - weitgehend egal wie groß der Auftrag ist", erklärt Poppema. Daher habe man bereits 2016 an rund 20 Pitches trotz Einladung nicht teilgenommen.

Der scheidende Marketingchef Christoph Pietsch soll durch einen internen Bewerber ersetzt werden.

(tb.)
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