Gregory Delavekouras Griechenland lädt zum Frühlingsfest

Düsseldorf · Der Generalkonsul des Landes in Düsseldorf spricht über die große griechische Gemeinde der Stadt und darüber, wie gut seine Landsleute zu Nordrhein-Westfalen passen.

 Der griechische Generalkonsul Gregory Delavekouras freut sich auf das erste Griechenlandfest, das am 30. März beginnt.

Der griechische Generalkonsul Gregory Delavekouras freut sich auf das erste Griechenlandfest, das am 30. März beginnt.

Foto: Andreas Bretz

Herr Delavekouras, Griechenland ist wieder beinahe täglich in den Schlagzeilen. Wie geht das Rennen um weiteres Geld für Ihr Land aus?

Delavekouras Ich hoffe, dass es eine Lösung gibt, von der Europa und Griechenland profitieren. Ein Land an seine Grenzen zu stoßen, nutzt keiner Seite etwas. Wenn Griechenland Erfolg hat und zu neuer wirtschaftlicher Stärke findet, siegen auch Deutschland und Europa. Das heißt unter dem Strich, ich hoffe, dass es eine Übereinkunft gibt, die Griechenland die Möglichkeit zu einem starken und nachhaltigen Wachstum bieten wird. Der einzige Weg aus der Krise.

Kommt es zum Kollaps oder zu weiteren Einschnitten, dürfte es erneut Demonstrationen in Ihrer Heimat geben. Das Volk hat ja mehrfach den Aufstand geprobt.

Delavekouras Negative Entwicklungen können wir auf jeden Fall beruhigt ausschließen. Dies ist zum Vorteil Europas und aller seiner Mitgliedstaaten. In Griechenland fanden Demonstrationen statt, wie es sie auch in jedem europäischen Land gibt. Aber im Fall Griechenlands wurden diese Bilder wieder und wieder in den Medien gezeigt und man bekam den falschen Eindruck, es gebe in Griechenland keinen sozialen Frieden mehr und die Unruhen würden das öffentliche Leben völlig dominieren. Das war jedoch nicht der Fall. Die Bilder von damals haben unsere Probleme noch verschärft.

Was hat dies für den Tourismus bedeutet?

Delavekouras Wir hatten vor der Krise rund 2,5 Millionen Touristen aus Deutschland in Griechenland, die Zahl fiel dann auf unter zwei Millionen. Jetzt sind wir bei drei Millionen und die Buchungen für 2017 verheißen ein neues Rekordjahr. Das ist sehr erfreulich.

Das Wachstum hat hauptsächlich mit der Lage in Nordafrika und der Türkei zu tun. Wegen der Terrorgefahr geht dort die Nachfrage nach Hotels zurück.

Delavekouras Ja, einer der Gründe ist auch dieser. Die Menschen kommen aber auch zu uns, weil sie wissen, dass wir ein wunderschönes, interessantes und verlässliches europäisches Land sind, das man besuchen sollte. Das ist erfreulich und wichtig, denn der Tourismus macht 20 Prozent unserer Wirtschaftsleistung aus.

Wie wichtig ist Düsseldorf für die Griechen?

Delavekouras Düsseldorf hat eine sehr große griechische Gemeinde. Nach Zählungen der Stadt sind es rund 10.500 Griechen, die in der Stadt leben. Rechnet man aber die Griechen dazu, die schon lange in der Landeshauptstadt zu Hause sind und zwei Pässe besitzen, den deutschen und den griechischen, dann sind es rund 15.000. Das ist eine bedeutende Community, nur die Münchner mit 25.000 Griechen ist größer. Die Bedeutung Düsseldorfs sehen Sie schon daran, dass hier Konsulatsstellen zusammengefasst wurden.

Wie meinen Sie das?

Delavekouras Bis 2011 wurden die fast 140.000 Griechen in Nordrhein-Westfalen von Düsseldorf, Köln und Hannover, das für nördliche Teile des Bundeslandes verantwortlich war, betreut. Jetzt ist Düsseldorf für ganz NRW zuständig. Von hier aus soll auch das Signal ausgehen, wie gut NRW und Griechenland zusammenpassen. Die Mentalität, der Leistungswille und die Lebenslust sind auf beiden Seiten charakteristisch. Das soll auch in einem Griechenlandfest, das jetzt erstmals vor dem Düsseldorfer Rathaus stattfindet, zum Ausdruck kommen.

Was ist geplant?

Delavekouras Wir wollen dort vom Donnerstag, 30. März, bis zum Sonntag, 2. April feiern. Vorbild ist für uns das Frankreichfest, das mich fasziniert hat - so stellt sich ein Land sympathisch vor. Ich freue mich über die Unterstützung der Stadtverwaltung und von Oberbürgermeister Thomas Geisel, der uns den Marktplatz zur Verfügung stellt. Es wird dort 22 Zelte geben, wir beginnen immer um 12 Uhr mit dem Programm. Die Eröffnungsfeier findet am 30. März um 14 Uhr mit einem sehr schönen Konzert statt. Die Regionen Peloponnes, Epirus, Zentralmakedonien und Mittelgriechenland stellen sich vor. Es gibt Konzerte von sechs Musikgruppen, an den ersten drei Tagen Fusion aus traditioneller Musik in moderner Interpretation, am Sonntag wird es traditionell. Dann präsentieren sich die griechischen Folkloregruppen aus Düsseldorf, und ich freue mich, dass auch die Griechische Schule Düsseldorfs und das Leibniz-Gymnasium, das einen griechischen Schwerpunkt hat, mitmachen. Vielleicht bieten wir auch Sirtaki-Kurse an, da sind wir noch in der Abstimmung. Natürlich werden griechische Produkte vorgestellt und verkauft, es gibt dazu eine Händlerveranstaltung über Gourmet- und Bio-Lebensmittel aus Hellas, und das Catering übernimmt "Der Grieche" vom Staufenplatz.

Das hört sich nach einem guten Programm zur Imageverbesserung an.

Delavekouras Es ist für mich eine vornehme Pflicht, die Qualitäten meiner Landsleute in das richtige Licht zu setzen. Unsere gemeinsame Geschichte hat schließlich mehrere Kapitel. Sie beginnt mit der Zeit der Gastarbeiter in den sechziger Jahren, dann kamen während der Militärdiktatur viele junge Menschen nach Deutschland, darunter viele Studenten, in den achtziger und neunziger Jahren kehrten viele Griechen in ihre Heimat zurück, und seit 2009 steigen wegen der wirtschaftlichen Probleme die Auswandererzahlen, das Land hat 400.000 gut ausgebildete Kräfte verloren. Das ist ein "Brain-Drain" (massenhafte Abwanderung besonders qualifizierter Menschen, d.Red.). Viele von diesen Griechen finden Sie auch in NRW.

Stimmt es, dass die Zahl griechischer Ärzte in NRW zunimmt?

Delavekouras Unter den jungen Ärzten aus dem Ausland stellen die Griechen die größte Gruppe. Ihre Zahl liegt mittlerweile bei fast 2000, sie haben sogar eine Vereinigung gegründet. Sie finden qualifizierte Griechen überall in der deutschen Gesellschaft. Musiker, Künstler, Unternehmer, Lehrer, der Chef der Boot-Messe ist Grieche - schauen Sie sich um.

Wenn das Fest ein Erfolg wird, bekommen Sie eine mögliche Neuauflage gar nicht mit, nicht wahr?

Delavekouras Es stimmt, dass ich nach vier Jahren im September auf eine andere Station wechsle. Aber natürlich möchte ich die Bande zu Düsseldorf halten. Es ist mein Ziel, dass das Fest jedes Jahr stattfindet, immer um diese Zeit, denn der 25. März ist der Nationalfeiertag.

UWE-JENS RUHNAU FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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