Serie Sportliches Düsseldorf Großmeister ehren Karate-Pionier

Düsseldorf · Seit 25 Jahren lehrt Joachim Laupp eine traditionelle Stilrichtung des Kampfsports. Zum Jubiläum ist die Elite des Karate zu Besuch, die gestern im Rathaus empfangen wurde. Angefangen hatte alles mit Bruce Lee und einem Lottogewinn.

Serie Sportliches Düsseldorf: Großmeister ehren Karate-Pionier
Foto: Anne Orthen

Es ist ein wahrlich großer Bahnhof, der Joachim Laupp da bereitet wird. "Alle, alle sind sie gekommen", entfährt es dem 59-Jährigen sichtlich bewegt, als er die Elite des Karate in seinem Dojo an der Rethelstraße um sich versammelt sieht. 20 Großmeister des Kampfsports, ein Dutzend von ihnen aus dem Mutterland Japan, sind extra nach Düsseldorf gereist, um Laupp zum 25. Jahrestag seiner Pionierarbeit die Ehre zu erweisen.

Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass der gebürtige Trierer damit begann, eine spezielle Stilrichtung des Karate in Deutschland zu verbreiten, wie es bereits vor Jahrhunderten auf Okinawa gelehrt wurde, bevor sich schließlich wesentliche Elemente zum mittlerweile weit verbreiteten Sportkarate verwässerten.

Okinawa Shorinryu Shidokan Karate - ein langer Name für die Reinform des Karate. "Es ist schließlich auch ein langer Weg", entgegnet Laupp. Für ihn ist der Kampfsport weder Kampf noch Sport: "Es ist ein Weg der Entwicklung, ein Lebensweg." Wer einmal den ersten Schritt gemacht hat, so die traditionelle Überzeugung, der wird diesen Weg auch bis ans Ende gehen. Bis zum Tod.

Laupp hat auf diesem, seinem Weg schon viele Stationen zurückgelegt und dabei viele Wegbegleiter mitgenommen. Rund 100 sind es alleine in seinem Dojo in Düsseldorf, gelegen in einem Hinterhof an der Rethelstraße, wo er auch das Europäische Zentrum des Karatestils gründete. Die unmittelbare Nachbarschaft, bestehend aus einem Bordell, einem Domina-Studio, sowie einer Schule für Poledance, vermag nur sehr bedingt den Charme jener fernöstlichen Spiritualität zu versprühen, wie sie im Inneren des Dojos vorherrscht.

Hier ist Laupp nicht Laupp, sondern "Sensei", wie ihn seine Schüler nennen. Kein Trainer, sondern ein Lehrer. Wer das Dojo oder die Übungsfläche betritt oder verlässt, bekundet zunächst mit einer kurzen Verbeugung seinen Respekt. An der Wand hängen die skizzierten Porträts verstorbener Großmeister in der Ahnengalerie, der "Kamiza". Der letzte in der Reihe ist Miyahira Katsuya. Er verstarb vor sechs Jahren im Alter von 92 Jahren. "Er war ein großer, bescheidener Mann", sagt Laupp und senkt das Haupt. Katsuya war sein Lehrer.

Die erste Begegnung der beiden Männer liegt lange zurück. Laupp, der als Zwölfjähriger noch Bruce Lee auf der Kinoleinwand sah, kämpfte sich zunächst im Sportkarate zu mehreren deutschen und europäischen Meistertiteln. Doch erst ein Lottogewinn, damals noch 19.000 D-Mark für fünf Richtige, ebnete ihm das Flugticket nach Okinawa, der Wiege des Karate. Die Begegnung mit Großmeister Katsuya - für ihn ein Hauptgewinn. Laupp nahm die Lehren mit nach Düsseldorf. Als Träger des neunten Dan, der zweithöchsten Auszeichnung, steht er nun fast auf einer Stufe mit jenen Großmeistern aus Fernost, die ihm noch bis Dienstag die Ehre erweisen und gestern im Rathaus empfangen wurden.

(RP)
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