Krise im Schauspielhaus Düsseldorfs neuer Intendant verspricht einen Ruck

Düsseldorf · In seinem ersten Interview nach der Wahl ist Düsseldorfs neuer Schauspielhaus-Intendant Günther Beelitz optimistisch: "Ich habe es aus Liebe getan."

Das sagt die Düsseldorfer Politik zum Wechsel im Schauspielhaus
Infos

Das sagt die Düsseldorfer Politik zum Wechsel im Schauspielhaus

Infos
Foto: dpa, fg fpt

Samstag hat er Premiere am Theater Regensburg. "Wir lieben und wir wissen nichts" heißt die Komödie von Moritz Rinke, die in der Regie von Günther Beelitz herauskommt. Ein heiterer Stoff. Heiter meldet sich am Donnerstag auch der frisch berufene Intendant des Düsseldorfer Schauspielhauses zu Wort, zwischen hektischen Endproben, mit krankheitsbedingten Ausfällen im Ensemble kämpfend. Ein typischer Theatertag für einen Mann, den so schnell offenbar nichts aus der Ruhe bringen kann. Der in kleinen Nöten seinen Humor bewahrt.

Beides wird er brauchen, wenn er am 1. März antritt, das Schauspielhaus aus der vermutlich schwersten Krise herauszulavieren, die es jemals erschütterte. Die beiden Gesellschafter — Stadt Düsseldorf und Land NRW — haben dem 75-jährigen Berliner die Aufgabe für zweieinhalb Jahre angedient. Einen Vertrag hat er noch nicht unterschrieben, aber er hatte immerhin die Freiheit, sich seinen kaufmännischen Direktor auszusuchen. "Gemeinsam mit Alexander von Maravic werde ich es schaffen", sagt Beelitz. "Auch wenn sich in der kurzen Zeit eine Reihe von komplexen Aufgaben stellen."

Die Intendanten des Düsseldorfer Schauspielhauses
Infos

Die Intendanten des Düsseldorfer Schauspielhauses

Infos
Foto: Katharina Maaßen

Es gehe sicher von außen betrachtet um die Konsolidierung der Finanzen, aber ihm gehe es vor allem auch darum, im Ensemble und letztlich zum Publikum eine neue Vertrauensbasis aufzubauen. "Ich wünsche mir, dass am Ende unserer Zeit ein berufener Nachfolger ein gut bestelltes Haus vorfinden wird."

Was jeden anderen vielleicht abgehalten hätte, sieht Günther Beelitz als großen Vorteil: "Altersbedingte Teilzeit ist etwas Besonderes", sagt er verschmitzt, "wenn nicht die zeitliche Befristung gewesen wäre, hätte ich das Angebot von Kulturdezernent Lohe auch nicht angenommen." Er lebt seit ein paar Jahren wieder in Düsseldorf, hat das Schauspielhaus nie aus dem Blick verloren, in dem er zehn Jahre Intendant war (1976—1986). Und große Erfolge feierte wie zwölf Einladungen zum Berliner Theatertreffen und eine Wahl zum "Theater des Jahres". Außerdem kommt er herum in der Welt, Provinzialismus könne ihm niemand vorwerfen, sagt er. "Ich habe das Angebot gern angenommen", sagt Beelitz, "und ich tue es aus Liebe zu meinem alten Haus". Er fühle sich gut gewappnet, sei "relativ zäh, sehr gesund. In meinen 38 Intendantenjahren war ich nur 17 Tage krank."

Als er Intendant an großen Häusern war, hat Beelitz nie selbst inszeniert. Wie wird er es in Düsseldorf halten? "Ich habe einmal schon damit in München gebrochen und kann mir vorstellen, es auch wieder zu tun." In meine neue Aufgabe fließt meine ganze Erfahrung ein, die mich sicher darin macht, dem Haus einen Ruck zu geben."

Mit Beelitz und seinem Geschäftsführer von Maravic (Jahrgang 1949) erlebt das Düsseldorfer Theaterleben in knapp zwei Jahren das dritte Provisorium im Leitungsteam, nachdem 2012 Staffan Holm wegen Burn-out die Geschäfte hingelegt hatte. Am Donnerstag hatten Stadt und Land als Gesellschafter verkündet, dass zum Ende des Monats der amtierende Chef Manfred Weber abgelöst wird. Die Reaktionen der kulturpolitischen Sprecher im Land zu dem radikalen Schnitt fielen unterschiedlich aus: Norbert Biallas sagte für die SPD-Landtagsfraktion, dass er den Kurs der Ministerin anerkenne. Ute Schäfer (SPD) habe in ihrer Funktion als Aufsichtsratsvorsitzende endlich gehandelt und den finanziellen Schlingerkurs beendet.

Für die CDU-Fraktion sprach Thomas Sternberg seine Befürchtungen aus: "Das Schauspielhaus brennt", sagte er. "Ministerin Schäfer hätte viel früher handeln müssen. Das Haus hat nicht nur Probleme mit den Finanzen, sondern auch mit dem Spielplan und der öffentlichen Akzeptanz." Anders sehen es die Piraten, deren kulturpolitischer Sprecher vor allem Transparenz in den Finanzen forderte. Lukas Lamla sagte: "Ich bezweifle, ob dieser schnelle Intendantenwechsel notwendig war. Ministerin Schäfer hat mit der heißen Nadel gestrickt."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort