Düsseldorf Händler wollen nur noch kleinere Flächen

Düsseldorf · Im vergangenen Jahr wurden weniger Quadratmeter Ladenflächen neu vermietet, obwohl es mehr Neu-Verträge gab. An der Schadowstraße sind wieder mehr Kunden unterwegs, an der Flinger Straße weniger.

Der Handel in Düsseldorf befindet sich in einem umfassenden Wandel. Viele Anbieter setzen nach Einschätzung der Immobilienexperten von JLL inzwischen auf deutlich kleinere Flächen als noch vor wenigen Jahren und reagieren so auf ein in vieler Hinsicht geändertes Kundenverhalten. So wurden im vergangenen Jahr zwar allein in den Toplagen der Innenstadt (Schadowstraße, Königsallee, Flinger Straße, Mittelstraße) 64 neue Mietverträge abgeschlossen (Vorjahr: 56). Die dabei neu vermiete Quadratmeterzahl lag jedoch nur bei insgesamt 15.461 nach 23.822 im Vorjahr.

Nur wenige Neuvermietungen erreichten überhaupt die Grenze von 1000 Quadratmetern. Es handelte sich um das Outdoor-Geschäft Globetrotter an der Kö, das Schuhgeschäft CCC und die Drogerie Rossmann an der Schadowstraße sowie das Mash-Steakhaus im Andreasquartier.

Dahinter steckt unter anderem die wachsende Verunsicherung der Branche, unter anderem, weil der Online-Handel weiter an Fahrt aufnimmt: "Viele Einzelhändler prüfen heute sehr genau, ob und wo sie sich ansiedeln", sagt Einzelhandels-Fachmann Dirk Wichner von JLL. Die Händler setzten auf nicht zu lange bindende Mietverträge und nutzten lieber Erdgeschoss-Geschäfte als Ober- und Untergeschosse. Und: "Sie entscheiden nicht mehr nach Bauchgefühl, sondern nach detaillierter Zahlenlage." Dazu gehört die Passantenfrequenz - die Zahl der vorbeiflanierenden Kunden in einer Stunde, die oft als Gradmesser für die Attraktivität einer Einkaufsstraße genutzt wird.

An der Schadowstraße geht dieser Wert nach oben - nach der langen Durststrecke während des U-Bahn-Baus liegt sie nun knapp 3000 Passanten über ihrem Fünf-Jahres-Schnitt. Die Straße profitiert von den Investitionen und Neuansiedlungen der vergangenen Jahre - und dürfte nach der endgültigen Wiederherstellung der Straßenoberfläche weiter gewinnen. Dagegen geht es an der Flinger Straße deutlich abwärts. An der Einkaufsstraße der Altstadt, die geprägt ist von Geschäften für junge Mode, liegt die Frequenz um 2300 Passanten unter dem Fünf-Jahres-Schnitt. Der Düsseldorfer JLL-Geschäftsführer Marcel Abel sieht die Zukunft dort aber optimistisch. "Es wird sich vieles ändern, aber die Voraussetzungen sind da." Der gute Zustand der Straße etwa, die Struktur der Ladenlokale, die begehrte Lage nah am Rhein. Und natürlich die allgemein gute Situation der Einkaufsstadt Düsseldorf, die Kaufkraft aus dem Umland abzieht wie sonst weithin nur Köln. "Düsseldorf hat sich international als Einkaufsziel etabliert", betont Abel. Für den Markenmix reisten Kunden aus der ganzen Welt an.

Ein wichtiges Argument für die Anziehungskraft einer Stadt sind auch die Gastronomie-Angebote geworden. Sie machten mit 23 Prozent 2016 sogar den größten Anteil aller Branchen an den neu vermieteten Flächen aus. "Meist sind es individuelle Konzepte von Systemgastronomen, die schauen, was in einer Stadt noch fehlt, um das Angebot zu ergänzen." Inzwischen seien solche Lokale auch bei Händlern als Nachbarn beliebt.

(RP)
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