Düsseldorf "Hänsel und Gretel" zum 570.

Düsseldorf · Die Geschwister begeben sich heute an der Rheinoper wieder zur Hexe in den Wald. Es ist die älteste noch gespielte Inszenierung auf einer deutschen Opernbühne. Die Mitarbeiter des Hauses hängen an dem Stück.

Eine gelungene Vorstellung von "Hänsel und Gretel" erkennt Annegret Frübing ganz einfach. "Wenn die Kinder am Ende die Hexe ausbuhen, lief es gut", sagt die Spielleiterin, die das Stück für fünf Jahre betreut hat. Heute Abend kommen die Geschwister wieder zur bösen Frau ins Lebkuchenhaus: Im Düsseldorfer Opernhaus steht die 570. Vorstellung des Weihnachts-Klassikers an.

Schon Generationen von Kindern haben die Hexe seit 1969 ausgebuht. Manche von ihnen sind inzwischen mit ihren Kindern wiedergekommen, die ersten mit Enkeln. Die Inszenierung von Andreas Meyer-Hanno wird seit 45 Jahren fast unverändert weitergespielt. Die Aktualisierungen sind kosmetisch: Das Hexenhaus etwa musste kürzlich erneuert werden.

Inzwischen ist "Hänsel und Gretel" nicht nur ein fester Teil des Spielplans, sondern Operngeschichte - es ist die älteste noch gespielte Inszenierung auf einer deutschen Opernbühne. Das Original-Regiebuch ist vergilbt, zerfleddert und lagert im Archiv, für die Wiederaufnahmen orientiert man sich an einem Video-Mitschnitt.

Das Stück ist anders als aktuelle Kinder-Produktionen. "Heute würde man das anders inszenieren", sagt Opern-Sprecherin Monika Doll. Mit mehr als zwei Stunden ist es so lang wie manches Stück für Erwachsene. Das Bühnenbild mit dem gemalten Hintergrund ist realistisch gehalten, das Haus ist also ein Haus und der Wald ein Wald - derzeit sind abstraktere Gestaltungen in Mode. Und während neue Stücke mit vielen Effekten arbeiten, erwartete man vom Nachwuchs in den 1960er Jahren Durchhaltevermögen. Das Publikum liebt das Stück, obwohl es so altertümlich wirkt - oder gerade deshalb: Die Aufführung heute ist ausverkauft.

Die Oper muss das Stück aber immer wieder neu zum Leben erwecken - unzählige Sänger waren im Laufe der Jahre dabei, jeder setzt eigene Akzente. Die Sportlicheren springen über die Bühne, andere vertrauen auf die Kraft ihrer Stimme. "Viele aus dem Ensemble haben schon mitgespielt", sagt Frübing. "Wir hängen an dem Stück." Und so wird die Hexe auch in den nächsten Jahren wieder ausgebuht werden - wenn die Vorstellung gut läuft.

Tickets für ''Hänsel und Gretel'' im Opernhaus Düsseldorf gibt es bei westticket.de.

(RP)
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