Reisholz Hafenausbau wird geprüft

Düsseldorf · Der Reisholzer Hafen könnte zu einem bedeutenden Logistikdrehkreuz werden. Verwaltung, Neuss-Düsseldorfer Häfen und die Industrie prüfen die Möglichkeit eines Ausbaus. 56 Hektar könnten so erschlossen werden. Die Investitionen werden auf 150 bis 250 Millionen Euro geschätzt.

 Luftaufnahme vom Reisholzer Hafen. Im kleineren, rot markierten Areal sitzt der Logistiker Scherer. Im Bereich nahe dem Schiff ist eine Umschlaganlage für Flüssigkeiten. Außer einem Kohlelager liegt der Großteil der Fläche brach. (Klicken Sie zum Vergrößern auf das Bild.)

Luftaufnahme vom Reisholzer Hafen. Im kleineren, rot markierten Areal sitzt der Logistiker Scherer. Im Bereich nahe dem Schiff ist eine Umschlaganlage für Flüssigkeiten. Außer einem Kohlelager liegt der Großteil der Fläche brach. (Klicken Sie zum Vergrößern auf das Bild.)

Foto: hafen

Geht es nach der Idee von Oberbürgermeister, Industriekreis Süd und den Neuss-Düsseldorfer Häfen, dann könnte der Reisholzer Hafen zu einem führenden Logistikdrehkreuz am Rhein werden. Gestern bei der Präsentation des Masterplans Industrie wurden erste Ideen für einen Hafenausbau vorgestellt.

So könnten rund 56 Hektar Fläche, die heute zu einem großen Teil brach liegen, zu einem modernen Umschlagshafen ausgebaut werden. Im Gegenzug verkündete OB Dirk Elbers: "Wir verabschieden uns von Plänen, die Wohnbebauung im Hafen bis zur Kesselstraße auszudehnen. Wir wollen keine weiteren Konfliktfelder schaffen."

Gründung der Projektgesellschaft

Das Reisholzer Areal ist bereits heute als Industriegebiet ausgewiesen. Eine langwierige Umwidmung von Flächen ist daher nicht nötig. Auf dem Gelände sind heute RWE, Shell und der Logistiker Scherer untergebracht. "Die Projektidee sieht in Reisholz einen Hafen mit modernsten technischen Standards vor, der Vorbildcharakter in ganz Europa haben könnte", sagte Andreas Bruns, Vorsitzender des Industriekreises Süd und Werksleiter bei Henkel. Den Ideengebern schwebt vor, das Gelände so auszubauen, dass große Mengen von Gütern und Containern in Reisholz vom Schiff auf Bahn oder Lkw und umgekehrt verladen werden können. "Interessant ist die Möglichkeit, Waren dort von größeren auf kleinere Schiff umladen zu können", sagte Rainer Schäfer, Geschäftsführer der Neuss-Düsseldorfer Häfen. Das ist erforderlich, weil größere Schiffe auf dem oberen Rheinabschnitt nur bedingt fahren können.

Aus Sicht der Industrie notwendig ist ein Ausbau des Hafens wegen der steigenden Gütermengen in den nächsten 20 Jahren. "Wir gehen davon aus, dass sich der Güterverkehr aus den Seehäfen Zeebrügge, Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen nach NRW bis 2030 verdoppeln wird. Die Zahl der umgeschlagenen Container wird sich in dem Zeitraum verdreifachen", sagte Schäfer. Die Binnenschifffahrt sei der ideale Transportweg zur Aufnahme dieser Gütermengen. "Straße und Schiene sind heute schon dicht. Die Wasserwege können aber noch 50 Prozent mehr Kapazität aufnehmen", so der Hafengeschäftsführer weiter.

Heute wird der Reisholzer Hafen vor allem von vier Firmen genutzt. BASF (früher Cognis) und Henkel sind über Röhrenleitungen mit dem Hafen verbunden und können flüssige Chemikalien von dort per Schiff weiter transportieren. Der Baumaschinenhersteller Komatsu und der Kranbauer Demag, beide im Düsseldorfer Süden zuhause, verschiffen von dort ihre großen Produkte in alle Welt. Für Demag könnte der neue Umschlaghafen doppelten Nutzen haben. Die Firma ist selbst Weltmarktführer beim Bau von Hafenmobilkranen. "Erst kürzlich ist Demag für ein Umweltprojekt ausgezeichnet worden, bei dem im Hamburger Hafen elektrisch betriebene Containertransporter eingesetzt werden, die vor Ort kein CO2 ausstoßen", sagte Bruns.

Schäfer und Bruns schätzen die Investitionen für einen Hafenausbau auf 150 und 250 Millionen Euro, verteilt über zehn bis 20 Jahre. Dadurch könnten mehrere 100 neue Arbeitsplätze entstehen. Die Gründung einer Projektgesellschaft, in der alle Aktivitäten gebündelt werden, ist bereits beschlossen. Jetzt soll eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden, in die auch Vorschläge von Bürgern einfließen. "Mir ist wichtig, dass das Verfahren so ausgestaltet wird, dass Transparenz sichergestellt ist und dass das Vorhaben durch das Mitwirken der Öffentlichkeit größtmögliche Zustimmung erfährt", sagte der OB.

Die Wirtschaft begrüßt Idee und Machbarkeitsstudie zum Hafenausbau: "Das wäre ein großartiges Signal für den Industriestandort", sagte der Hauptgeschäftsführer der Unternehmerschaft, Michael Grütering, im RP-Gespräch.

(RP/jco)
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