Düsseldorf Duo soll Haschplantage geführt haben

Düsseldorf · Der 78-jähriger Angeklagte gilt als "Pate von Gerresheim". Er soll zu den Drahtziehern einer Haschplantage gehört haben. Vor Gericht schweigt er.

 Die Angeklagten sitzen im Gerichtssaal neben ihren Verteidigern Henner Apfel (r.) und Martin Rademacher.

Die Angeklagten sitzen im Gerichtssaal neben ihren Verteidigern Henner Apfel (r.) und Martin Rademacher.

Foto: wuk

Kein Wort, kein Blick: Ohne die geringste Notiz voneinander zu nehmen, saßen am Donnerstag zwei schweigsame Herren auf der Anklagebank des Landgerichts, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Hier ein 29-jähriger Vietnamese mit niederländischem Pass. Dort ein alteingesessener Unternehmer, der als "Pate von Gerresheim" gilt und im Alter von 78 Jahren erstmals unter Anklage steht.

Das Duo soll zu den Drahtziehern einer Profi-Haschplantage im Gerresheimer Hochbunker und eines bandenmäßig organisierten Menschenhandels gehört haben. Der eine als Mitverantwortlicher, der ältere als Helfershelfer. Beide schweigen dazu.

Nach intensiver Beobachtung der Rocker-Szene, die sich im unteren Teil des Hochbunkers an der Heyestraße eingemietet hatte, waren Ermittler im März 2012 zufällig auf die Drogenplantage in der fünften und sechsten Bunker-Etage gestoßen. Drei Vietnamesen waren dort unter unmenschlichen Bedingungen monatelang eingepfercht, hatten wie Sklaven in einer gigantischen Cannabis-Plantage schuften müssen. Bei Aufzucht und Ernte von rund 3000 Cannabis-Pflanzen mussten sie ohne Frischluft oder Tageslicht auskommen, fast 55 Kilo bereits abgeerntete Drogen wurden entdeckt. Die als "Erntehelfer" angelockten Gärtner wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt und freigelassen.

Der 29-Jährige, Ende 2015 aus niederländischer Haft für diesen Prozess ausgeliefert, soll als Neffe eines 2015 abgeurteilten Drogen-Bosses zum Führungsring der Bande gehört haben. Sein 78-jähriger Mitangeklagter ist Eigentümer des Hochbunkers und soll die Räume laut Anklage für 12.000 Euro monatlich an die Drogenzüchter vermietet haben.

Mehr noch: Er habe extra starke Stromkabel verlegen lassen, besondere Beleuchtung besorgt und im Treppenhaus eine stabilere Tür einbauen lassen, um eine Entdeckung der Plantage oder eine Flucht der Arbeiter zu verhindern. Die Anklage behauptet weiter, er habe die Drogen-Arbeiter wöchentlich mit Nahrung und Getränken versorgt. Ob es der Justiz jetzt aber gelingt, das vermutlich nach Vietnam zurückgekehrte Trio als Zeugen aufzubieten, dürfte zu einem Knackpunkt im Prozess werden. Ein Urteil ist für Mitte Juni geplant.

(wuk)
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