Düsseldorf Happy End nach Odyssee durch Bilk

Düsseldorf · Gleich zwei Mal in zwei Tagen reisten drei Saarländer nach Düsseldorf – weil sie zwischendurch ihr Auto in Bilk verloren hatten.

 Kamen zweimal aus dem rund 300 Kilometer entfernten Illingen nach Düsseldorf: Rico, Dominik und Christof Pozorski.

Kamen zweimal aus dem rund 300 Kilometer entfernten Illingen nach Düsseldorf: Rico, Dominik und Christof Pozorski.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Gleich zwei Mal in zwei Tagen reisten drei Saarländer nach Düsseldorf — weil sie zwischendurch ihr Auto in Bilk verloren hatten.

Dominik Pozorski wird woh bald die Winterreifen auf seinen Peugeot aufziehen. Die wahrscheinlich teuersten gebrauchten, die er jemals hatte. Denn zu den Schnäppchen aus dem Internet kommen: Benzin für zwei Fahrten von Illingen/Saar nach Düsseldorf und zurück, reichlich Telefongeld, einmal 84 Euro für den Düsseldorfer Abschleppservice inklusive Gebühr für 24 Stunden Fahrzeugaufbewahrung. Und ein Knöllchen fürs absolute Haltverbot wird er aus Düsseldorf wohl auch noch bekommen.

Trotzdem nimmt's der 35-jährige Kaufmann mit Humor. Kann er auch. Denn nicht er hat in Düsseldorf sein Auto verloren und den ganzen Schlamassel verursacht, sondern Vater Christof (61). Und auch der hat nach einer abenteuerlichen Autosuche das Lachen inzwischen wieder gefunden. "Eigentlich haben wir schon wieder gelacht, als meine Mutter uns abgeholt hat", sagt Rico, Dominiks Neffe, der Vater und Sohn Pozorski begleitet hatte. Und heilfroh war, als er früh um fünf in Mamas Auto steigen konnte. "Ich hatte nämlich keine Jacke mit."

Der Reihe nach: Gegen 19 Uhr erreichen die drei Saarländer am Dienstag die Friedrichstraße. Dort wohnt der Mann, bei dem Dominik die preiswerten Winterreifen gekauft hat. An der Ecke Bachstraße lässt Vater Christof Dominik und Rico aussteigen. Die glauben, das richtige Haus schon gefunden zu haben. Dass die Hausnummer, vor der sie stehen, zur Bachstraße gehört, wird Dominik erst zwei Tage später begreifen. Am Dienstagabend jedenfalls warten die jungen Pozorskis auf Christof, der nur parken will. Und den die Straßenbahn durch Klingeln verscheucht. Er weiß noch genau, dass er in die Jahnstraße einbog, dann noch einmal links "und dann waren da auf einmal nur noch Einbahnstraßen".

Irgendwann fand er einen Parkplatz. Aber nicht mehr zurück zu seiner Familie. "Ich hatte komplett die Orientierung verloren, stand auf einmal wieder neben dem Auto." Ein Handy hatte der 61-Jährige nicht dabei. Er lief also wieder los, kam nach anderthalb Stunden wieder bei Sohn und Enkel an, die inzwischen schon in heller Sorge und ziemlich durchgefroren waren. "Da hab ich gesagt, jetzt hab' ich euch gefunden und das Auto verloren."

"Jaja", dachten die anderen, überzeugt, das Auto gleich um die nächste Ecke zu finden. "Aber nach fünf Straßen wusste ich: es ist ernst", sagt Rico. Der Reifen-Deal wurde abgesagt, stattdessen mit Taschenlampe bewaffnet das Auto gesucht. Ums kurz zu machen: Während sich die drei stetig Richtung Friedrichstadt bewegten, stand der Honda 900 Meter weit in die andere Richtung — an der Erasmusstraße. Nach Stunden riefen die Pozorskis Ricos Mutter an, die sie abholte. Am Nachmittag ließ das Ordnungsamt das Auto aus dem Haltverbot an der Erasmusstraße abschleppen.

Donnerstagnachmittag: Auf der Völklinger Straße stehen die drei sympathischen Saarländer beim Abschleppdienst, haben ein Körbchen voller Proviant dabei. "Wissen kann man ja nie", sagt Rico, der diesmal auch eine warme Jacke trägt, "wer weiß, wie lang es heute dauert..." Noch einmal erzählen die drei aus dem Land von Gerd Dudenhöfers Familie Heinz Becker ihre Geschichte, auch ins Mikrofon von Antenne Düsseldorf. Der Sender hatte einen Hilferuf der Pozorskis auf seiner Facebookseite verbreitet. Dafür will Dominik noch mal Danke sagen. Auch an die Polizisten, die sie im Streifenwagen mehrfach durchs Viertel fuhren, an den Pförtner vom EVK, der zu helfen versuchte: "Die Leute waren alle total hilfsbereit."

Als sie den Wagen ausgelöst haben, geht's zurück nach Friedrichstadt — da warten ja immer noch die Winterreifen. Die Straßen sind voll, der Berufsverkehr kommt nur langsam voran. Vater Christof hält an. "Wollt ihr schon mal gehen?", fragt er, "ich finde schon einen Parkplatz — und diesmal ist es noch hell." Ein Vorschlag, auf den die jüngeren Pozorskis aber so schnell wohl nicht mehr eingehen werden.

(ac)
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