Düsseldorf Rassistische Hass-Mail an Museum kam aus Uni-Bibliothek

Düsseldorf · Rassistische Schmähungen übelster Art landeten anonym im Neanderthal-Museum. Jetzt ermittelt der Staatsschutz. Die Universität reagierte am Montag und entfernte ein frei zugängliches Mail-Programm von ihren Rechnern.

 Blick in den Lesesaal der Universitäts- und Landesbibliothek: Ab Sommer sind dort Zugangsdaten für die Nutzung der Rechner notwendig.

Blick in den Lesesaal der Universitäts- und Landesbibliothek: Ab Sommer sind dort Zugangsdaten für die Nutzung der Rechner notwendig.

Foto: Busskamp

Die widerliche Mail trug den Nachsatz "Bitte nicht an diese Adresse antworten, da diese zu einem öffentlichen PC gehört". Von "Asylinvasoren" war darin die Rede, von "volksschädigenden Ekelpaketen" und davon, dass sich das Neanderthal-Museum schämen solle, einer Gruppe von Flüchtlingen kostenlos den Eintritt in die Ausstellung gewährt zu haben.

In der Heinrich-Heine-Universität hat die Mail für absolutes Entsetzen gesorgt. Denn der "öffentliche PC" ist einer aus der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB). "Das ist ein schwerer Missbrauch unserer Einrichtungen", sagte Universitäts-Sprecher Julius Kohl unserer Zeitung. Die Rechner mit den offenen Zugängen seien ein Service für die Studierenden. Der wird nun drastisch eingeschränkt: Das Mail-Programm ist gestern deinstalliert worden, vom Sommer an soll außerdem die Nutzung der Rechner nur noch mit einer persönlichen Kennung möglich sein.

Das ist für die Zukunft eine gute Nachricht, aber der Verfasser der menschenverachtenden E-Mail ans Neanderthal-Museum sei "für uns nicht nachvollziehbar", muss Julius Kohl einräumen. Gleichwohl habe die Universität gestern die Polizei eingeschaltet. "Wir werden nichts unversucht lassen, um aufzuklären, wer das getan hat", sagte Kohl im Namen von Universität und ULB. "Wir wollen damit auch ein klares Zeichen setzen, dass solches Gedankengut bei uns nichts zu suchen hat. Wir distanzieren uns ausdrücklich von dieser unglaublich widerwärtigen Tat."

Bärbel Auffermann, Leiterin des Neanderthal-Museums, hatte die Mail am vergangenen Donnerstag erhalten. "Ich wusste erst gar nicht, worum es ging. Dann wurde mir klar, dass sich der Schreiber wohl auf einen Bericht über einen von der Caritas organisierten Besuch einer Gruppe von Flüchtlingen bezog." Nachdem sie ihr Entsetzen über die Hass-Mail auf der Facebook-Seite des Museums veröffentlicht hatte, war die Meldung mehr als tausend Mal gelesen worden. Etliche Kommentatoren hatten ihr versichert, die Administratoren des IT-Systems der Uni könnten den Schreiber schnell ermitteln. Auch deshalb hatte Auffermann die Uni informiert. Nachdem wegen des offenen Mail-Accounts dort eine Aufklärung nicht sehr wahrscheinlich sein dürfte, überlegt die Museumsleiterin nun, Strafanzeige zu erstatten. "Es muss doch möglich sein, herauszufinden, wer dahinter steckt."

An der Bergischen Universität in Wuppertal ist der Zugriff auf die Rechner nur mit Zugangskonto möglich, ein Mailprogramm gibt es nicht. Auch in Köln sind Zugangsdaten notwendig. "Selten dämlich" nennt Rechtsanwalt Thomas Engels, Experte für Internetrecht, die bisherige Praxis der Uni. Denn die könnte, falls ein Benutzer der Computer mit diesen die Rechte Dritter verletzt - etwa durch Spam-Versand oder Urheberrechtsverletzungen - durchaus zivilrechtlich haftbar gemacht werden. Für Straftaten, die ein Nutzer solcher öffentlich zugänglichen Systeme mit deren Hilfe begehe, sei die Universität aber nicht verantwortlich zu machen.

Um die strafrechtliche Seite der E-Mail kümmert sich unterdessen bereits die Düsseldorfer Polizei. Nach einer Anfrage unserer Redaktion hat dort die Staatsschutz-Abteilung, zuständig für politisch motivierte Kriminalität, die Ermittlungen gestern von Amts wegen übernommen. Denn es geht um Volksverhetzung, ein sogenanntes Offizialdelikt, das auch ohne Strafanzeige der Betroffenen von den Behörden verfolgt werden muss.

(RP)
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