Düsseldorf Hausmeister zerstört Akademie-Werke

Düsseldorf · Weil die Studenten ihre Bilder nicht aus dem Flur entfernten, statuierte ein Mitarbeiter der Kunstakademie ein Exempel: Er zerschnitt Dutzende Werke, zerbrach die Rahmen und warf sie in den Müll. Die Rektorin ist schockiert.

 Die Studenten haben einige der zerstörten Werke aus dem Container zurück in das Gebäude geholt. "Finger weg, sonst Hände ab!" steht auf einem Plakat, das sie daneben gehängt haben.

Die Studenten haben einige der zerstörten Werke aus dem Container zurück in das Gebäude geholt. "Finger weg, sonst Hände ab!" steht auf einem Plakat, das sie daneben gehängt haben.

Foto: Andreas Endermann

Immer wieder gibt es in der Kunstakademie Streit, weil die Studenten ihre Bilder auf den Fluren lagern - jetzt ist einem Mitarbeiter der Hochschulverwaltung offenbar der Kragen geplatzt. Er zerstörte mit großer Wut dutzende Werke, die Kunststudenten trotz einer Frist nicht entfernt hatten. Nach einer ersten Schätzung sind rund 60 Bilder betroffen. Akademie-Rektorin Rita McBride ist schockiert. "Das ist schrecklich für die Studenten", sagt sie. "Die Werke sind unersetzlich." Sie will klären lassen, wie es zu dem Vorfall kam - und ob die Akademie bessere Lagerbedingungen für die Werke der Studenten schaffen kann.

Hintergrund ist ein seit langem schwelender Konflikt zwischen Verwaltung und Studenten. In der Akademie war es lange Tradition gewesen, dass Studenten ihre Werke auf den weitläufigen Fluren lagerten. Weil die Regeln für den Brandschutz strenger geworden sind, ist dies nicht mehr erlaubt. Die Künstler dürfen ihre Bilder nur noch für rund zwei Wochen zwischenlagern. Die Verwaltung setzt den Studenten dann eine Frist für die Räumung.

So war es auch in dieser Woche - allerdings kamen, wie auch in vergangenen Fällen, viele Studenten der Aufforderung nicht nach. Die Verwaltung wies daraufhin die Hausmeister an, die Werke zur Abholung auf den Hof zu bringen. Ein Verwaltungsangestellter allerdings wollte den Studenten offenbar eine Lektion erteilen, möglicherweise waren sogar mehrere beteiligt. Mit einem Messer zerschnitt er alle Leinwände, zerbrach die Rahmen und warf die Werke in einen Container auf dem Hof.

Die Studenten sind empört. Die Bilder waren teilweise für Prüfungen gedacht, außerdem finanzieren sich viele Studenten durch den Verkauf ihrer Erzeugnisse. Vor allem aber ärgert die Studenten die Missachtung ihrer Kunst. "Die ganze Angelegenheit ist emotional aufgeladen", sagt Studentenvertreterin Sabrina Straub.

Die Verwaltung entschuldigte sich bereits mit einem Schreiben an alle Studenten. Die Mitarbeiter hätten keine Weisung erhalten, die Werke zu zerstören, heißt es in dem Brief. "Mit den betreffenden Mitarbeitern des Hausdiensts wurde über ihre fehlerhafte Vorgehensweise gesprochen."

Verständnis für die Fassungslosigkeit der Kunststudenten hat auch Akademie-Rektorin Rita McBride. Sie traf sich gestern mit der Studentenvertretung zum Gespräch, man will nun gemeinsam eine Aufklärung des Vorfalls betreiben. "Wir sind alle sehr traurig über diesen Fehler", sagt McBride. Sie will prüfen lassen, wie sich mehr Platz für die Studentenkunst finden lässt. Denn die Lagerung auf dem Flur ist eine Notlösung. Die Studenten wissen oft nicht, wohin mit ihren Bildern - obwohl das Gebäude am Eiskellerberg so groß ist ("Wir sind halt sehr produktiv", sagt McBride.) Manche Studenten arbeiten sogar auf dem Flur. McBride will nun die Raumaufteilung überprüfen lassen. "Vielleicht haben wir diesen Anstoß gebraucht", sagt sie.

(RP)
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