Düsseldorf Hebammen fürchten Engpass bei Wochenbett-Betreuung

Düsseldorf · Die Initiative "Elternprotest Düsseldorf" hofft auf Unterstützung für das Geburtshaus. Heute trifft sie Bürgermeisterin Zepuntke.

Hebammen und werdende Mütter klagen über Engpässe bei der Geburtshilfe sowie der Betreuung im Wochenbett und in der Zeit danach. "Erstmals haben wir in diesem Jahr Frauen, die ihr Kind zuhause oder in einem Geburtshaus zur Welt bringen wollten, an Kliniken verwiesen, weil es an Kolleginnen fehlt", sagt Hebamme Isabelle Rosa Bian, Geschäftsführerin des Geburtshauses an der Achenbachstraße.

Aber auch jene Frauen, die in Kliniken entbinden, haben ein Problem. "Ich kenne inzwischen mehrere Mütter, die einfach keine freiberufliche Hebamme für die Betreuung nach der Entlassung aus dem Krankenhaus finden, obwohl die Krankenkassen diese Leistung übernehmen", sagt Stefanie Schardt, Mitbegründerin der Initiative "Elternprotest Düsseldorf". 30 oder 40 Kontakte ohne positive Rückmeldung seien keine Seltenheit. "Manche sind verzweifelt, weil sie ohne die nachgeburtlichen Besuche einer Hebamme nicht klar kommen. Die Situation ist unbefriedigend", sagt Schardt.

Vor allem jährlich steigende Beiträge für die Haftpflicht-Versicherung lassen manche Hebamme die Lust an ihrer freiberuflichen Tätigkeit verlieren. Jene, die Hausgeburten übernehmen oder in Geburtshäusern helfen, ein Kind zur Welt zu bringen, zahlen aktuell 5200 Euro pro Jahr an die Versicherung, ab Juli kommenden Jahres werden es 6100 Euro sein. Zum Vergleich: Eine Hausgeburt wird pauschal mit rund 600 Euro vergütet. Pro Monat nimmt eine Hebamme im Schnitt zwischen vier und acht Geburten an. Zwar wurden nach bundesweiten Protesten Ausgleichszahlungen an die Geburtshelferinnen vereinbart, die die Belastung mildern sollen. "Die sind aber erstmal bis Juli 2015 befristet", sagt Isabelle Rosa Bian. Die Folge sei, dass viele Kolleginnen müde und mürbe seien und sich zurückzögen. "Und das in einer wachsenden Stadt, in der gegen den Bundestrend immer mehr Kinder geboren werden." Tatsächlich kamen in Düsseldorf im Jahr 2013 knapp 7600 Kinder zur Welt, deutlich mehr als in den Jahren zuvor.

Die drohende Unterversorgung dokumentieren die Hebammen inzwischen bundesweit auf der Internet-Seite www.hebammenverband.de/landkarte/ Auch Düsseldorfer Postleitzahl-Bezirke tauchen dort auf. "Frauen, die vergeblich nach einer Betreuung suchen, können sich eintragen", erklärt Schardt das Verfahren.

Mit der Dokumentation des Mangels will sich der "Elternprotest Düsseldorf" freilich nicht begnügen. Heute treffen die dort engagierten Mütter Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke, um gemeinsam mit der Politikerin nach Lösungen auf kommunaler Ebene zu suchen. "Vieles sollte diskutiert werden, bis hin zu einem Mietkostenzuschuss für das Düsseldorfer Geburtshaus", sagt Susanne Schardt.

(RP)
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