Düsseldorf Heerdter sorgen sich um ihren Friedhof

Düsseldorf · Der Heerdter Friedhof hat ein Drittel seiner Bäume verloren, die Bürger beklagten bei der Mobilen Redaktion der RP, dass es deshalb dort im Moment kaum Raum für persönliches Gedenken gebe.

 Bürger und Vertreter der Bezirksvertretung 4 diskutieren über die Möglichkeiten, etwas für den Heerdter Friedhof zu tun. Im Hintergrund: das Hochkreuz, das bis zum Orkan "Ela" von großen Linden umgeben war.

Bürger und Vertreter der Bezirksvertretung 4 diskutieren über die Möglichkeiten, etwas für den Heerdter Friedhof zu tun. Im Hintergrund: das Hochkreuz, das bis zum Orkan "Ela" von großen Linden umgeben war.

Foto: Andreas Bretz

Die Heerdter haben als erste Düsseldorfer erfahren, welche Katastrophe Orkan "Ela" für die Landeshauptstadt bedeuten wird. Der Sturm wütete am Pfingstmontag zunächst im westlichsten Stadtteil Düsseldorfs. Allein auf dem Heerdter Friedhof fielen in der Nacht und in der Folge 355 Bäume - gut ein Drittel des Bestands.

Die Gäste bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post berichteten, dass neben dem ökologischen auch der emotionale Schaden schwer wiege. "Das ist sehr belastend", sagte Gudrun Pürzel, die mehrmals in der Woche das Grab ihrer Familie besucht. "Der Friedhof war lange gesperrt und sah von außen schon erschreckend aus. Als wir dann wieder aufs Gelände durften, war es noch schlimmer."

Renate von Baranowitz bestätigte dies: "Hier ist so viel Grün verschwunden, dass einen jetzt jeder von der Straße sehen kann, wenn man zum Grab geht. Es gibt keine persönliche Sphäre mehr, man kann sich nicht mehr hinsetzen und mit seinem Gedenken für sich sein."

"Der Friedhof hat sich stark verändert", sagte auch Gesche Mülen, die regelmäßig das Grab ihrer Schwiegermutter pflegt. Vor dem Orkan hatte der Friedhof einen parkähnlichen Charakter. Sowohl die Bürger, die Gräber ihrer Angehörigen besuchten, als auch die Menschen aus den umliegenden Büros schätzten ihn für seine Bäume und deren Schatten. Auch, um das wiederherzustellen, hat Gesche Mülen schon für die Wiederaufforstung gespendet.

Auf dem Heerdter Friedhof soll nach den umfangreichen Aufräumarbeiten eine gute Mischung verschiedener Baumarten gepflanzt werden. "Wir wollen vor allem größere Bäume setzen, die schon einen Umfang von 20 bis 25 Zentimeter haben", erklärte Jörg Deter vom Gartenamt. Offen ist derzeit noch, ob die Zahl der Verluste noch steigt. Das Gartenamt hatte mit einem externen Gutachter jeden Baum noch einmal daraufhin untersucht, ob er stehen bleiben könne. Ob die auf diesem Weg geretteten Bäume tatsächlich alle auf Dauer stehen bleiben können, bleibt abzuwarten.

Bedauerlich fanden eine Reihe der Besucher der Mobilen Redaktion, dass der Orkan den historischen Eingang des Friedhofs stark verändert hat. Denn die Baumreihe entlang der Schwesterngräber der Dominikanerinnen und auch die mächtigen Linden, die die Grabstätte der linksrheinischen Priester beschatteten, sind dem Unwetter zum Opfer gefallen.

Georg Eiker, Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins, und auch CDU-Ratsherr Giuseppe Saitta sind der Meinung, dass der Eingangsbereich des Friedhofs wieder hergestellt werden sollte. "Die neuen Bäume aber möglichst nicht zu dicht pflanzen", lautet das Credo.

Das hofft auch Bernd Busch. "Der Sturm hat den Friedhof ausgelichtet, was ihm dann ja auch guttut." Der Mensch sollte nicht so stark eingreifen und regenerieren, denn die Natur erhole sich von selber.

Markus Loh, der die Grünen in der Bezirksvertretung 4 vertritt, setzt auf das neue Konzept des Gartenamtes für die Wiederaufforstung. Er beruft sich auf den Grünordnungsplan 2020 und favorisiert eine Grünverbindung vom Heerdter Ökotop über die stillgelegten Friedhofsflächen zum Rhein.

"Damit könnte auch das heute nicht zugängliche Ufer des Albertussees erschlossen werden." Loh favorisiert auch einen Gründeckel über einen Teil der Stadtautobahn B7, wie im Grünordnungsplan vorgegeben, um so nicht nur am Rhein, sondern auch innerhalb des Stadtbezirks ein grünes Band zu bekommen.

Diese Idee gefällt auch Karl-Joachim Neidhart vom Heerdter Bürgerverein. Der Verein hatte bei seinem Heimatabend zum Thema Sturmschäden vor wenigen Tagen erlebt, wie groß die Anteilnahme der Menschen im Stadtteil ist, und hat auch schon einen Baum gespendet.

(RP)
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