Düsseldorf Helge Achenbachs erster Jahrestag hinter Gittern

Düsseldorf · Vor einem Jahr wurde der Kunstberater Helge Achenbach am Flughafen verhaftet. Nächste Woche beginnt der Ausverkauf seiner Firma.

So lief der Fall Helge Achenbach
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Foto: Andreas Endermann

Er arbeitet als Zeugwart im Trainingsraum der Justizvollzugsanstalt, verteilt außerdem das Essen auf seiner Station. Heute hat Helge Achenbach das erste Jahr als Untersuchungshäftling hinter sich.

Bis zum 10. Juni 2014 war sein Leben völlig anders. Gerade hatte er medienwirksam das WM-Quartier der deutschen Nationalelf mit Kunstwerken aufgepeppt und kam an jenem Morgen aus den USA nach Düsseldorf zurück, als Kripobeamte ihn mit einem Haftbefehl erwarteten. Betrug zum Nachteil einer Essener Kaufmannsfamilie lautete der Vorwurf, den Achenbach lange bestritt, bevor er sich im Dezember vor Gericht unter Tränen bei der Witwe des Aldi-Nord-Erben Berthold Albrecht entschuldigte. Ihn soll er um 19,3 Millionen Euro betrogen haben, auch den Pharma-Unternehmer Christian Boehringer habe er übervorteilt, hieß es in der Anklage.

Inzwischen ist bekanntgeworden, dass Achenbach, der im April seinen 63. Geburtstag in der Zelle verbrachte, seit Jahren unter Geldproblemen litt. Vor allem die Monkey's-Restaurants, in denen er sich als Gastgeber der internationalen Kunstszene bewegte, erwiesen sich als Millionengrab. Darin sah auch das Landgericht Essen sein Motiv für Betrug und andere Delikte, verurteilte ihn zu sechs Jahren Haft.

Ein anderes Urteil war bereits zuvor gesprochen worden: Das Düsseldorfer Landgericht sprach ohne lange Beweisaufnahme den Albrecht-Erben umfassenden Schadenersatz zu. Gegen beide Urteile haben Achenbachs Anwälte Rechtsmittel eingelegt.

Helge Achenbach als Zeuge vor Gericht
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Achenbach sagt als Zeuge aus

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Foto: dpa, rwe fdt

Seine Unternehmensgruppe war wenige Wochen nach seiner Verhaftung zusammengebrochen. Zehn seiner Firmen sind zurzeit im Insolvenzverfahren, ihre Kunstbestände werden von nächster Woche an versteigert. Hauptgläubiger auch seiner Firmen sind die Albrecht-Erben, die hoffen, wenigstens einen Teil des finanziellen Verlusts auszugleichen, den Berthold Albrecht durch Achenbach erlitt.

Helge Achenbach am Tag des Urteils im Landgericht Essen
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Helge Achenbach am Tag des Urteils

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Foto: dpa, ve fpt

Dessen Familie hat gestern einen Rundgang durch das Firmenlager an der Heesenstraße 70 gemacht. Ein bisschen Wehmut war dabei. Ab Freitag, 10 Uhr, kann jedermann dort besichtigen, was nächste Woche versteigert wird.

(RP)
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