Düsseldorf Henkel-Stiftung würdigt Ägyptologen

Düsseldorf · Mit Stephan Seidlmayer zeichnet die Gerda-Henkel-Stiftung einen Wissenschaftler aus, der in Ägypten nicht nur wichtige archäologische Arbeit leistet, sondern auch den Dialog zwischen Deutschland und Ägypten fördert.

Wir patrouillierten in den Straßen. Es ging darum, seine Solidarität zu zeigen." Viele kunsthistorisch bedeutende Zeugnisse werden in dieser Zeit geraubt, sind vielleicht für immer verloren. Um so wichtiger ist es Seidlmayer seither, vor Ort über die Kulturschätze aufzuklären, die Ägypter in die archäologische Arbeit mit einzubeziehen und den Austausch zwischen Deutschland und Ägypten zu fördern.

Für diese Leistungen in Archäologie und Kulturaustausch hat die Gerda-Henkel-Stiftung den 56 Jahre alten Wissenschaftler gestern abend im Ständehaus geehrt. 193 Nominierungen aus 40 Ländern waren für den Gerda-Henkel-Preis, der mit 100 000 Euro dotiert ist, eingegangen. Auf der Gästeliste standen viele Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft und Politik, darunter Kunstmäzenin Gabriele Henkel, Peter Funke (Deutsche Forschungsgemeinschaft), Hanns Hatt (NRW-Akademie der Wissenschaften und Künste), Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, Suzanne Oetker-von-Franquet (Bürgerstiftung Düsseldorf), Frank Suder (Fritz-Thyssen-Stiftung), Beat Wismer (Museum Kunstpalast) und Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke.

Bei der Preisverleihung sagte Laudator Antonio Loprieno von der Universität Basel, dass Seidlmayer "eine unübertroffene Kenntnis epigraphischer oder archäologischer Quellen und kultureller Sachverhalte besitzt, ein ungemein breites inner- und ausserägyptologisches Hintergrundwissen". So hat Seidlmayer, der schon als Student bei Grabungen im Nildelta half und seit 2009 Direktor der Abteilung Kairo des Deutschen Archäologischen Instituts ist, wichtige Feldarbeit auf der Insel Elephantine nahe Assuan und bei den Grabungen an den Pyramiden von Dahschur geleistet. Auch als Philologe hat er sich hervorgetan, war Projektleiter beim "Altägyptischen Wörterbuch".

Die Gerda-Henkel-Stiftung würdigte auch Seidlmayers Austausch zwischen Deutschland und Ägypten. "Gerade in politisch schwieriger Zeit leisten er und seine Kollegen am Deutschen Archäologischen Institut in Kairo wesentliche Beiträge für den internationalen akademischen Austausch", sagte Michael Hanssler, Vorstandsvorsitzender der Stiftung. So arbeiten Deutschland und Ägypten inzwischen etwa verstärkt bei der Aus- und Weiterbildung zusammen.

Seit dem Arabischen Frühling sei es oft schwierig, Ausgrabungsorte zu schützen, sagte Seidlmayer. Aus Sicherheitsgründen könne sein Team zurzeit nicht im ägyptisch-libyschen Grenzgebiet und auf der Sinai-Halbinsel arbeiten. Auch der Kunstraub habe zugenommen. Umso wichtiger sei es, die Gesellschaft über die Kulturschätze aufzuklären und sie in die archäologische Arbeit mit einzubeziehen. "Wenn Menschen verstehen, welche Schätze in ihrer unmittelbaren Umgebung liegen, wertet das ein Dorf oder eine Region auf. Und sie werden sich für den Schutz der Kulturgüter einsetzen", so der Preisträger.

(RP)
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