Düsseldorf Herr über 120 000 Tonnen Luftfracht

Düsseldorf · Das Aufkommen an Luftfracht in Düsseldorf wächst schnell. Frachtmaschinen fliegen die Stadt nicht mehr im Linienverkehr an. Aber weil die Passagierjets immer größer werden, können sie im Rumpf mehr Fracht mitnehmen.

 Die Lagerhalle von DUS Cargo. Der Name trügt, länger als zwei bis drei Stunden lagert hier kein Teil. Dann geht es in die Auslieferung.

Die Lagerhalle von DUS Cargo. Der Name trügt, länger als zwei bis drei Stunden lagert hier kein Teil. Dann geht es in die Auslieferung.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Gerton Hulsman ist ein Logistik-Freak. Er ist Chef von knapp 200 Männern und (wenigen) Frauen, die Düsseldorfs Luftfracht wegschaffen. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Pausen gibt es, aber Stillstand bei DUS Cargo nie. Es ist die Welt des internationalen Warenverkehrs. Wer durch Hulmans Reich schreitet, der sieht Holzkisten mit der Aufschrift "Zerbrechlich Vietnam" oder "Autoteile Kasachstan". Gerton Hulsman ist Chef der Düsseldorf Cargo. Die Tochter des Düsseldorfer Flughafens wickelt das ab, was Urlauber und Geschäftsreisende weder sehen noch interessiert: die Luftfracht. Und das Aufkommen wächst wie kaum ein anderes Segment an Düsseldorfs Airport. Früher landeten im Linienverkehr Frachtflieger in Düsseldorf. Doch das ist Geschichte. Was bloß wenige Passagiere wissen: Frachtgeschäft ist ein wichtiges Business der Passagier-Airlines. "15 bis 20 Prozent der Gewinne machen die Fluggesellschaften heute mit dem Frachtgeschäft," sagt der Niederländer. Und damit meint er nicht die üblichen Verdächtigen im Frachtgeschäft: Klar, in Köln-Bonn, dem früheren Militärflughafen auf grüner Wiese, mit wenig Anwohnern und ohne Nachtflugverbot, dort liegt die Heimat der Fracht-Linien-Flieger. Damit kann und will der Düsseldorfer Airport nicht konkurrieren. Dort in Köln werden Päckchen von UPS oder DHL verschickt, en masse.

 Gerton Hulsman zeigt auf eine Palette mit Luftfracht. Jedes Teil wird zur Not einzeln verpackt und mit einem speziellen Netz gesichert.

Gerton Hulsman zeigt auf eine Palette mit Luftfracht. Jedes Teil wird zur Not einzeln verpackt und mit einem speziellen Netz gesichert.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Doch Düsseldorf ist verglichen damit immer noch die Hauptstadt der Industrie. Hier werden ganze Maschinen versendet. Und Anderes: Wichtigster Luftfrachtkunde ist Bayer aus dem nahen Leverkusen. Mehr als zwei Dutzend Kühlräume sind dazu da, in Düsseldorf lebenswichtige Medikamente für Krebspatienten aufzunehmen. 120 000 Tonnen Luftfracht werden in DUS pro Jahr umgeschlagen. Und Düsseldorfs Nische wächst. Während heute noch gut 40 Prozent der Luftfracht mit reinen Frachtfliegern umgeschlagen wird, sind 60 Prozent der in Jets transportierten Waren im Bauch normaler Passagierflieger unterwegs. Der Trend zu größeren Jets kommt Düsseldorf zugute. Beispiel: Ein Airbus A 320 kann zwei Tonnen Fracht zusätzlich zu den Fluggästen mitnehmen. Das Schwestermodell A 330 schon 20 Tonnen.

Düsseldorf strebt einen der vorderen Plätze bei der Luftfracht an. Das bedeutet aber nicht unbedingt mehr Flüge. Jede zehnte Tonne "Luftfracht" verlässt Düsseldorf via Lastwagen", sagt Cargo-Chef Hulsman. Die Lkw haben eine Flugnummer, werden ohne Kontrollen an den Drehkreuzen Frankfurt oder Amsterdam/Schiphol abgefertigt.

Doch was steckt in den Containern, Boxen und Paletten, die Gerton Hulmans Umschlag-Center verlassen? Er spricht nur ungern darüber, aber es sind sensible Waren aus der Industrie, wichtige pharmazeutische Produkte, oft in rauen Mengen, das sieht man als Besucher, wenn man die zahlreichen Kühlräume besichtigt.

Und was ist die Zukunft? Der Holländer Hulsman sieht es gelassen. "Der Warenverkehr zwischen den Ländern wird weiter wachsen."

(RP)
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