Düsseldorf Herzchirurg will wieder operieren

Düsseldorf · In der Uniklinik gibt es Unruhe: Ärzte fühlen sich aufs Abstellgleis gestellt. Es geht um Diskriminierung, Mobbing und um Geld.

 Michael Klein (links) und sein Anwalt, Jürgen Wahl, beraten sich nach dem Prozess vor dem Landesarbeitsgericht.

Michael Klein (links) und sein Anwalt, Jürgen Wahl, beraten sich nach dem Prozess vor dem Landesarbeitsgericht.

Foto: Torsten Thissen

Dienstag hatte der neue ärztliche Direktor der Uniklinik seinen ersten Arbeitstag, und als ob er nicht schon Probleme genug hätte, darf Klaus Höffken sich jetzt noch mit einem Arbeitsrechtsfall auseinandersetzen, der für Unruhe sorgt. Es geht um die Herzklinik des Uniklinikums, um Diskriminierung, Mobbing, Eitelkeiten und nicht zuletzt um das Wohl der Patienten.

Hintergrund ist die Klage von Professor Michael Klein, langjähriger Oberarzt in der Herzchirurgie. Der sieht sich von seinem Chef, Artur Lichtenberg, aufs Abstellgleis gestellt, und will wieder Patienten operieren. Außerdem sieht er sich diskriminiert und gemobbt und will dafür entschädigt werden.

Nun muss man sich ein bisschen auf juristische Spitzfindigkeiten einlassen, um den Fall zu verstehen. Zwar wurde Kleins Klage gestern abgewiesen und es besteht auch keine Möglichkeit zu Revision, allerdings nur weil er nicht das Uniklinikum verklagt hat, sondern die Heinrich-Heine-Universität.

Die Vorwürfe gegen die Klinik stehen also weiter im Raum, und Klein ist willens, weiterhin den Rechtsweg zu beschreiten. Wahrscheinlich jedoch wird das Verwaltungsgericht zuständig sein.

Seit dem Jahr 2009 werde er zu deutlich weniger großen Herzoperationen herangezogen. Ihm werde außerdem keine Weiterbildung ermöglicht. Dies stelle eine Diskriminierung wegen seines Alters dar, klagt der Oberarzt. Klein ist 63 Jahre alt. Er will, dass das Klinikum ihn als Oberarzt und Operateur beschäftigt und mindestens zu 100 Operationen im Jahr einteilt.

Der Fall des Oberarztes ist aber kein Einzelfall. Tatsächlich gibt es vier Chirurgen, die in der gleichen Situation waren oder sind. Mit zweien haben sich Uniklinik und Universität geeinigt, eine Klage ist noch anhängig. Hierbei handelt es sich um den Fall von Andreas Borowski, ebenfalls Oberarzt an der Klinik für kardiovaskuläre Chirurgie, Kleins Kollege. Auch er möchte mehr operieren und auf seinem Fachgebiet weitergebildet werden. Fachliche Gründe für die Nichtbeschäftigung der Ärzte kann es eigentlich nicht geben. Zum einen sind sie ausgewiesene Experten, haben publiziert und gelehrt, beide haben weit mehr als 10 000 Menschen am Herzen operiert.

Hört man sich ein bisschen um, heißt es, dass Lichtenberg 2009 nur unter der Voraussetzung die Leitung der Klinik übernommen hat, dass er eigene Mitarbeiter dort beschäftigen und neue aufbauen kann. Dafür ging er von mehr Menschen aus, die sich am Uniklinikum operieren ließen, so er denn erst einmal Chefarzt werde. Auch auf mehr Patienten aus dem Ausland, die sich von seinem Team operieren ließen, habe der Chefarzt spekuliert. Allerdings ist die Anzahl der Patienten nicht signifikant gestiegen, so dass es zu wenig komplizierte Operationen für zu viele Operateure gibt. Herzchirurgen müssen operieren, um in Übung und auf dem neuesten Stand zu bleiben. Ein Chirurg, der nicht operiert, kann auf Dauer nicht mit der sich ständig weiterentwickelnden Technik Schritt halten. Wer nicht operiert ist de facto kein Herzchirurg mehr.

Bei Klein liegt die letzte Operation drei Monate zurück. Zum Skalpell greift er nur noch in Notfällen, wenn er Dienst hat. Zu einer Stellungnahme, auch zu der Frage, welche Auswirkungen das alles auf den Klinikalltag hat, war das Uniklinikum gestern nicht bereit. Man wolle erst das Urteil abwarten, hieß es hier.

(RP)
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