Kolumne Hilflos in Oberbilk

Düsseldorf · Fast wäre der Oberbürgermeister ja selbst ein Oberbilker geworden. Als sich seine Familie vor zwölf Jahren für ein Objekt an der Heerstraße interessierte, so verriet er beim OB-Dialog, da seien "die Einkaufsmöglichkeiten auch nicht viel besser gewesen als heute".

Nun wissen wir ja nicht genau, wann im Jahr 2004 Geisels sich mit einer Oberbilker Immobilie befassten. Damals hatten wir wenigstens noch einen Metzger und einen Blumenladen, und Strauß im alten Karstadt-Haus. Schon zu dieser Zeit war die Kölner Straße nicht eben die Einkaufsmeile, die sie früher einmal war. Aber sie hat sich seitdem nicht zu ihrem Vorteil entwickelt.

Die Werbegemeinschaft hat sich erst kürzlich neu aufgestellt. Viel mehr als ein neuer Flyer ist aber noch nicht dabei herausgekommen. Warum, das ließ beim Bürgerdialog Lutz Goebels, der Vize-Bürgermeister im Stadtbezirk 3 erahnen. Es gebe doch noch andere Gemeinschaften, an der Loretto-, Nord- und Friedrichstraße, und ob die Stadt nicht eine Initiative starten könne, um ihnen allen mehr Hilfestellung zu geben. Thomas Geisel brachte es auf den Punkt: "Wenn wir wüssten, wie der Handel floriert, dann wären wir nicht bei der Stadtverwaltung, sondern hätten eigene Geschäfte."

Zur Loretto- oder Nordstraße, wo sich mit dem Handel gleich das ganze Viertel (oder umgekehrt) entwickelt hat, schaut Oberbilk seit Jahren mit einer Art resignierter Bewunderung. Denn während die eine auf- und die andere weiterblühte, beriefen sich die Oberbilker erst auf den Exodus der Stahlindustrie, dann auf den U-Bahn-Bau. Alles war immer schlimm, und immer waren Umstände schuld, auf die man keinen Einfluss hatte. Und folglich auch nicht selbst reagierte.

Was sich seither an Kölner oder Ellerstraße bewegte, kam vielfach aus dem Stadtteilbüro im Projekt Soziale Stadt. Als das Projekt endete, wurde wieder bloß gejammert. Entwickelt hat sich bei den Händlern - und auch bei den Vermietern, die ihre Läden eben nicht im Sinne einer attraktiven Einkaufsstraße vermieten, nichts.

Flingern und Oberbilk waren seinerzeit im selben Projekt für "Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf". Dass sich die Birkenstraße seitdem zum neuen Zentrum gemausert hat, während an der Kölner Straße auch nach dem Zuzug des Justizzentrums noch immer auf Erneuerung gewartet wird, sollte doch zu denken geben.

STEFANI GEILHAUSEN

(RP)
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