Düsseldorf Himmelgeister Kastanie wird Kunst

Düsseldorf · Aus dem toten Baum im Himmelgeister Rheinbogen soll noch diesen Monat ein geschnitzter, gut vier Meter großer Baumgeist werden.

 Baumgeist-Sekretär Andreas Vogt, Jüchtgraf Ingo Dziobak, Doris Törkel und Hermann Graf Nesselrode

Baumgeist-Sekretär Andreas Vogt, Jüchtgraf Ingo Dziobak, Doris Törkel und Hermann Graf Nesselrode

Foto: GvA

Die Kastanie mit eigenem Postfach ist tot: Leblos und ohne Blätter steht der mächtige Baum seit langem im Himmelgeister Rheinbogen. Zuletzt brach in einem Sturm einer der Hauptäste ab. Spätestens da wurde deutlich, dass eine Lösung für den Baum gefunden werden musste - und die wurde jetzt verkündet. "Wir hatten die Wahl die Kastanie zu fällen, sie kontrolliert verrotten zu lassen oder daraus ein Kunstwerk zu machen und sie somit noch einige Jahre zu erhalten", sagt die Leiterin des Gartenamtes, Doris Törkel. Entschieden hat man sich für das Kunstwerk.

Noch bis zum 14. Dezember haben die Besucher Zeit, den Baum in seinem jetzigen Zustand zu sehen. Danach werden die Äste abgetragen. Ab 15. Dezember beginnt dann der Holzkünstler Jörg Bäßler mit seiner Arbeit: Er wird den Baum laut Gartenamt auf eine Höhe von drei bis vier Metern stutzen und dann mit einer Kettensäge eine Skulptur schnitzen - den Baumgeist Jüchtwind, den der Freundeskreis der Himmelgeister Kastanie populär gemacht hat. "Mit einer Fällung wäre auch ein Stück weit die Mystik dieses Ortes verlorengegangen", sagt Törkel.

Auch "Baumgeist-Sekretär" Andreas Vogt vom Freundeskreis ist mit der Entscheidung zufrieden, bedauert aber den Verlust des Baumes: "Jetzt heißt es Abschied nehmen, wir sind sehr traurig, dass es den Baum in seiner jetzigen Form nicht weiter geben wird", sagt er. Das Postfach des Baumes werde aber trotzdem erhalten bleiben. "Die Leute können weiterhin schreiben. Wir werden alle Briefe, Emails und Facebooknachrichten auch weiterhin beantworten", sagt Vogt.

Dem Ende des Baumes ging eine lange Leidensgeschichte voraus. Im Jahr 2006 entdeckte ein Baumsachverständiger, dass die Kastanie vom Pilz "Phytophthora" befallen ist. Dieser entzieht den Kastanien wichtige Nährstoffe, was fast immer zum Absterben des Baumes führt. Besonders im vergangenen Jahr hat sich der Zustand noch mal verschlechtert. Die 200 Jahre alte Kastanie hatte zudem mit der Miniermotte zu kämpfen. Alle Versuche des Gartenamtes den Baum mit ökologischen Gegenmaßnahmen zu retten, sind gescheitert, so dass von dem Baum nun nicht viel mehr übrig ist, als ein stolzes Gerippe aus Ästen. Zum Abschiedstermin kam Ingo Dziobak vom Freundeskreis der Kastanie im Kostüm: Er stellt den Jüchtgraf dar - das männliche Gegenstück des Baumgeistes und die Person, die die Kastanie vor etwa 200 Jahren gepflanzt haben soll. Nun ist er auch bei ihrem Ende wieder dabei.

Die Kosten für die Stutzung des Baumes und für Künstlers Jörg Bäßler betragen laut Gartenamt etwa 3000 Euro und werden von der Stadt getragen. Bäßler wird zwei bis drei Tage am Baum arbeiten - und er hat nichts gegen Zuschauer.

(RP)
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