Rhein Hochwasser überflutet Straßen

Die Flutwelle des Rhein-Hochwassers hat am Wochenende Düsseldorf erreicht. Von Freitag- bis Sonntagabend stieg der Pegel in der Düsseldorfer Altstadt um mehr als vier Meter.

Am Sonntagmorgen um 9 Uhr wurde mit 7,10 Meter die Hochwasserstufe I erreicht. Nur wenige Stunden später, gegen 15 Uhr, stand die Marke bereits bei 7,62 Metern. Das Wasser schwappte am Unteren Werft an die Oberkante der Kaimauer. Ab einem Pegel von acht Metern wird das Untere Rheinwerft überflutet.

Schon am Samstagmorgen hatte die Stadt am Unteren Rheinwerft den Durchgang zum Alten Hafen in der Altstadt sowie an der Fährstraße in Hamm mit großen Aluminiumwänden schließen lassen. Darüber hinaus wurde unter der Theodor-Heuss-Brücke die aus massiven Pfosten bestehende so genannte Stromleitwand aufgebaut. Sie sollte verhindern, dass bei hohem Wasserstand Treibgut in den Yachthafen gelangte und dort ankernde Boote beschädigte.

"Wir verfolgen die Situation und die weitere Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit", sagte Kristian Lütz vom Stadtentwässerungsbetrieb. Die Mitarbeiter standen das gesamte Wochenende in Bereitschaft, um gegebenenfalls Sicherungsarbeiten durchzuführen. So riegelte Max Willms vom Stadtentwässerungsdienst mit zwei Kollegen in Urdenbach am Sonntagmittag einen Kanal ab, der überzulaufen drohte. Die Männer waren seit Freitag jeden Tag im Einsatz und pumpten das Wasser auf freie Flächen, während Rad- und Autofahrer an der Urdenbacher Dorfstraße drehen mussten, da der Ortweg in Richtung Monheim bereits unter Wasser stand.

Dies drohte auch in der Altstadt. Während tausende Besucher bei sonnigem Wetter den Ausblick auf den Rhein genossen, beeilten sich die Gastronomen am Unteren Werft, ihre Lokale vor der rapide steigenden Flutwelle zu schützen. "Wir haben zuerst die technischen Geräte wie Musikanlage und Verstärker in Sicherheit bringen lassen", sagte Elmar Uecker, Betriebsleiter der Kasematten. Schon am Samstagabend hatte er zusammen mit seinen Leuten begonnen, das Lokal zu räumen. "Wir waren bis 2.30 Uhr in der Nacht hier", berichtete Uecker.

Vor acht Jahren, beim Hochwasser 2003, hatten die Kasematten schon einmal unter Wasser gestanden. Und das Chaos, das die Fluten damals hinterließen, hat Betriebsleiter Uecker nicht vergessen: "Überall lag Schlick und Dreck. Wir brauchten lange, ehe alles wieder in Ordnung war." Besonders optimistisch, dem Hochwasser diesmal zu entgehen, war Uecker gestern nicht. "Das Wasser wird sich seinen Weg suchen", sagte er, während Mitarbeiter die Eingänge mit Stahlplatten abzudichten versuchten.

Nebenan, in der Eisbar der Weißen Flotte, dirigierte Bozidar Kosmrlj die Sicherungsarbeiten. Auch der Gastronomie-Chef der Weißen Flotte hatte seine Mitarbeiter zusammengerufen, um das Inventar des Lokals in Sicherheit zu bringen. "Alles, was nicht wasserfest ist, kommt in den Regalen nach oben", erklärte Kosmrlj. Im Gegensatz zu den Nachbarn aus den Kasematten verzichtete er aber darauf, die gesamte nicht feste Einrichtung auszuräumen. "Wir haben uns darauf konzentriert, mehrere hundert Stühle, Tische und Bänke wegzubringen", sagte Bozidar Kosmrlj.

Die meisten Ausflügler nahmen das Hochwasser hingegen mit Humor. "Dann wählen wir eben eine andere Strecke", sagte Radfahrerin Corinna Eilers, die mit ihrem Mann Johann nach Leverkusen unterwegs war und wegen der gesperrten Straße in Urdenbach einen Umweg nehmen musste.

Auch Roland Bischoff ließ sich von dem Rhein-Hochwasser nicht aus der Ruhe bringen. "Ich wohne seit 50 Jahren am Rhein und habe schon schlimmere Lagen gesehen", sagte der Himmelgeister. Die Menschen, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu Fluss lebten, würden sich auf die Gefahr von Überschwemmungen vorbereiten, so Bischoff. Auch er besitze eine Pumpe, mit der der Keller bis zu einem gewissen Punkt trockengehalten werden könne.

Ähnlich argumentierte auch Harald Rein, der das gute Wetter gestern Nachmittag mit seinen Söhnen Jonas (7) und Malte (5) zu einem Radausflug auf die Rheinwiesen vor Oberkassel nutzte. "Die Kinder sind ganz begeistert, so nahe am Fluss Rad zu fahren", erklärte der Heerdter, der allerdings hoffte, dass das Wasser nun nicht weiter steigen würde.

Darauf wollten sich die Camper am Rheinufer in Lörick nicht verlassen. Sie brachten bereits gestern Vormittag ihre Wohnwagen in Sicherheit. "Bei den vergangenen Hochwassern ist der Platz überflutet worden", sagte der Verwalter des Campingplatzes. Drei Stunden benötigten Camper wie Axel Sommerbüsch, um die 25 Wagen auf eine nahe gelegene Wiese hinter dem Deich zu bringen.

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