Zugspitze Aus Schlucht befreit: Retter sucht Düsseldorferin mit Hund

Düsseldorf/ Grainau · Der Leiter der Dortmunder Autobahnpolizei hat eine 60-jährige Düsseldorferin und ihre Hündin "Cora" aus der Zugspitz-Höllenklamm befreit. Jetzt sucht er Frau und Hund, um zu erfahren, wie es ihnen geht.

 Nach einem Abstieg von der Zugspitze befreite der Polizist Lorenz Schnadt eine Düsseldorferin und ihre Hündin Cora.

Nach einem Abstieg von der Zugspitze befreite der Polizist Lorenz Schnadt eine Düsseldorferin und ihre Hündin Cora.

Foto: Lorenz Schnadt

Am Dienstag (13.10) startete der 56-jähriger Leiter der Autobahnpolizei, Lorenz Schnadt, kurz vor 6 Uhr in den Tag. Mit einem Bus fuhr er von Garmisch nach Hammersbach, um auf "dem anspruchsvollsten Weg zur Zugspitze" von 700 auf fast 3000 Meter zu klettern. Für den erfahrenen Bergsteiger ist die "wildromantische Klamm der schönste Weg der Alpen."

Auf 2700 Metern, also kurz vor der Zugspitze, musste der Einzelgänger den Aufstieg abbrechen. "Die letzte Wand vor dem Gipfel war voll mit Schnee." 250 Meter trennten den Polizeioberrat vom Ziel. Gegen 17.30 Uhr erreichte er wieder die Klamm: "10 bis 15 Leute standen auf einer Brücke und diskutierten. Es war dunkel, eng und nass. Dann fragte mich eine Amerikanerin nach einem Seil." Denn 40 Minuten zuvor war der Labrador einer etwa 60-jährigen Düsseldorferin auf einem glitschigen Steg ausgerutscht und in die Klamm gestürzt. Coras Besitzerin stieg ab und war bei einer Temperatur um Null Grad zwischen zwei Felsen gefangen.

Die Felsen bildeten einen Trichter, aus dem sie und ihre Hündin nicht entkommen konnten. "Runter geht einfacher als rauf", erkannte der Bergsteiger und kalkulierte das Risiko: "Wenn ich da runter gehe, um Frau und Hund zu retten — komme ich dann auch wieder rauf?" — Schnadt entschied sich für den Abstieg unter dem eine senkrechte Wand überbrückenden Steg. "Erst der Hund. Dann ich. Dann die Frau", lautete sein Plan.

"Bei der Polizei lernt man Entscheidungen zu treffen. Das muss auch ein Bergsteiger können." Also stellte der 56-Jährige mit 40-jähriger Klettererfahrung Coras Halsband "auf Würgen", um sie an der Leine aus dem Trichter zu ziehen, ohne dass das Halsband abrutscht. "Die Frau hat von hinten geschoben."

Zugspitze mit frischem Gipfelkreuz
7 Bilder

Zugspitze mit frischem Gipfelkreuz

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Cora stellte er auf einem kleinen Plateau ab und fixierte die Leine an einem Felsen. Dann zog er die Düsseldorferin heraus. Mit seinen kantigen Bergsteigerschuhen suchte der Retter den richtigen Halt in der Wand, hob den Hund in die Höhe, warf die Leine hinauf und ließ die Hündin von der Amerikanerin hochziehen. "Instinktiv machte Cora richtig mit."

Schnadt kletterte selbst auf den Steg zurück, legte sich auf eine Holzbohle und dachte sich: "Jetzt geht nur noch eins: hochziehen, hochziehen, hochziehen." Mit einem Arm hievte der durchtrainierte Kletterer die Frau auf sicheres Terrain. Für wenige Sekunden "baumelte sie frei über der wilden Klamm. Überlegen durfte die nicht, was sie da gerade macht. Die durfte nur nicken", sagt Schnadt über seine Kommandos. Dann: "Nebeneinander lagen wir auf der Bohle. Sie hat mich angeguckt, als wäre ich von einem anderen Stern. Erst da hat sie begriffen, das alles gut ist."

Normalerweise fragen Polizisten in Einsätzen nach Personalien. Doch in dem Moment war Schnadt nur Bergsteiger. Er packte seinen Rucksack und stiefelte ohne einen Namen zurück ins Tal, vorbei an der ihm entgegen kommenden Bergwacht. Jetzt sucht Schnadt die Düsseldorferin. "Ich will einfach nur wissen, wie es ihnen geht."

Die Düsseldorferin wird gebeten, sich zu melden. Oder falls Sie Hinweise auf den Verbleib der 60-Jährigen haben, dann schicken Sie uns eine Email an duesseldorf@rheinische-post.de, oder schreiben uns über Facebook.

(RN)
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