Düsseldorf "Hören Sie auf mit der Uhr in Ben Hur"

Düsseldorf · Udo Heimansberg von den Düsseldorfer Filmkunstkinos ist Musikliebhaber und Cineast - und er sammelt Pannen der Kinogeschichte.

Udo Heimansberg im Bambi: Dort wird am kommenden Freitag ab 19 Uhr der 50. Geburtstag des Filmkunstkinos gefeiert.

Udo Heimansberg im Bambi: Dort wird am kommenden Freitag ab 19 Uhr der 50. Geburtstag des Filmkunstkinos gefeiert.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Rheinländer kommen gerne vom Hölzchen aufs Stöckchen, Filmfans sowieso - rheinische Filmfans garantieren folglich Schwadronieren im Quadrat. Was passiert also, wenn man sich mit Udo Heimansberg (64) trifft? Ja, das Bambi wird 50, und dies wird am Freitag ab 19 Uhr gebührend gefeiert (es gibt noch ein paar Restkarten, bitte an der Kinokasse an der Klosterstraße nachfragen). Aber viel interessanter ist doch, was Heimansberg ganz persönlich zu erzählen hat. Dass er nämlich zuallererst detailversessener Liebhaber von Filmmusiken ist und darüber auch Seminare gibt. Und er ist ein wandelndes Filmlexikon mit einer Marotte: Er liebt es, Pannen in Filmen aufzuspüren.

Einer der größten Filmschinken ist "Ben Hur". Und wer den Film mit Charlton Heston vier bis sechs Mal gesehen hat, wird irgendwann einmal versucht haben, die berühmte Armbanduhr zu entdecken, die einer der Wagenlenker in einem der berühmtesten Wagenrennen der Geschichte angeblich am Arm tragen soll. "Hören Sie auf mit der Uhr in ,Ben Hur', da reden alle drüber, aber es gibt sie nicht", sagt Heimansberg und plaudert eine Filmpanne nach der anderen aus. Die "Blue-Rays" machen's möglich, da man da so schön die Einzelbilder des Films durchschauen kann.

Die Uhr gibt's bei Charlton Heston & Co. nicht zu sehen, dafür aber auf vier Einzelbildern eine Kamera, an der die Pferde vorbei galoppieren. "Die haben die Cutter wohl drin gelassen, weil sie das menschliche Auge bei der Vorführung nicht bemerken konnte", sagt er. Gefunden hat der Filmkenner sie, weil er einen Übergang genauer unter die Lupe nehmen wollte. In einer Szene von "Ben Hur" fiel Stuntman Joe Canutt bei voller Geschwindigkeit völlig ungeplant aus dem Wagen, weil er sich nicht angeschnallt hatte. Die Szene war jedoch so gut, dass der Regisseur sie in den Film einbauen wollte. Nun musste ein Weg gefunden werden, Heston wieder in den Streitwagen zu befördern. Und just beim Dreh dieser Szene wurde besagte Kamera wohl auf der Sandbahn aufgestellt. Zwischen den römischen Zuschauern oben auf der Tribüne ist zudem ein Assistent in moderner Kleidung auszumachen, der einen Flüchtenden in Lebensgefahr heraufziehen sollte.

Heimansberg hat derlei Klöpse auf dem Handy abgespeichert. Und er ist nicht der Einzige, der damit humorvoll umgeht. Blake Edwards etwa reagierte auf die Uhrensuche in Sandalenfilmen auf seine Weise: Er zeigte extra eine Armbanduhr in seinem Film "Der Partyschreck", das hat was von Ostereiersuche für Erwachsene.

Manchmal wirken Fehler aber auch nur plump. "Der rote Korsar" mit Burt Lancaster etwa ließ völlig ungeniert hinter dem Segelschiff der Piraten ein Kreuzfahrtschiff vorbeifahren. Und Richard Burton schaut in "Cleopatra" auf den mittelalterlichen Hafen von Ischia. Der Film spielt in der Zeit vor Christus, aber an der falschen Kulisse hat sich niemand gestört, man hat wohl wenigstens ein paar Kreuze von den Kirchen genommen.

Unbedarft auch "Die letzten Tage von Pompeji", wo ein Mitarbeiter in Zivilkleidung die fliehenden Bürger der untergehenden Stadt mit rudernden Armen zur Eile antreibt. Er steigert das Chaos noch, indem er Kracher explodieren lässt. Da sind die Antennen auf den Häusern im victorianischen London im Film "Letzte Grüße von Onkel Joe" mit Michael Caine und Peter Sellers noch britisches Understatement.

Heimansberg hat weitere Anekdoten parat. Am 17. November zeigt er "Ben Hur". Wenn die Filmfreunde Glück haben, öffnet Heimansberg seine Schatztruhe und erzählt vorher mal was...

(RP)
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