Fabian Zachel/Sven Teutenberg Hoffen auf Tour-Sponsoren

Düsseldorf · Die Leiter des Tour-Organisationsteams sprechen über die Kosten des Rennens, einen Ideen-Wettbewerb für Bürger und Doping.

 Fabian Zachel (l.) leitet das Düsseldorfer Organisationsteam für den Auftakt der Tour de France 2017; ihm zur Seite steht Event-Direktor Sven Teutenberg, der Erfahrung in der Organisation von Radsportveranstaltungen hat.

Fabian Zachel (l.) leitet das Düsseldorfer Organisationsteam für den Auftakt der Tour de France 2017; ihm zur Seite steht Event-Direktor Sven Teutenberg, der Erfahrung in der Organisation von Radsportveranstaltungen hat.

Foto: Endermann

In den Räumen, in denen vor kurzen noch das Baudezernat von Gregor Bonin beheimatet war, sitzt nun das Düsseldorfer Organisationsteam für den Auftakt der Tour de France 2017: fünf Mitarbeiter der Stadt unter Leitung des früheren OB-Referenten Fabian Zachel und zehn Mitarbeiter der Agentur La Bici. Diese führen der frühere Radprofi Sven Teutenberg und seine Frau, die Erfahrungen mit Großveranstaltungen im Radsport haben.

Hängt in Ihren Räumen irgendwo eine Schuldenuhr, die zeigt, wie viel die Stadt noch zur Tour zuschießen muss?

Zachel Nein. Aber wir haben einen klaren Auftrag des Stadtrates. Wir sollen und wollen ein tolles Event ausrichten und werden alles dafür geben, dass es im Kostenrahmen bleibt und das Delta für die Landeshauptstadt so gering wie möglich wird.

Wie sieht das Konzept dazu aus?

Zachel Wir schauen im Vergleich zu früheren Großevents stärker darauf, wo wir Kompetenzen in der Düsseldorfer Verwaltung und insgesamt in der Stadt haben und Synergien nutzen können. Wir sprechen mit der IHK, mit Düsseldorf Marketing & Tourismus und Düsseldorf Congress Sport & Event. Dadurch können wir Kosten reduzieren.

Teutenberg Und wir achten darauf, dass wir Aufträge so vergeben, dass das Geld in der Region bleibt.

Dass Düsseldorf Gastgeber des Tour-Auftakts ist, ist nun schon einige Monate bekannt. Warum hat sich immer noch kein Großsponsor gefunden, der die noch vorhandene Finanzlücke von 3,2 Millionen Euro schließt?

Zachel Solche Entscheidungen fallen nicht von heute auf morgen. Wir sind jetzt dabei, möglichen Sponsoren Pakete in verschiedenen Größenordnungen anzubieten. Die Unternehmen geben ihr Budget für 2017 in der Regel Ende des zweiten oder Anfang des dritten Quartals frei.

Herr Teutenberg, sind diese finanziellen Risiken und der beschriebene Aufwand die Sache wert? Letztlich ist es doch nur ein Radrennen.

Teutenberg Das stimmt so nicht. Es ist das weltweit größte reisende Sportevent, und das 2017 auch noch in einem Jahr, in dem es keine Olympischen Spiele und keine Fußball-WM oder -EM gibt. Die Tour hat über Jahrzehnte eine Faszination aufgebaut und einen Bekanntheitsgrad von 99 Prozent.

Aber was merkt man davon vor Ort?

Teutenberg Ich erkläre das aus der Sicht der Radprofis: Sie fahren das ganze Jahr Rennen und nur wenige interessieren sich dafür. Dann nehmen Sie plötzlich an der Tour teil und erhalten so viele Interview-Anfragen, dass sie die Tour nicht fahren könnten, wenn sie alle beantworten. Bei der Tour ist einfach alles verrückt.

Wie zeigt sich das?

Teutenberg Da gibt es Menschen, die bringen sich eine Woche vor einer Etappe an der Strecke in Position, um dann die Fahrer kurz an sich vorbeiziehen zu sehen. Wenn Sie während der Tour einen Brief an einen Fahrer nach Frankreich schicken und nur "Tour de France" und den Namen des Teilnehmers auf den Umschlag schreiben, kommt das an. Und das sind Säcke, die die Fahrer da erhalten.

Was bleibt von dieser Begeisterung, wenn es aus Kübeln schüttet?

Teutenberg Für das Rennen ändert sich nichts, aber die Zuschauer bleiben dann nicht so lange an der Strecke, die Partylaune ist bei schönem Wetter schon eine andere.

Was steht für das Programm rund um die Strecke und die Tage des Rennens denn schon fest?

Zachel Das geht schon in diesem Jahr los: Es gibt wieder "Rund um die Kö" und am 18. September ein Jedermann-Rennen auf der Tourstrecke rund um Düsseldorf. Schon im Sommer wollen wir die Bürger aufrufen, uns weitere Events vorzuschlagen, die bis zum Grand Départ stattfinden. Jeder kann da Ideen aller Art einreichen, die aus allen Bereichen sein dürfen - nicht nur aus dem Sport. In Utrecht gab es zum Beispiel ein Rennen in einem Parkhaus oder Gebäude und auf Straßen, die Kinder passend zur Tour bemalt haben. 100 Tage vor der Tour beginnt dann die heiße Phase.

Was bleibt von alledem nach der Tour übrig?

Zachel Wir hoffen auf langfristige Effekte in drei Bereichen: Mobilität, Sport, Stadtmarketing. Die Marketing-Wirkung liegt angesichts der Aufmerksamkeit, die die Tour genießt, auf der Hand. Wir werden Düsseldorf schon bei der diesjährigen Tour zum Start und beim Finale in Paris präsentieren können. Bei der Mobilität geht es uns vor allem um das Umsteigen im Kopf. Das wollen wir nicht nur mit der Tour, sondern auch mit der lange geplanten Radkampagne und den Events erreichen. Wenn wir die Düsseldorfer davon überzeugen, wie gut man in Düsseldorf Rad fahren kann, werden hoffentlich viele das Rad für sich als Verkehrsmittel entdecken.

Und was bleibt sportlich?

Teutenberg Den ersten Effekt sieht man schon, denn auch die Deutschland-Tour wird wiederbelebt. Wir hoffen, dass die Radsport-Vereine wieder mehr Zulauf erfahren und dass auch kleine Rennen wieder in Düsseldorf stattfinden.

Was passiert mit all diesen Ideen und Absichten, wenn es bei der Tour 2016 einen Doping-Skandal gibt?

Zachel Davon gehe ich nicht aus. In der Sportart hat sich in Sachen Doping-Kontrolle so viel getan, dass dieses Risiko sehr gering ist.

Aber Sie müssen doch einen Plan haben für den Fall der Fälle.

Teutenberg Grundsätzlich ist es so, dass wir aussteigen können, wenn die Fernsehsender sich wegen eines Dopingskandals zurückziehen.

Apropos Fernsehsender: Wird die ARD berichten?

Zachel Die ARD muss den Vertrag noch unterschreiben. Oberbürgermeister Thomas Geisel hat aber schon Gespräche mit dem WDR-Intendanten und dem zuständigen Saarländischen Rundfunk geführt. Die Signale sind positiv: Die Sender haben sich die Sportart und deren Fortschritte im Kampf gegen Doping angeschaut. Sie haben Veränderungen festgestellt, so dass die ARD 2015 wieder in die Live-Berichterstattung eingestiegen ist.

(RP)
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