Düsseldorf Hoffnung für armenisches Flüchtlingspaar

Düsseldorf · Der Petitionsausschuss des Landtags hat am Mittwoch entschieden, dass Chirurg Levon (30) und Pharmazeutin Varduhi vorerst in Düsseldorf bleiben können. Ein Bericht unserer Redaktion hatte großes Interesse am Schicksal des Paares ausgelöst.

 Das armenische Ehepaar Verduhi und Levon hat einen kleinen Sohn, der im vergangenen Jahr in Düsseldorf geboren wurde.

Das armenische Ehepaar Verduhi und Levon hat einen kleinen Sohn, der im vergangenen Jahr in Düsseldorf geboren wurde.

Foto: Andreas Bretz

Zwei Jahre haben sie gewartet, gebangt und auf ein Wunder gehofft. Seit gestern Nachmittag ist der Optimismus zurückgekehrt in das Leben von Levon und Varduhi, den beiden Flüchtlingen aus Armenien, über dessen Schicksal die Rheinische Post im Juni berichtet hatte. Denn gestern Nachmittag entschied der Petitionsausschuss des Düsseldorfer Landtags, dass die beiden vorläufig in Düsseldorf bleiben können. Diesen Beschluss mag beeinflusst haben, dass Levon (30) heute ein Vorstellungsgespräch in einem Düsseldorfer Krankenhaus hat. Der RP-Bericht hatte ein breites öffentliches Interesse ausgelöst, etliche Düsseldorfer boten dem Paar Unterstützung an.

Levon hatte in seiner Heimat Armenien als Chirurg gearbeitet, seine Frau Varduhi als Pharmazeutin. Er gehörte zu den Oppositionellen des Landes, wurde verfolgt, verhaftet, krankenhausreif geprügelt. Mit finanzieller Hilfe seiner Familie besorgte er sich ein Visum, flog nach Düsseldorf, um seine Verletzungen behandeln zu lassen. Er kannte die Stadt, hatte hier ein Jahr zuvor als Arzt im Praktikum gearbeitet. Nach seiner Genesung fuhr er zurück, wurde wieder verhaftet, floh erneut nach Deutschland und ließ seine junge Frau Varduhi nachkommen. Das war im Februar 2012, eineinhalb Jahre später kam in Düsseldorf ihr Sohn zur Welt.

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Foto: dpa, jst fdt

Die Asylanträge des Paares wurden innerhalb kurzer Zeit abgelehnt, obwohl Varduhi und Levon zu diesem Zeitpunkt für einen Pflegedienst hätten arbeiten können. "Man glaubte wohl, ich wollte mir hier ein schönes Leben machen, aber ich bin hier, um mein Leben zu retten", sagt Levon.

Seitdem leben die beiden in der ständigen Angst, abgeschoben zu werden. Dass sie das Recht hatten, gegen den Beschluss zu klagen, wussten sie nicht. Bis sie schließlich auf die Flüchtlingsinitiative "Stay e.V." trafen, deren Vorstandsmitglied Oliver Ongaro das Paar gestern vor dem Petitionsausschuss des Landes vertrat.

Die Mitarbeiter von "Stay" hatten auch bei einem Düsseldorfer Krankenhaus nachgefragt, ob Levon dort ein Praktikum beginnen könnte. Denn dann kann er ein Approbationsverfahren in Gang setzen, um zu erreichen, dass die Bezirksregierung seine Befähigung als Arzt anerkennt. Das könne etwa sechs Wochen dauern. Oliver Ongaro: "Der Petitionsausschuss hat signalisiert, dass es Levon diese Zeit zugestehen wird." Allerdings verlangen die Politiker gleichzeitig, dass das Paar, das zurzeit ohne Papiere in der Landeshauptstadt lebt, Ersatzpässe beantragt. Dazu müssen sie persönlich in der armenischen Botschaft in Berlin erscheinen. Levon: "Das macht mir Angst."

Dass das Paar versicherte, aus politischen Gründen aus seiner Heimat geflohen zu sein und dass es um sein Leben fürchtete, spielte gestern vor dem Petitionsausschuss keine Rolle. Nach der Anhörung schwankte Levon zwischen Zuversicht und Traurigkeit: "Ich hab' das Gefühl, niemand glaubt uns. Das tut weh."

(RP)
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