Interview mit der Leiterin des Tierschutzvereins Düsseldorf Tierheim-Tiere suchen ein Zuhause

Einen Hund oder eine Katze aus dem Tierheim holen - das klingt erst mal gut. Aber wie genau läuft das ab? Wer bekommt ein Tier? Und in welchem Zustand sind Tierheim-Bewohner? Die Leiterin des Tierschutzvereins, Monika Piasetzky, klärt auf.

Frau Piasetzky, in welchem Zustand kommen die Tiere im Tierheim an?

Monika Piasetzky Leider selten im guten Zustand, außer sie sind nur mal kurzfristig entlaufen gewesen. Die Zahl an kranken Tieren ist zwar sehr hoch, aber wir versuchen, sie alle wieder gesund zu machen, und es gelingt uns größtenteils auch.

Was war der schlimmste Fall in letzter Zeit bei Ihnen?

Piasetzky Abgesehen von einem Hund mit dem gebrochenen Bein, der eine Operation benötigte, war der Animal-Hoarding-Fall im November letzten Jahres der schlimmste. Damals wurden 59 Katzen aus einem Haus in Garath befreit und wieder aufgepäppelt. Darunter waren auch der Kater Garfield und die Katzendame Princessa, die jetzt in der Vermittlung sind. Die Frau in dem Haus hatte die Katzen gehortet und sie nicht richtig versorgt. Außerdem sind die Katzen, die an den Futterstellen auf der Straße gefunden werden, immer sehr schlimm dran.

 Monika Piasetzky, Leiterin des Tierschutzvereins, im Interview.

Monika Piasetzky, Leiterin des Tierschutzvereins, im Interview.

Foto: Tierheim Düsseldorf

Was sollte ich beachten, bevor ich ein Tier aus dem Tierheim hole? Wie sehen die Voraussetzungen aus?

Piasetzky Einer der wichtigsten Punkte ist, dass die Entscheidung nicht aus dem Bauch heraus getroffen wird. Also nicht nach dem Motto: "Oh mein Gott, guck mal wie süß der Hund ist!" Es sollte klar sein, dass das Tier viele Jahre bei einem leben wird und es Zeit, Liebe und Pflege in Anspruch nimmt. Wenn man das gut überdacht hat, dann ist der wichtigste Schritt getan.

Wie sehen die Chancen für Haustier-Neulinge aus? Haben sie automatisch schlechtere Chance im Vergleich zu erfahreneren Haustier-Besitzern?

Piasetzky Nein, das ist natürlich nicht der Fall. Klar sind Hundebesitzer gerne gesehen, weil sie schon Erfahrung haben, aber generell kriegt jeder erst einmal vom Tierheim Düsseldorf eine Chance. Es muss halt der Einzelfall betrachtet werden. Wenn zum Beispiel junge, unerfahrene Interessenten ins Tierheim kommen und einen Welpen haben wollen, weil sie ihn dann schön nach ihren Wünschen formen können, müssen wir auch erst mal genauer hingucken. Die Erziehung ist ja auch anspruchsvoll und sollte mitbeachtet werden.

Gab es schon Situationen, in der Sie einem Interessenten den Kauf verweigert haben?

Piasetzky Ja, das kam auch schon mal vor. Da wir keine Händler sind, sondern Tieren helfen wollen, entscheiden wir auch im Zweifel immer zum Wohle des Tieres. In einem Fall kam ein Rocker zu mir und wollte einen Staffordshire-Bullterrier haben. Da musste ich - ganz ehrlich gesagt - lachen und ihm diesen Kauf verweigern. Ein anderes Mal wollte ein sehr alter Mann einen jungen, wilden Hund kaufen. Der hätte am Ende den Mann hinter sich her gezogen und nicht andersherum. Das ging dann natürlich auch nicht.

Das klingt nach einer gründlichen Beobachtung der Interessenten, bevor das Tier an den Besitzer gegeben wird. Wie genau läuft denn die Tiervermittlung ab?

Piasetzky Zuallererst hören wir uns natürlich die Wünsche und Vorstellungen der Menschen an, die zu uns kommen. Ob wir sie dann erfüllen können oder wollen, entscheidet sich im Einzelfall. Nachdem sich der Interessent das Tier angeguckt hat und wir uns einig geworden sind, dass sie zueinander passen, kann er das Tier mit zum Probewohnen nach Hause nehmen. Quasi ein Ausprobieren, ob Mensch und Tier miteinander klar kommen. Wenn der Besitzer dann anruft und sagt: "Nee, der Hund ist mir aber doch zu wild!", dann wurde es frühzeitig festgestellt und das Tier kommt zurück zu uns ins Tierheim. Für beide Seiten bedeutet das eine neue Chance. Das kommt gut an, wie wir festgestellt haben.

Wie oft kam es denn schon vor, dass eines der Tiere nach längerer Zeit wieder zurückgegeben wurde?

Piasetzky Das kommt hier sehr selten vor, was natürlich auch an unserem Probewohnen-Angebot liegt. Wir vermitteln hunderte Tiere pro Jahr und haben dabei eine sehr geringe Rückgabe-Quote. Wenn es einmal vorkommt, dann sind es meist Gründe aus dem Umfeld, wie es bei den zwei Wellensittichen Mika und Kuki der Fall war, wo sich die Nachbarn über den Lärm beschwert haben.

Zum Schluss bleibt ja noch die Frage: Wie verbleibt das Tierheim denn nach der Vermittlung mit den Besitzern und den Tieren? Sehen Sie die Tiere dann überhaupt nochmal wieder?

Piasetzky Na klar. Wir kümmern uns auch nach der Vermittlung noch um unsere Lieblinge. Nach drei Wochen rufen wir bei den Besitzern an und erkundigen uns, wie es dem Tier geht und ob der Besitzer gut mit dem Tier klar kommt. Wenn nicht, dann greifen wir ein und holen das Tier dort heraus. Letztendlich kommt nach einem Jahr noch einmal eine Tierschutzinspektorin vorbei, um sich die Situation zwischen Tier und Mensch anzusehen.

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