Label in Düsseldorf Hype um Abercrombie & Fitch ist schon vorbei

Düsseldorf · Das US-Label war mit riesigen Erwartungen und langen Schlangen am ersten deutschen Standort in Düsseldorf gestartet. Heute stehen gefühlt mehr Verkäufer als Kunden im Laden an der Kö. Die Regeln für Mitarbeiter sind kurios.

 Eröffnung der Abercrombie-&-Fitch-Filiale an der Königsallee im November 2011. Vor dem Geschäft gab es lange Schlangen.

Eröffnung der Abercrombie-&-Fitch-Filiale an der Königsallee im November 2011. Vor dem Geschäft gab es lange Schlangen.

Foto: Bretz, Andreas

Der penetrante Duft namens Fierce strömt aus den Türen von Abercrombie & Fitch (A&F) an der Kö. Von drinnen tönt laute Musik, als wäre dort eine Disco. Doch im Laden herrscht alles andere als Partystimmung. Wenige junge Mädchen stehen kichernd an einem Regal. Ein Rentnerpaar sucht offenbar etwas für die Enkelin. Trotz der Dunkelheit ist leicht zu erkennen: Kunden sind hier kaum. Die Zahl der Verkäuferinnen, bei Abercrombie heißen sie "Models", übersteigt gefühlt deutlich die der Kaufinteressenten. Ist der Hype um Abercrombie schon vorbei?

 Niederlassung von Abercrombie Montagnachmittag. Es ist deutlich ruhiger geworden. Laut einem Storemanager arbeiten heute 350 Menschen dort.

Niederlassung von Abercrombie Montagnachmittag. Es ist deutlich ruhiger geworden. Laut einem Storemanager arbeiten heute 350 Menschen dort.

Foto: Bretz, Andreas

Ein Rückblick: Im November 2011 war der A&F-Store auf der Bankenseite der Kö mit viel Tamtam eröffnet worden. Trotz Winterkälte standen vor dem Laden gut ein Dutzend männliche Mannequins mit nacktem Oberkörper. Heute sieht man das nur noch am Samstag — und es ist auch keine Truppe, sondern ein einzelner Schönling, mit dem sich die Kundinnen fotografieren lassen können. Damals standen die potenziellen Kunden in langen Schlangen vor dem Geschäft. Das ist vorbei.

Mitarbeiter-Stamm fast halbiert?

Hinter vorgehaltener Hand sprechen Makler und Kö-Kaufleute seit langem davon, dass A&F an der Kö nicht so gut läuft, wie erhofft. Von Abercrombie selbst ist darüber nichts in Erfahrung zu bringen. Eine Pressestelle auf der Internetseite ist nicht zu finden. Wer in der Filiale anruft, landet bei einer Ansage für Kunden, die auffordert, bei Umtausch die Zwei und bei Wiederholung die Neun zu drücken. Ein Store-Manager in Düsseldorf möchte nicht mit der Presse reden und verweist auf die Zentrale in den USA.

Das Konzept, ohne Reklame und dafür mit künstlicher Verknappung und hohen Preisen Geschäfte an der Königsallee zu machen, es scheint nicht ganz aufzugehen. Schon vor einem Jahr hatte die Fachzeitschrift "Textilwirtschaft" davon berichtet, das Düsseldorfer Flaggschiff von A&F würde schwächeln. Die selbst gesteckte Rendite von 25 Prozent würde nicht erreicht. Laut der Zeitung hat Abercrombie 25 Millionen Euro in den Umbau der Filiale gesteckt, wann das wieder eingespielt wird, ist ungewiss. Anfangs arbeiteten 600 Mitarbeiter in der Düsseldorfer A&F-Niederlassung, berichten ehemalige Angestellte. Heute sind es laut einer Managerin 350.

Nur Wimperntusche erlaubt

Mit seinen Beschäftigten hat A&F einen ungewöhnlichen Umgang. Meist werden die potenziellen Bewerber im Laden und auf der Straße angesprochen, dann zum Casting eingeladen. Eingestellt werden nur gut aussehende junge Menschen, sagen Ex-Mitarbeiter. Dann kommen die Auflagen: Frauen dürfen Wimperntusche tragen, mehr Make-up ist unerwünscht, Nagellack ist tabu. Jungs müssen glatt rasiert sein. Für die Frisur gibt es Zeichnungen, was in Ordnung ist, was nicht, und dazu Angaben darüber, wie viel Gel verwendet wird. Die Mitarbeiter-Fluktuation ist angesichts der Gängelung sehr hoch.

A&F hat seine Expansion in Europa gestoppt. Bei den Halbjahreszahlen musste Vorstandschef Mike Jeffries kürzlich einen Gewinneinbruch in Höhe von 33 Prozent vermelden. Der Börsenwert der Kultmarke brach um 20 Prozent ein.

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