Carmen Burmeister "Ich bin nicht neidisch auf die Vollprofis"

Düsseldorf · Radrennfahrerin Carmen Burmeister (37) ist bescheiden, fährt aber auf hohem Niveau. In die Profi-Liga will sie nicht.

 Carmen Burmeister mit ihrem teuren Sportgerät

Carmen Burmeister mit ihrem teuren Sportgerät

Foto: Andreas Bretz

Frau Burmeister, ein tolles Fahrrad haben Sie da...

Burmeister Das ist mein bestes Rennrad. Das Aussehen ist für Rennradfahrer sehr wichtig! (lacht) Für Rennen ist mir das aber zu schade, da gibt es ja auch mal einen Sturz. Deshalb nehme ich da ein anderes. Es ist ein teurer Sport, ich bin froh, erst mit um die 30 begonnen zu haben, als ich schon Geld verdient habe.

Wie viele Räder haben Sie denn?

Burmeister Ein City-Rad, dazu drei Rennräder, von denen ich immer zwei zu Rennen mitnehme. Ich nehme auch immer eins mit in den Urlaub, zum Beispiel nach Mallorca, Zypern oder die Agave. Ich unternehme kaum noch Reisen ohne meinen Fahrradkoffer.

Verdienen Sie Ihr Geld mit Radrennen?

Burmeister Nein, ich bin Software-Entwicklerin. Es ist schwierig, mit Radsport Geld zu verdienen, vor allem als Frau. Ich mache das in erster Linie als Ausgleich, zum Spaß, und um die Natur zu erleben.

Warum haben es Frauen in Ihrem Lieblingssport schwer?

Burmeister Es gibt einfach wenig Frauen im Profi-Bereich. Man kann das mit Fußball vergleichen. Ich nehme das hin, finde es aber schade, dass die Aufmerksamkeit hauptsächlich auf den Männern liegt. Auch bei der Tour de France dürfen keine Frauen mitfahren. Sie bekommen weniger Aufmerksamkeit von den Medien, dadurch auch schwerer Sponsoren. Bei Wettkämpfen finden Frauen-Rennen meistens am Rande der Veranstaltung statt. Wird irgendwo aus Zeitgründen gekürzt, dann meistens bei den Frauen.

Warum fahren Sie denn Rennen?

Burmeister Ich gehe gerne an meine Leistungsgrenze, mag es, mich zu messen, ein Ziel vor Augen zu haben und das Gefühl, ein großes Rennen gefahren zu sein. Aktuell bereite ich mich auf die "UCI Gran Fondo World Series" Ende August in Frankreich vor. Das ist sozusagen die WM für Amateurfahrer, für mich das bedeutendste Rennen. Bei der NRW-Meisterschaft an Pfingsten habe ich es im Einzelzeitfahren zuletzt auf den fünften Platz geschafft.

Macht Sie das nicht stolz?

Burmeister Weniger die Platzierung. Es macht mich aber stolz, mit meiner eigenen Leistung zufrieden sein zu können und meinen aktuellen guten Trainingszustand zu halten.

Woraus besteht denn Ihr Training?

Burmeister Ich fahre mit dem Fahrrad zur Arbeit, oft verlängere ich einfach den Rückweg und bin dann anderthalb Stunden unterwegs. Insgesamt fahre ich im Sommer ungefähr 300 bis 400 Kilometer pro Woche, vor allem am Wochenende.

Wo fahren Sie am liebsten?

Burmeister Ich mag flache Strecken, in der Stadt ist das schwierig. Man kommt in Düsseldorf ständig mit Autofahrern in Konflikt. Meistens nehme ich Strecken im Bergischen Land oder im Neandertal.

OLIVER BURWIG FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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