Die Stillen Helfer - Eine Aktion von Rheinische Post und Provinzial "Ich bin wie eine Ameise"

Düsseldorf · Antonio Palomero ist Ehrenamtler aus Überzeugung. Aktuell hilft er in einer Wohngruppe der Arbeiterwohlfahrt. Der Familienvater steht nicht gerne im Mittelpunkt, weiß aber, dass seine Arbeit wichtig ist.

 Antonio Palomero kommt regelmäßig ins Paul-Gerlach Haus, um unter anderem wie hier mit Friedrich-Wilhelm Fuchs Karten zu spielen.

Antonio Palomero kommt regelmäßig ins Paul-Gerlach Haus, um unter anderem wie hier mit Friedrich-Wilhelm Fuchs Karten zu spielen.

Foto: Anne Orthen

Eller Antonio Palomero trägt einen schwarzen Pullover, braune Schuhe und eine beigefarbene Hose. Der fitte Senior wirkt zurückhaltend, beinahe scheu. Es sieht so aus, als sei ihm die ganze Angelegenheit ein wenig peinlich. "Ich selbst bin überhaupt nicht wichtig", sagt er. "Was ich tue, das ist wichtig."

Antonio Palomero ist Sinnbild eines stillen Helfers - ausgesprochen zurückgenommen, aufopferungsvoll engagiert und herzlich. Anstatt seinen Ruhestand in vollen Zügen zu genießen, engagiert sich der Senior schon seit Jahren ehrenamtlich für die Arbeiterwohlfahrt. Erst habe er Gefangene betreut, erzählt er. Das habe er schon gemacht, als er noch voll berufstätig gewesen sei. "Ich hab mich mit denen getroffen, mir deren Sorgen angehört und Angelegenheiten mit den Familien geklärt." Irgendwann sei es dann aber an der Zeit für einen Tapetenwechsel gewesen. "Von da an war ich dann im Paul-Gerlach-Haus aktiv. Tja, und da bin ich eben heute noch."

Der Rentner betreut in Eller einmal in der Woche eine Wohngruppe psychisch kranker Männer. "Die Jungs sind voll okay", sagt er. "Es macht Spaß, zu sehen, wie die sich freuen, wenn ich komme. Das motiviert mich." Der Ehrenamtler spielt mit den Bewohnern Karten, redet mit ihnen, und mittags kocht er auch. Das wichtigste sei, dass seine Schützlinge Aufmerksamkeit bekämen, sagt der Senior. "Einige von denen wollen eigentlich nicht hier sein, wissen aber, dass ihnen keine andere Möglichkeit bleibt. Das vermitteln von Lebensfreude ist also die eigentliche Aufgabe."

Dass Palomero nicht gerne im Mittelpunkt steht, wird auch an seiner Geschichte deutlich. Weltverbesserungsgedanken habe er nie gehabt, sagt er. "Ich hab' das auch nicht gemacht, weil ich etwas ändern wollte oder so. Ich bin zur Awo gegangen, weil es richtig war." Er sei damals auf dem Weg zum Supermarkt gewesen, als ihm ein Büro der Wohlfahrtsorganisation aufgefallen sei. "Da bin ich dann einfach hingegangen. Und so kam das eben."

Der Deutsch-Italiener ist Vater von zwei Kindern und kam 1972 in die Bundesrepublik. "Meine Geschichte ist nichts Besonderes", meint er und blickt verlegen zu Boden. "Es lohnt sich gar nicht, sie zu erzählen." Etwas später berichtet er dann aber doch: "Ich habe in den 70ern als Kellner in Spanien gejobbt", so Palomero. Im Sommer 72 sei ihm dann eine hübsche, deutsche Touristin aufgefallen. "Der bin ich dann hinterher, habe sie geheiratet und heute, 40 Jahre später, lebe ich noch immer in Deutschland." Nach dem Berufsleben weiterzuarbeiten, sei für ihn selbstverständlich gewesen. "Ich habe vierzig Jahre lang als Kellner und 25 Jahre zusätzlich auch noch für das Arbeitsamt gearbeitet", erinnert er sich. "Ich bin wie eine Ameise." Für ihn habe es immer nur Arbeit, Arbeit und Arbeit gegeben. Und jetzt arbeite er immer noch, nur eben für die gute Sache.

Am Ende seiner Geschichte lässt sich der Rentner wieder zurück in seinen Stuhl sinken. Friedrich-Wilhelm Fuchs, eines von Palomeros "Kindern", wie er seine Schützlinge aus der Wohngruppe nennt, gesellt sich dazu. "Karten spielen", meint der Bewohner des Paul-Gerlach-Hauses nur knapp und nickt in Richtung eines Stapels, der auf dem Tisch liegt. Palomero lacht kurz auf und sagt: "Sehen sie, ich selbst bin nicht wichtig. Was ich tue, das ist wichtig."

(RP)
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