Lio Gordon "Ich hoffe, das klingt nicht zu arrogant"

Düsseldorf · Unter dem Pseudonym Lio Gordon hat ein 28-jähriger IT-Unternehmer aus Düsseldorf den Roman "Zwei Leben lang Liebe" veröffentlicht.

IT-Mensch schreibt Liebesroman - klingt wie Wladimir Putin schreibt über Demokratie.

Lio Gordon Ich bin IT-Systemkaufmann.

Das klingt natürlich viel mehr nach Liebesroman.

Gordon Die Berufswahl sagt ja nichts darüber aus, was in einem vorgeht.

Würden Sie denn Ihren eigenen Roman lesen?

Gordon Das kann ich Ihnen nicht sicher sagen. Liebesromane sind nicht hundertprozentig mein Genre, aber ich bin auch nicht die Zielgruppe.

Fänden Sie ihn zu kitschig?

Gordon In einem gewissen Maße ist jeder Liebesroman kitschig.

Kommt Ihr Liebesroman denn von Herzen?

Gordon Das schon, weil ich einen persönlichen Bezug habe zu gewissen Dingen in dem Roman.

Die Sie an dieser Stelle nicht nennen können, weil es das Ende des Romans vorwegnähme. Waren Sie denn beim Schreiben von Gefühlen erfasst?

Gordon Ich war auch von Gefühlen erfasst.

Welche Romane lesen Sie selbst?

Gordon Ich lese eher Sachbücher.

Und zwar welche?

Gordon Zuletzt habe ich nach langer Zeit mal wieder "Denke nach und werde reich" von Napoleon Hill gelesen. Das interessiert mich so als Mann.

Reich werden?

Gordon Es gibt ja viele Varianten von Reichtum, es muss nicht um Geld gehen. Es gibt auch geistigen Reichtum.

Ich vermute, dass es in diesem Sachbuch nicht um geistigen Reichtum geht.

Gordon Es geht um Erfolg, und letztlich möchte ich auch mit meinem Roman Erfolg haben.

Das klingt aber kühl geplant.

Gordon Es gehört ein Stück weit dazu. Ich weiß, dass ich damit wahrscheinlich nicht reich werde, aber ich möchte so viele Leute wie möglich erreichen. Und dazu gehört auch Marketing.

Müssen in Liebesromanen eigentlich immer alle gut aussehen und zusammen kochen und auf dem Balkon Wein trinken?

Gordon In jedem Katalog sehen die Leute alle super aus. Die Gesellschaft will eben eher attraktive Leute sehen.

Aber ich will keine Romane über gutaussehende Leute lesen.

Gordon Ich denke, dass sich viele mit den Protagonisten Max und Lina identifizieren können, mit dem Liebes-Hin-und-Her. Die Attraktivität ist eher zweitrangig, lässt sich vermutlich aber einfacher beschreiben. Die Zutaten jedes Liebesromans sind ähnlich.

In Ihrem Internetblog (www.liogordon.com/lios-blog/) kommt durch, dass Sie schon früh ein Liebesexperte waren. Bereits als Kind haben Sie Liebesbriefe geschrieben. An wen ging Ihr erster?

Gordon Das ist lange her, und ich bin nicht mehr der allerjüngste. Ich wollte damit eher ausdrücken, dass ich es schon damals geschafft habe, Frauen mit meinen Worten zu erreichen.

Also haben Sie gar keine Liebesbriefe geschrieben?

Gordon Doch. Daraus wurden dann aber ziemlich schnell SMS.

Was war Ihre beste SMS an eine Frau?

Gordon Ich glaube, die waren alle ziemlich gut.

Geht das konkreter?

Gordon Die eine SMS, den einen Satz gibt es nicht. Es sind auch nicht alle Mädels gleich. Generell mögen sie Komplimente...

... welche Komplimente haben Sie den Frauen gemacht?

Gordon Es ging eher in die Richtung "Hey, ich find dich gut, lass uns ins Kino gehen" als "Wow, du hast so tolle Haare".

Ich find dich gut, lass uns in Kino gehen - das hat funktioniert?

Gordon Ich kann auch nicht behaupten, dass es nur an meinen SMS gelegen hat.

Vielleicht waren Sie auch der am besten aussehende Junge in der Klasse.

Gordon Vielleicht hat das geholfen. Aber bitte schreiben Sie in das Interview, dass ich gerade gelacht habe.

Eventuell. Lassen Sie uns mal festhalten: Es gibt Männer, die es bei Frauen schwieriger haben als Sie.

Gordon Ich nehme das Mal als Kompliment auf. Frauen hören schöne Dinge noch lieber von schönen Menschen. Wenn sie einen interessant finden, finden sie einen interessant. Ganz unabhängig von einer tollen Schreibe. Ich hoffe, das klingt nicht zu arrogant.

Realistisch.

Gordon Es ist, wie es ist. Ich kann es nicht ändern. Eine gewisse Attraktivität schadet nie.

Wenn Sie sich schon nicht an Ihren ersten Liebesbrief erinnern - erinnern Sie sich denn an Ihre erste große Liebe?

Gordon Meine erste längere Beziehung, die ich erste große Liebe nennen würde, hatte ich, als ich 16 oder 17 war. Sie war ein Jahr jünger. Liebe auf den ersten Blick ist eine abgedroschene Formulierung, aber ich habe relativ schnell erkannt, dass da was geht.

Was war das romantischste, was Sie für sie gemacht haben?

Gordon Sie mochte gerne Rosen. Da habe ich mal eine Badewanne mit Rosenblättern eingelassen.

Darauf stand sie wirklich?

Gordon Wirklich. Das war mein Glück, da musste ich gar nicht kreativ sein.

Haben Sie ein Bedürfnis nach Romantik?

Gordon Es ist nicht sonderlich ausgeprägt. Männer machen das auch oft, weil die Frauen ein Bedürfnis danach haben. Ich weiß nicht, ob Männer das so sehr in sich tragen.

Sie müssen sich zur Romantik überwinden?

Gordon Das wäre übertrieben.

Romantik vornehmen?

Gordon Fest vornehmen. Romantik meint aber auch vieles. Es muss nicht immer ein Candle Light Dinner oder eine Massage sein. Aufmerksamkeit kann auch romantisch sein.

Haben Sie denn Romantik an Orten gefunden, wo Sie sie nicht vermutet haben?

Gordon Das kann überall passieren. Auch in der vollen Bahn. Ich bin früher viel mit der Bahn gefahren. Dann sitze ich da und sehe ein hübsches Mädel, sie erwidert die Blicke.

Wie spricht man eine Frau in der Bahn an?

Gordon Was zählt, ist die Körpersprache. Am besten ein Lächeln auf dem Gesicht und dann "Hi" sagen. Wenn das Mädel zurücklächelt und auch "Hi" sagt, ist das schon die halbe Miete.

Man kann einfach nur "Hi" sagen?

Gordon Ja. Und dann warten, was passiert. Wenn sie keinen Bock hat, dann geht man am besten wieder.

Ist es denn nicht wichtig, was der Mann sagt?

Gordon Das ist überhaupt nicht wichtig.

SEBASTIAN DALKOWSKI FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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