Interview „Ich vertraue auf die Kraft der Eltern“

Düsseldorf · Tillmann Schrörs ist Elternkursleiter und hilft Seminarteilnehmern, ihre eigenen Stärken zu entdecken. Im RP-Interview spricht er über Kindererziehung und darüber, dass Eltern auch Fehler machen dürfen.

Im Auftrag des Deutschen Kinderschutzbunds arbeiten Sie als Elternkursleiter in Düsseldorf und Umgebung. Wie kann man sich Ihre Arbeit vorstellen? Was ist das Prinzip der Kurse?

Tillmann Schrörs In den Seminaren "Starke Eltern - Starke Kinder®" versuche ich den Teilnehmern die anleitende Erziehung näher zu bringen. Die Idee dahinter ist: Das Kind hat den Eltern einen Erziehungsauftrag erteilt und die Eltern müssen im Sinne des Kindeswohls agieren. Nach dem Motto: ,Schütze mich und zeige mir, wie man lebt.' Erziehung ist nicht mehr so autoritär wie früher. Das wollen Eltern heute auch nicht mehr. Sie wollen ihr Kind als gleich würdiges Wesen wahrnehmen. Das kann aber auch zu Problemen führen.

Welchen?

Schrörs Viele Eltern wollen perfekt sein. Sich keine Fehler erlauben. Doch man muss als Elternteil jeden Tag so viele Entscheidungen treffen, da macht man auch Fehler. Das sehe ich aber nicht negativ, denn daraus lernt man. Außerdem übertragen viele Eltern ihren Wunsch nach Perfektion auf das Kind. Wenn die Eltern sich selbst Fehler zugestehen, dann ist es für sie leichter zu akzeptieren, wenn das Kind etwas falsch macht.

Die Seminare finden zehnmal statt. Wie läuft der Kurs ab?

Schrörs Am Anfang jeder Sitzung stelle ich das Motto des Abends vor. Das kann zum Beispiel "Achte auf die positiven Seiten deines Kindes" lauten. Dazu gibt es eine theoretische Einführung. Danach folgen Rollenspiele, Diskussionen oder andere Arbeitskreise.

Geben Sie den Eltern dann Tipps, wie sie sich am besten verhalten?

Schrörs Nein. Ich gebe keine Ratschläge. Das kann ich nicht, weil ich die Gesamtsituation ja nicht kenne. Wenn das Kind morgens weint, weil es in den Kindergarten soll, gibt es verschiedene mögliche Ursachen. Meine Aufgabe ist es, verschiedene Blickwinkel zu ermöglichen. Und auf die Ressourcen aller Eltern zurückzugreifen. Die Eltern verstehen so eher, was für Bedürfnisse das Kind hat. Thematisch bauen die einzelnen Sitzungen aufeinander auf. Zuerst sprechen wir über Werte und Erziehungsziele, Bedürfnisse, dann über Grenzen, Regeln und Konsequenzen - und die Kunst diese auszuhandeln. Wenn das Kind versteht, warum es eine Regel gibt, dann kann es ihr leichter folgen.

Was möchten Sie mit den Elternkursen erreichen?

Schrörs Ich ermutige die Eltern, den eigenen Gefühlen zu trauen, denn sie haben die Intuition, richtig zu handeln. Das wird schwierig, wenn der Druck von außen, sei es beruflich, familiär oder finanziell, zu groß ist, verlieren Eltern manchmal das Vertrauen in ihr Können. Das möchte ich ändern. Ich vertraue in die Kraft der Eltern.

Wann finden die nächsten Kurse statt?

Schrörs Am 14. Februar beginnt ein Kurs an der Maria-Montessori-Gesamtschule in Meerbusch. Dort habe ich angefangen, mich für Elternarbeit einzusetzen. Im April startet dann an der Hulda-Pankok-Gesamtschule ein Kurs in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kinderschutzbund Ortsverband Düsseldorf, der für Eltern konzipiert ist, deren Kind sich in der Pubertät befindet. Das Motto des Seminars heißt: ,Aufbruch, Umbruch - aber kein Zusammenbruch?.

Kerstin Artz führte das Interview.

(art)
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