Sprinterwerk in Düsseldorf IG Metall: 1800 Arbeitsplätze bei Daimler gefährdet

Düsseldorf · Gewerkschaft und Belegschaft des Düsseldorfer Daimlerwerks sind in großer Sorge wegen eines möglichen Stellenabbaus. Der Betriebsrat will den Jobabbau im Sprinterwerk nicht einfach hinnehmen.

 Die 6500 Mitarbeiter des Sprinter-Werks sind in Sorge. Offenbar könnten Fahrzeuge für Nordamerika bald auch dort produziert werden. Möglicherweise bedeutet das einen Job-Abbau in Düsseldorf.

Die 6500 Mitarbeiter des Sprinter-Werks sind in Sorge. Offenbar könnten Fahrzeuge für Nordamerika bald auch dort produziert werden. Möglicherweise bedeutet das einen Job-Abbau in Düsseldorf.

Foto: A. endermann

"Wir sehen 1700 bis 1800 Arbeitsplätze am Standort Düsseldorf in Gefahr, sollten Teile der Produktion in die USA verlegt werden", sagt Betriebsratsvorsitzender Thomas Weilbier. Daimler prüft zurzeit, die Fahrzeuge für den Markt in Nordamerika nicht mehr in Düsseldorf sondern direkt in Übersee zu fertigen. Dadurch würde nach Angaben des Betriebsrats die dritte Schicht im Sprinterwerk überflüssig.

"5000 Beschäftigte arbeiten direkt in der Produktion, jeder dritte Job könnte wegfallen. Gleichzeitig kritisierte er, dass die Arbeitgeberseite keine Alternativen angeboten habe. "Wir werden nicht hinnehmen, dass mit den von uns erwirtschafteten Gewinnen andernorts neue Kapazitäten geschaffen werden und dadurch unsere eigenen Jobs wegfallen", sagte Weilbier. 26.000 Sprinter werden jährlich vor allem aus Düsseldorf in die USA exportiert. Das entspricht etwa jedem achten Fahrzeug. Düsseldorfs IG-Metall-Chef Nihat Öztürk sprach von einer Zäsur in der Konzernpolitik von Daimler. "Das Düsseldorfer Werk ist exorbitant profitabel. Wir werden einen Jobabbau nicht akzeptieren."

Die Planungen betreffen die nächste Generation des Sprinter, die 2018 auf den Markt kommen soll. Bis 2016 gibt es von Daimler eine Garantie, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Für den Zeitraum danach habe die Geschäftsleitung bislang keine Aussagen gemacht. Zusätzlich belastet wird das Werk durch den Wegfall der Produktion des VW Crafters ab 2016. Dieser Transporter ist baugleich mit dem Sprinter und wird bislang im Auftrag von Mercedes für Volkswagen hergestellt. VW hat den Vertrag aber gekündigt und baut das Fahrzeug künftig in einem neuen Werk in Polen. Die Daimler-Geschäftsführung hatte stets betont, der Wegfall der VW-Modelle habe keinen Einfluss auf Düsseldorf, da man die freiwerdenden Kapazitäten für eigene Fahrzeuge brauche. "Das war offensichtlich eine Falschaussage der Geschäftsleitung", sagte Betriebsratschef Weilbier.

Ohne Crafter und ohne den US-Markt würde die Wirtschaftlichkeit des Düsseldorfer Werkes massiv sinken, warnt IG-Metall-Beauftragter Volker Consoir. Bereits im Oktober will der Daimler-Vorstand eine Entscheidung treffen. Der Betriebsrat kündigte Aktionen gegen einen Stellenabbau an, ohne konkrete Planungen zu benennen. Eines der Argumente für eine mögliche Verlagerung der Produktion nach Nordamerika ist ein 25 prozentiger Schutzzoll auf Transporter, den die USA erheben. Um diesen zu umgehen werden die Fahrzeuge nach der Herstellung im Düsseldorfer Hafen demontiert, als Teile verschifft und in Amerika wieder zusammengebaut.

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