Eingewanderte Tierarten Ihr gehört hier gar nicht hin!

Düsseldorf · Immer mehr in Düsseldorf nicht heimische Tierarten bevölkern die Natur vor Ort. Manche sind harmlos und niedlich. Andere, wie etwa der amerikanische Flusskrebs, haben hiesige Arten verdrängt.

Gegen den Signalkrebs hatte der europäische Edelkrebs keine Chance (Symbolbild).

Gegen den Signalkrebs hatte der europäische Edelkrebs keine Chance (Symbolbild).

Foto: Chris Lukhaup

Unter dem sperrigen Wort Neozoen verstehen Zoologen Tierarten, die meist aus ganz weit entfernt gelegenen Ländern stammen und sich bei uns pudelwohl fühlen. Mal geht das gut, mal nicht. Streng genommen ist etwa das Kaninchen keine heimische Tierart. Doch da es schon im Mittelalter aus Nordafrika und Spanien stammend hier eingebürgert wurde, gibt es wohl keinen mehr, der sich erinnern kann, wie es ohne Kaninchen auf den Rheinwiesen aussah.

Diese Tierarten haben Düsseldorf zu ihrer neuen Heimat erklärt.

Diese Tierarten haben Düsseldorf zu ihrer neuen Heimat erklärt.

Foto: RPO

Anders ist das etwa mit dem Halsbandsittich. Der kam erst 1969 zum ersten Mal wild im Rheinland vor, erst in Köln, heute gefällt es ihm in Düsseldorf besser. An der Kö (wo sonst) haben die edlen Tiere ihre Übernachtungsstätten, zum Ärger der Händler, die diese mal mit Wasserkanonen, Lichtstrahlen, Falken oder sonstigen kreativen Aktionen vertreiben wollten. Bislang allerdings ohne Erfolg. Der Vogel, der in Äthiopien und der Sahelzone zuhause ist, hält sich an der Prachtmeile wacker, mit Tausenden seiner Artgenossen.

Eine ähnliche innenstadtnahe Lage bevorzugt die Kanadagans, die, wie der Name ja schon sagt, aus Kanada und nicht aus Mitteleuropa stammt. Zu Tausenden lebt sie im Stadtgebiet, sie ist genauso in der Urdenbacher Kämpe zuhause wie im Hofgarten und am Unterbacher See, wo sie mit Vorliebe die Wiesen der Sonnenhungrigen verdreckt. Doch da sie in der Innenstadt nicht bejagt werden darf und auch sonst dort keine ernstzunehmenden natürlichen Feinde hat, vermehrt sie sich prächtig.

Weitaus unangenehmer als die elegante Großgans ist aber ein kleines Viech namens Buchsbaumzünsler. Der ist aus China und eigentlich ein bildschöner Kleinschmetterling. Aber leider leider ist dessen Raupe ein gefräßiges Biest. Zumindest sagen das die Kleingärtner, denn deren Buchsbäume liebt der Zünsler mehr als sie selbst. Er hat sie zum Fressen gern. 2007 tauchte er in Mitteleuropa erstmals auf. Inzwischen gibt es im Volksgarten und in diversen Kleingärten nur noch Buchsbaumleichen. Weil der Buchsbaum giftig ist, und der Zünsler sich von ihm ernährt, frisst auch kein Vogel die Raupen, spuckt sie sogar wieder aus. Gut für den Zünsler, schlecht für die Buchsbaumgärtner.

Nicht jeder Einwanderer ist aber gleich ein Problem. "Immer mal wieder setzen Düsseldorfer ihre Goldfische in heimischen Teichen aus, fast überall", sagt Tobias Krause vom Nabu. Eine Bedrohung für den heimischen Karpfen sei das aber nicht. Denn die hell-leuchtenden Zierfische seien eine leichte Beute für jeden Hecht, der so eine Ausbreitung der nicht heimischen Art schnell verhindert.

Besser angepasst an das raue Leben in Düsseldorfs Wildnis ist dagegen der Nutria. Der sorgt oft für große Freude bei Naturfotografen, weil sie glauben, endlich einen Biber entdeckt zu haben. Dem ist aber nicht so, denn Nutrias sind südamerikanische Nagetiere, auch Biberratten genannt, die aus Pelztierfarmen einst ausgebüxt sind. Den Anglern in Kalkum klauten sie im Frühling sogar die Köder vom Haken. Die niedlichen Pelztiere sind frech und selbstbewusst. An Feldfrüchten und in Gärten richten sie Schäden an.

Noch niedlicher übrigens ist der Waschbär. Und auch noch dreister. In Hessen, wo er vor 60 Jahren zum ersten Mal ausbüxte, ist der Nordamerikaner fast zur Plage geworden. In Stadt und Land dort müssen die Bewohner ihre gelben Müllsäcke auf hohe Stelzen legen, sonst holt sich der Kleinbär die essbaren Reste. In Düsseldorf wurde er bislang erst selten gesichtet, aber sein Weg führt ihn von Nordhessen immer weiter gen Westen, auch an den Rhein.

Wirklich die einheimischen Arten verdrängt hat der Signalkrebs. Wissenschaftler sagen, 80 Prozent der im Rhein lebenden Biomasse gehört zu den Neozoen. Gegen den aus den Rocky Mountains stammenden Signalkrebs hatte der europäische Edelkrebs keine Chance. Der Rivale ist größer, stärker, aggressiver und vermehrt sich schneller. Und im Rhein fand er sein neues Revier. Kürzlich ist er in die Liste nicht erwünschter invasiver Art der EU aufgenommen worden. Der Waschbär übrigens auch.

Bleibt noch die Schmuckschildkröte. Ob sie ihre einzige heimische Verwandte, die "Europäische Sumpfschildkröte" verdrängen wird, weiß noch keiner. Laut dem Biologen Krause aber ist sie in vielen Düsseldorfer Teichen bereits anzutreffen.

(tb.)
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