Interview: Die Stillen Helfer Eine Aktion Von Rp Und Provinzial Im Einsatz für Flüchtlinge aus Osteuropa

Düsseldorf · Seit mehr als 30 Jahren ist Alfred Wagner im Ehrenamt tätig: Zuerst half er, eine Siedlung für Flüchtlinge aufzubauen, engagierte sich politisch und für Senioren. Sein neuestes Projekt ist die Geschichtswerkstatt für Garath und Hellerhof.

 Noch heute lebt Alfred Wagner in der Siedlung in Hellerhof, die er in den 1980er Jahren für Aussiedler und Flüchtlinge mitaufgebaut hat.

Noch heute lebt Alfred Wagner in der Siedlung in Hellerhof, die er in den 1980er Jahren für Aussiedler und Flüchtlinge mitaufgebaut hat.

Foto: Andreas Endermann

Es ist dieser eine Satz, den Alfred Wagner immer wieder wiederholt, wenn er davon spricht, wie er an seine vielen Ehrenämter gekommen ist: "Ich habe eine Krankheit - ich kann nicht ,Nein' sagen", sagt er lächelnd. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich für verschiedene soziale Projekte. Ein Ehrenamt ist für ihn keine lästige Pflicht, sondern macht ihm sogar noch Spaß: "Wenn ich sage, dass ich mich für etwas engagiere, dann tue ich es auch. Dann bin ich als Erster da und gehe als Letzter", sagt der 83-Jährige.

Seit den 1980er Jahren, als er aus Rumänien nach Deutschland geflohen ist, engagiert er sich. "Die Arbeit führte mich nach Düsseldorf, und ich trat der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen bei, die sich damals in Düsseldorf, um Spätaussiedler aus Rumänien oder Schlesien kümmerte. Da gehörte ich auch dazu", erzählt Wagner. Weil der Verein in Düsseldorf keinen Vorsitzenden mehr hatte, wurde er schnell zum Chef der Vereinigung mit der Aufgabe, im damals noch vollkommen ländlichen Hellerhof eine Siedlung für Flüchtlinge und Aussiedler zu bauen.

26 Häuser entstanden unter Wagners Leitung und auch er selbst zog dorthin. "Wir schlossen Verträge mit der Stadt ab, bekamen finanzielle Hilfe und haben dann alles selbst aufgebaut", sagt er. Bis heute zahlen noch einige der Hausbesitzer dieses erste Darlehen ab, die Gemeinschaft besteht immer noch. "Auch wenn manche Häuser jetzt schon die zweite Generation übernommen hat, pflegen wir eine gute Nachbarschaft und veranstalten zum Beispiel einmal im Jahr ein Sommerfest auf unserem Garagenhof."

Das Engagement bei den Siebenbürgern motivierte Wagner schließlich, auch politisch aktiv zu werden: Zehn Jahre lang saß er für die CDU in der für seinen Stadtteil Hellerhof zuständigen Bezirksvertretung 10. Er ist außerdem Gründer und bis heute Vorsitzender der Senioren-Union Düsseldorf-Süd. "Da organisieren wir im Monat zwei Veranstaltungen - einen Vortrag zu Themen, die für ältere Menschen interessant sind, und einen Tagesausflug", sagt Wagner. Dabei müssen die Teilnehmer nicht unbedingt Mitglied in der Senioren-Union sein, Wagner und seine Mitstreiter verstehen sich als Helfer fernab von Parteipolitik. "Man kann niemanden zwingen, irgendwo Mitglied zu sein, Hauptsache, die Leute kommen und es gefällt ihnen."

Sein neuestes Projekt hat der 83-Jährige im vergangenen Dezember gestartet. Mit ein paar Mitstreitern hat er die "Geschichtswerkstatt Garath/Hellerhof" gegründet. Einmal pro Woche öffnet diese ihre Türen für Neugierige. "Wir haben so viel Material von Menschen aus den beiden Stadtteilen zur Verfügung gestellt bekommen, dass wir noch gar nicht alles aufarbeiten konnten. Wir haben da noch viel vor uns", sagt Wagner.

Deshalb will er sich auf jeden Fall weiter in der Geschichtswerkstatt und auch bei all seinen anderen Projekten engagieren. Für ihn ist ehrenamtliche Arbeit selbstverständlich. "Aber leider ist das heutzutage bei den meisten anderen nicht mehr so wie bei mir. Ich merke, dass die Bereitschaft, sich zu engagieren, deutlich abnimmt", so Wagner. Schließlich suche er bei seinen Projekten auch stets nach weiteren Freiwilligen. "Dabei kann ich das gar nicht nachvollziehen: Natürlich bekomme ich kein Geld dafür, aber es ist doch schon das Größte, wenn sich die Menschen, denen man hilft, bei einem bedanken."

(lai)
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